Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht
Autoren: Robert E. Vardeman
Vom Netzwerk:
paar Jahren geglaubt habe. Papa hat mich zu gar nichts überredet. Es gibt noch andere Aufgaben für mich, und er will mir einen Diplomatenposten geben.«
    »Damit du sein Nachfolger als Gouverneur werden kannst?«
    »Das steht hoffentlich noch in Jahren nicht an. Ich bin kein so begabter Schüler wie du, Kleiner. Es dürfte dauern, bis Papa in ein paar Jahrzehnten anfängt, an den Ruhestand zu denken, bevor ich auch nur halbwegs qualifiziert bin, in seine Fußstapfen zu treten.«
    »Ich bin nicht so gut wie du«, erwiderte Austin, von dem unerwarteten Kompliment völlig überrascht.
    »Und du hast deine Chance bei der Blonden verpasst«, bemerkte Dale mit einem Blick nach unten. »Sie und ihre Freundinnen sind gerade gegangen.«
    Austin war nicht bereit, sich ablenken zu lassen. Er hatte immer gewusst, dass Dale früher oder später die 1. Kosaken-Lanciers zugunsten eines Zivilpostens verlassen würde. Aber ausgerechnet jetzt? Der älteste Sohn eines Barons benötigte auf einer Vielzahl von Gebieten Erfahrung, um einen Planeten regieren zu können. Aber ausgerechnet jetzt?
    »Ich hoffe, du überlegst es dir noch, besonders im Augenblick, da in den Städten so viel Unruhe herrscht«, sagte er schließlich.
    »Das könnte der beste Zeitpunkt sein, um zu studieren, wie Papa arbeitet. Er ist überzeugt, dass Diplomatie militärischen Lösungen immer überlegen ist.«
    »Er hat die schlimmsten Aufstände nicht erlebt. Das würde sich schnell ändern, wenn sie die Stadt verlassen und versuchen, den Palast zu stürmen.«
    »Du machst dir zu viel Sorgen, Austin«, beschwichtigte Dale. »Komm. Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass wir um elf einen Termin bei Papa haben.«
    Austin wollte protestieren. Dale hätte ihm schon vorher von seiner Absicht erzählen sollen, aus dem Militär auszuscheiden. Dann beruhigte er sich. Dale hatte es ihm erzählt - auf seine Weise.
    Der ältere Ortega schlenderte pfeifend zum Aufzug. Austin folgte ihm langsamer und warf einen letzten Blick zurück auf den Centurion, bevor sich die Aufzugstür leise zischend schloss.
    Facettenpalast, Cingulum, Mirach Präfektur IV, Republik der Sphäre
    3. April 3133
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Austin Ortega. Er strich seine Uniform glatt.
    »Was soll das? Wir besuchen nur Papa. Du glaubst doch wohl nicht, dass wichtige Leute dabei sind, wenn er mit zwei kleinen Offizieren seiner Leibgarde redet, oder?« Dale klang locker, Austin aber bemerkte den Ausdruck im Gesicht seines Bruders. Er hatte die Stirn leicht gerunzelt. Austin entdeckte den Ansatz von Sorgenfalten in Dales Augenwinkeln und fragte sich, was er zurückhielt.
    »Ich muss erst noch zur Wache«, stellte Dale fest. Sie grüßten die 1KL-Posten am Nordeingang des Palastes und schwenkten hinter der Tür sofort nach links durch einen großen offenen Torbogen.
    »Master Sergeant Borodin«, rief Dale. Der gedrungene Mann hinter dem Schreibtisch des Diensthabenden sprang auf und nahm Haltung an.
    »Lieutenant Ortega«, bellte Borodin. »Schön, Sie zu sehen, Sir. Sie auch, Lieutenant JG.« Borodin stand kerzengerade auf seinem Platz, doch seine dunklen Augen zuckten hin und her und ließen sich keine Einzelheit entgehen. Der Master Sergeant war stolz darauf, das Zentrum der Gerüchteküche der 1KL zu sein, und Austin musste zugeben, dass der kleine Unteroffizier, wenn er den Dienstplan aus-hängte, über so ziemlich alles Bescheid wusste, was in der Einheit
    vor sich ging.
    »Gibt es irgendetwas zu melden, Master Sergeant?«, fragte Dale.
    »Haben Sie die neuen Befehle gesehen, Sir?«
    Dale trat zum Schreibtisch hinüber und überflog die Ausdrucke, die Borodin ihm reichte. Austin schaute hinauf zu dem kleinen Parabolspiegel hoch oben im Torbogen, in dem Borodin jeden sehen konnte, der den Palast betrat. Austins Spiegelbild war verzerrt und zeigte ihn aus diesem Winkel nur von der Hüfte aufwärts. Kurz geschorenes dunkles Haar bedeckte seinen Kopf. Sein breites Gesicht mit den hohen Jochbeinen sah gut aus, das wusste er, wenn auch nicht so gut wie das seines Bruders. Er hob die Hand an den Buckel auf seiner Nase, an die Stelle, wo der Bruch verheilt war, dann trat er verlegen beiseite, aus dem Blickwinkel des Spiegels. Austin gefiel das Bild von sich, das er in Gedanken pflegte, besser. Breite Schulter, tonnenförmige Brust, muskulöse Arme - als Ergebnis des strapaziösen Trainingsprogramms aller 1KL-Soldaten. Austin war stolz auf die Muskeln, die er seit seinem Dienstantritt vor sechs Monaten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher