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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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fast Mittag«, sagte ich. »Denkst du nicht daran, arbeiten zu gehen?«
    »Ich gehe erst, wenn ich ordentlich betrunken bin«, antwortete er. »Trink noch ein Bier – bis Montag sind wir sowieso alle draußen.«
    Die nächsten drei Stunden tranken wir weiter, dann fuhren wir in die Redaktion. Lotterman war zurück, aber gerade irgendwo unterwegs. Gegen fünf kam er endlich und trommelte alle in der Mitte des Raumes zusammen. Dann stieg er auf einen der Tische.
    »Meine Herren«, begann er. »Sie werden sich freuen zu erfahren, daß der gottverdammte Nichtsnutz Segarra endlich gekündigt hat. Er war der schlimmste Blender, den
diese Zeitung je erlebt hat, und obendrein war er schwul – jetzt, wo er weg ist, glaube ich, daß alles gut wird.«
    Einige kicherten, dann wurde es wieder still.
    »Das ist noch nicht alles an guten Nachrichten«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Ich gehe davon aus, daß Sie alle wissen, daß das Blatt zuletzt nicht gerade viel Geld umgesetzt hat – nun ja, darüber werden wir uns jetzt bei Gott keine Sorgen mehr machen müssen!« Er schwieg kurz und blickte sich um. »Ich schätze, Sie haben alle schon mal von Daniel Stein gehört – also, das ist ein alter Freund von mir, und ab Montagmorgen gehört ihm die Hälfte der Zeitung.« Er lächelte. »Ich bin in sein Büro gegangen und hab zu ihm gesagt: ›Dan, ich möchte, daß die Zeitung überlebt‹, und er sagte: ›Ed, wieviel brauchst du?‹ Das war alles. Seine Anwälte arbeiten gerade die Verträge aus, und am Montag muß ich sie nur noch unterschreiben.« Er bewegte sich nervös auf dem Tisch hin und her und lächelte wieder. »Ich weiß, Freunde, daß Sie jetzt darauf warten, Ihr Geld zu bekommen, und es macht mir wirklich keinen Spaß, Ihnen das Wochenende zu verderben, aber nach meiner Vereinbarung mit Dan darf ich Ihnen die Barschecks erst geben, wenn ich diese Verträge unterschrieben habe – Sie bekommen Ihr Geld also erst am Montag.« Er nickte schnell. »Natürlich kann mich jeder um einen Kredit anhauen, der ein bißchen Kleingeld braucht, um über die Runden zu kommen – ich will ja nicht, daß Sie verdursten und mich dann dafür verantwortlich machen.«
    Es gab ein kurzes Lachen, dann hörte ich Salas Stimme irgendwo vom anderen Ende des Raums. »Ich weiß einiges über diesen Kerl, diesen Stein«, sagte er. »Sind Sie sicher, daß man sich auf den verlassen kann?«
    Lotterman wischte die Frage mit einer Handbewegung
weg. »Natürlich bin ich mir sicher, Bob. Dan und ich sind alte Freunde.«
    »Tja«, erwiderte Sala. »Ich hab ein ziemlich wichtiges Wochenende vor mir, und wenn es für Sie keinen Unterschied macht, dann würde ich mir den gesamten Gehaltsscheck doch gerne jetzt gleich leihen, dann müssen Sie mir am Montag gar nichts mehr geben.«
    Lotterman starrte auf ihn hinunter. »Was wollen Sie damit sagen, Bob?«
    »Nur das, was ich gesagt habe«, erwiderte Sala. »Ich möchte einfach nur, daß Sie mir bis Montag hundertfünfundzwanzig Dollar leihen.«
    »Das ist doch lächerlich!« rief Lotterman.
    »Lächerlich, soso«, sagte Sala. »Ich habe in Miami gearbeitet, wissen Sie noch? Ich kenne Stein. Er hat eine Vorstrafe wegen Unterschlagung.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Und außerdem bin ich am Montag vielleicht gar nicht mehr da.«
    »Wie meinen Sie das?« schrie Lotterman. »Sie wollen doch nicht kündigen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Sala.
    »Hören Sie mal gut zu, Bob«, schrie Lotterman. »Ich weiß nicht, was das soll, einmal erzählen Sie, daß Sie kündigen, dann kündigen Sie wieder nicht – wer zum Teufel glauben Sie, daß Sie sind?«
    In Salas Gesicht war ein leichtes Lächeln. »Sie müssen nicht schreien, Ed. Das macht uns alle nur nervös. Ich habe lediglich um einen Kredit gebeten, das ist alles.«
    Lotterman sprang vom Tisch herunter. »Wir sprechen uns in meinem Büro«, sagte er über seine Schulter. »Kemp, und Sie will ich gleich danach sehen.« Er fuhr mit der Hand durch die Luft. »Das ist alles, Jungs, und jetzt zurück an die Arbeit.«
    Sala folgte ihm in sein Büro. Ich blieb stehen und hörte Schwartz sagen: »Wie schrecklich – ich weiß gar nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Das Schlimmste«, erwiderte ich.
    Moberg kam auf uns zu gerannt. »Das kann er nicht machen!« kreischte er. »Kein Gehalt, keine Abfindung – das ist nicht zum Aushalten!«
    Kurz darauf ging Lottermans Bürotür wieder auf. Sala kam heraus und sah ziemlich
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