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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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unglücklich aus. Lotterman kam gleich hinter ihm her und rief mich. Er wartete, bis ich hineingegangen war, dann schloß er die Tür hinter uns.
    »Paul«, sagte er. »Was soll ich nur machen mit diesen Kerlen?«
    Ich schaute ihn an und war mir nicht sicher, was er genau meinte.
    »Ich häng ganz schön in den Seilen«, sagte er. »Sie sind der einzige hier, mit dem ich reden kann – alle anderen sind wie die Geier.«
    »Warum ich?« sagte ich. »Ich bin der größte Geier von allen.«
    »Nein, sind Sie nicht«, sagte er schnell. »Sie sind faul, aber Sie sind kein Geier – nicht wie dieser stinkende Sala!« Er geiferte vor Zorn. »Haben Sie die Scheiße gehört, die er da geredet hat? Haben Sie so was schon mal gehört?«
    Ich zuckte die Achseln. »Tja –«
    »Das ist der Grund, warum ich mit Ihnen reden will«, sagte er. »Ich muß diese Kerle bändigen. Wir sind in echten Schwierigkeiten – dieser Stein hat mich richtig festgenagelt.« Er sah mich an und nickte. »Wenn ich das Blatt nicht zum Laufen bringe, macht er den Laden dicht und verscherbelt alles, was sich zu Geld machen läßt. Und ich wandere in den Schuldturm.«
    »Klingt ziemlich trist«, sagte ich.
    Er lachte trocken. »Und das ist längst noch nicht alles.« Dann wurde seine Stimme kräftig und bestimmt. »Und was ich jetzt von Ihnen will – ich will, daß Sie diese Jungs auf Zack bringen. Sagen Sie ihnen, daß wir alle an einem Strang ziehen müssen – oder wir gehen unter!«
    »Untergehen?« sagte ich.
    Er nickte empathisch. »Das können Sie laut sagen.«
    »Tja«, sagte ich langsam. »Das ist irgendwie ein haariger Vorschlag, überlegen Sie mal, was Sala sagen würde, wenn ich jetzt da rausgehe und ihm erzähle: untergehen oder rudern mit der DAILY NEWS?« Ich zögerte. »Oder Schwartz oder Vandervitz – und selbst Moberg?«
    Er starrte auf seinen Tisch. »Ja«, sagte er schließlich. »Eigentlich können sie alle verschwinden – wie Segarra.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dieser schmierige kleine Perverse! Er hat nicht einfach nur gekündigt – er hat es gleich noch in ganz San Juan herumposaunt! Die Leute reden jetzt ständig davon, sie hätten gehört, das Blatt sei bankrott. Darum mußte ich nach Miami – weil ich hier in dieser Stadt keinen Cent mehr kriege. Dieses hinterhältige Reptil ist irgendwo da draußen und haut mich in die Pfanne.«
    Ich war versucht, ihn zu fragen, warum er Segarra überhaupt eingestellt hatte, oder warum er ein fünftklassiges Blatt herausgebracht hatte, wo er doch wenigstens hätte versuchen können, eine gute Zeitung zu machen. Plötzlich aber hatte ich genug von Lotterman; er war ein Blender durch und durch, und er wußte es nicht einmal. Er quatschte bis in alle Ewigkeit von der Pressefreiheit und davon, das Blatt am Laufen zu halten; aber selbst wenn er eine Million Dollar gehabt hätte und alle Freiheit der Welt, würde er doch immer nur eine wertlose Zeitung machen, einfach weil er nicht clever genug war. Er war nur ein weiterer
lärmender Penner in der großen Legion der Penner, die zwischen den Bannern größerer und besserer Männer marschieren. Freiheit, Wahrheit, Ehre – man könnte leicht hundert solcher Wörter herunterrattern, und hinter jedem würden sich tausend Penner versammeln, pompöse kleine Fürze, die mit der einen Hand das Banner hochhalten und mit der anderen unter den Tisch fassen.
    Ich stand auf. »Ed«, sagte ich, und es war das erste Mal, daß ich ihn mit seinem Namen anredete, »ich glaube, ich werde kündigen.«
    Er schaute mich mit leerem Blick an.
    »Ja«, sagte ich. »Ich hole mir am Montag meinen Scheck, und ich glaube, danach werde ich mich ein bißchen erholen.«
    Er sprang von seinem Stuhl hoch und stürmte auf mich zu. »Sie aufgeblasener elitärer Hurensohn!« schrie er. »Ich habe Ihre Arroganz lange genug ertragen!« Er schob mich zur Tür. »Sie sind entlassen!« kreischte er. »Verlassen Sie das Gebäude, bevor ich Sie einsperren lasse!« Er stieß mich in die Nachrichtenredaktion, ging dann zurück in sein Büro und schlug die Tür zu.
    Ich schlenderte an meinen Tisch und fing an zu lachen, als Sala fragte, was passiert war. »Er ist durchgedreht«, erwiderte ich. »Ich sagte ihm, daß ich kündigen würde, und er ist ausgeflippt.«
    »Tja«, sagte Sala, »es ist sowieso vorbei. Er hat mir ein Monatsgehalt versprochen, wenn ich den Leuten erzähle, er hätte Segarra gefeuert, weil er schwul ist – wollte es aus seiner eigenen Tasche
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