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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht
Autoren: Robert E. Vardeman
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des Gouverneursbüros freigaben. Die so genannte Waffenkammer beherbergte nicht nur einen kompletten Bürostab, sondern auch eine Sammlung echter Waffen aus Welten in der ganzen Republik. Diese Ausstellung stand keinem der Räume des Museums nach, auch wenn sein Vater ständig drohte, sie in irgendeinen entfernteren Teil des Palastes zu verlegen. Austin hatte seinem Vater gesagt, dass derjenige, der sich nicht an die Geschichte erinnerte, dazu verdammt war, sie zu wiederholen. Er hoffte, dass dieses Argument bei seinem Vater und dessen wachsendem Widerwillen gegen Gewalt und Waffen etwas ausrichtete. Doch irgendwie zweifelte er daran. Er würde die Waffen vermissen.
    »Der Baron erwartet Sie«, stellte ein Sekretär fest und schaute von seinem Schreibtisch auf, als Austin und Dale davor stehen blieben. »Sie können sofort durchgehen.«
    »Danke«, antwortete Dale mechanisch.
    Austin warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. Er wirkte jetzt entspannter, aber Austin argwöhnte, dass das nur Fassade war, nur vorgetäuscht. Durch seine Gedanken zuckte ein Bild Dales, der wie eine Sprungfeder gespannt war. Der ältere Ortegabruder bewegte sich wie eine Raubkatze, elegant, schlank und geschmeidig. Während Austin durch das Training bei den 1KL muskulöser geworden war, hatte Dale den Körper eines Langstreckenläufers entwickelt. Er bot in seiner makellosen, tiefschwarzen Uniform, deren silberne Lieutenantsabzeichen im farbigen Licht der Juwelendecke glänzten, einen bemerkenswerten Anblick. Zwei kleine gestreifte Bänder auf der Uniformbrust zeigten, dass Dale im vorigen Jahr an den Gefechten gegen die Kupferminenarbeiter teilgenommen und mitgeholfen hatte, die versuchte Invasion Ventrales, des zweiten Kontinents Mi-rachs, durch eine Söldnereinheit zurückzuschlagen, die möglicherweise in Jacob Bannsons Sold gestanden hatte. Bannson war der ehrgeizige Vorsitzende eines riesigen interstellaren Konzerns, der Geschäftsinteressen in zwei Präfekturen hatte. Die Republik hatte nach Monopolvorwürfen gegen ihn seinen Aktivitäten Zügel angelegt, und Bannson hatte zurückgesteckt. Aber jetzt, nach dem Zusammenbruch des HPG-Netzes, häuften sich die Gerüchte, dass Bann-son auf weniger kommerzielle Methoden zurückgriff, um seinen Einfluss auszuweiten. Eine Verbindung Bannsons zum Ventrale-Zwischenfall war nie nachgewiesen worden, aber alle hatten ihre eigenen Ansichten darüber, wer hinter diesem gescheiterten Vorhaben stand.
    Auf Austins Brust prangte nur eine Einheitsauszeichnung. Das war der Unterschied, den zwei Jahre ausmachten. Zwei Jahre und das Bürgerrecht der Republik. In einem Monat würde auch er seine Dienstzeit beenden und sich die Bürgerrechte verdient haben. Dann konnte er es über den Rang eines Lieutenant, Junior Grade, hinaus schaffen und den endlosen Arbeitsaufträgen Lebewohl sagen.
    Sie gingen hinüber zum großen Doppelportal, wo zwei 1KL-Pos-ten zackig beiseite traten und die Türflügel öffneten, die lautlos einwärts schwangen und den Blick auf einen Raum freigaben, der noch prächtiger eingerichtet war als die Waffenkammer oder der Große Korridor vor ihr. Juwelen aller Farben und aus allen Ecken des Planeten funkelten in der Decke und strahlten ein Farbenspektrum herab, das sich in ständiger Bewegung befand und sich durch exzellente Justierung über Sergio Ortegas Schreibtisch zu einem steten weißen Licht bündelte. Der mit Bildschirmen bedeckte Schreibtisch zeigte Bilder aus der ganzen Welt, auf denen Aufstände ebenso zu sehen waren wie die intimeren Einzelheiten des Geschäftslebens auf Mirach.
    »Papa«, stellte Dale fest. »Gut siehst du aus.«
    Sergio winkte sie herein. Die Posten schlossen hinter ihnen die Tür und die Brüder blieben vor dem riesigen Schreibtisch stehen. Im Gegensatz zu Dales Behauptung sah ihr Vater gar nicht gut aus. Der schüttere Kranz grauer Haare um seinen kahlen Fleck verriet, wie selten er sich in letzter Zeit kämmte. Dunkle Ringe um die Augen kündeten von langen Arbeitsstunden und wenig Schlaf. Und das leichte Zittern der sonst erzruhigen Hand - als Sergio auf die freien Sessel deutete - überzeugte Austin davon, dass er unter einer gewaltigen Anspannung stand. Normalerweise war sein Vater fröhlich und munter. Heute schien er distanziert.
    »Eure Ausbildung verläuft gut«, bemerkte Sergio. Es war keine Frage.
    »Du hast unsere letzten Trainingsberichte gesehen?«, fragte Dale beinahe ängstlich. Austin warf seinem Bruder aus dem Augenwinkel einen
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