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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Bauch.‹« Ich lachte. »Das ist genau die Kombination, nach der ein guter Saugfisch Ausschau hält – um jeden Preis einen großen Bauch vermeiden.«
    Sie schaute mich an und schüttelte traurig den Kopf.
    »Ja, stimmt!« schrie ich. »Ich bin besoffen und auch noch verrückt – ein hoffnungsloser Fall, oder?« Ich hielt inne und sah sie an. »Also, für dich gibt es auch nicht viel Hoffnung, beim Himmel. Du bist so bescheuert, daß du den Saugfisch nicht mal erkennst, wenn du einen siehst!« Ich ging wieder auf und ab. »Du hast den einzigen Menschen hier unten, der keine Näpfe an seinem Bauch hat, zum Teufel geschickt, und dann bin ausgerechnet ich es, an dem du dich festklammerst.« Ich schüttelte den Kopf. »Himmel, ich bin ein einziger Saugnapf – ich habe solange
nach den Resten getaucht, daß ich gar nicht mehr weiß, wie die wirklichen Dinge aussehen.«
    Jetzt weinte sie, aber ich machte weiter. »Was zum Teufel willst du machen, Chenault? Was kannst du machen?« Ich ging wieder in die Küche, ich brauchte mehr Drinks. »Besser, du fängst endlich an, nachzudenken«, sagte ich. »Deine Tage hier sind gezählt – außer du willst die Miete bezahlen, wenn ich weg bin.«
    Sie weinte immer noch, und ich ging zurück ans Fenster. »Keine Hoffnung für einen alten Saugfisch«, murmelte ich und fühlte mich auf einmal sehr müde. Ich ging eine Weile herum und sagte nichts mehr, dann ging ich hinüber und setzte mich auf das Bett.
    Sie hörte auf zu weinen, setzte sich auf und stützte sich auf einen Ellenbogen. »Wann fährst du?« sagte sie.
    »Weiß noch nicht«, sagte ich. »Wahrscheinlich nächste Woche.«
    »Wohin?« fragte sie.
    »Weiß nicht – an einen neuen Ort.«
    Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Wahrscheinlich fahr ich zurück nach New York.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich besorg dir ein Flugticket. Kann’s mir zwar nicht leisten, aber was soll’s.«
    »Das brauchst du nicht«, sagte sie. »Ich habe Geld.«
    Ich starrte sie an. »Ich dachte, du wärst beinahe nicht mal von St. Thomas zurückgekommen.«
    »Da hatte ich auch noch nichts«, sagte sie. »Es war in dem Koffer, den du von Fritz geholt hast – ich hatte es für Notfälle versteckt.« Sie lächelte matt. »Es sind nur hundert Dollar.«
    »Himmel«, sagte ich. »Du wirst was brauchen, wenn du nach New York kommst.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich hab noch fünfzig, und –«,
sie zögerte. »Und ich glaube, ich fahre erst mal nach Hause. Meine Eltern leben in Connecticut.«
    »Na«, sagte ich. »Das ist doch gut, oder.«
    Sie lehnte sich vor und legte ihren Kopf an meine Brust. »Es ist schrecklich«, schluchzte sie. »Aber ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.«
    Ich legte meinen Arm um ihre Schultern. Ich wußte auch nicht, wo sie hingehen könnte oder warum oder was sie tun könnte, wenn sie dort war.
    »Kann ich hier bleiben, bis du fährst?« fragte sie.
    Ich nahm sie fester in meinen Arm und zog sie näher an mich heran. »Klar«, sagte ich. »Wenn du glaubst, daß du es aushältst.«
    »Was meinst du?« fragte sie.
    Ich lächelte und stand auf. »Den ganzen Wahnsinn«, sagte ich. »Stört es dich, wenn ich mich nackt betrinke?«
    Sie kicherte. »Und was ist mit mir?«
    »Klar«, sagte ich und zog mich aus. »Warum nicht?«
    Ich machte neue Drinks und stellte die Flasche zurück auf den Tisch neben dem Bett. Dann machte ich den Ventilator an und das Licht aus, und wir schlürften unsere Drinks. Ich saß gegen mehrere Kissen gelehnt, und ihr Kopf lag auf meiner Brust. Die Stille war so absolut, daß ich fest glaubte, das Klirren des Eises in meinem Glas wäre noch draußen auf der Straße zu hören. Der Mond schien durch das vordere Fenster, und ich betrachtete den Ausdruck in Chenaults Gesicht und fragte mich, wie sie so zufrieden und friedlich aussehen konnte.
    Nach einer Weile griff ich nach der Flasche und füllte wieder mein Glas. Dabei verschüttete ich ein bißchen Rum auf meinem Bauch, und sie beugte sich nach unten und leckte ihn ab. Die Berührung ihrer Zunge ließ mich erschaudern, und nach einem kontemplativen Moment
nahm ich noch einmal die Flasche und tropfte ein bißchen Rum auf mein Bein. Sie schaute zu mir hoch und schmunzelte, als würde ich mir einen sonderbaren Spaß erlauben, dann beugte sie sich runter und leckte.

19
    AM NÄCHSTEN MORGEN wachten wir früh auf. Ich fuhr hinunter zum Hotel, um einige Zeitungen zu besorgen, während sich Chenault duschte. Ich kaufte eine TIMES und eine
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