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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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Mahlzeit bot. Der Grund war vielmehr: Der Priester bewegte sich in einem kleinen freien Bereich, der ihn auf Schritt und Tritt begleitete. Bei Hexen verhielt es sich ähnlich – niemand wollte einer Hexe zu nahe sein.
    Das Gesicht konnte Agnes nicht erkennen. Der Mann ging schnurstracks zum Büffettisch.
»Entschuldige bitte, Fräulein Nitt…«
    Shawn erschien an ihrer Seite. Er stand ganz steif, denn unvorsichtige Bewegungen führten dazu, daß sich die Perücke auf seinem Kopf drehte.
    »Ja, Shawn?« fragte Agnes.
»Die Königin möchte dich sprechen«, sagte Shawn.
»Mich?«
»Ja, Fräulein. Sie ist im Gräßlich Grünen Salon, Fräulein.« Shawn
    wandte sich langsam ab, und die Perücke behielt die Position auf seinem Kopf bei.
    Agnes zögerte. Vermutlich war dies ein königlicher Befehl, selbst wenn er von Magrat Knoblauch stammte, was bedeutete: Er war wichtiger als die Anweisungen Nanny Oggs. Außerdem hatte sie den Priester inzwischen gefunden, und er erweckte nicht den Eindruck, daß er bei den Appetithäppchen jemanden verbrennen wollte. Sie machte sich auf den Weg.
    Eine kleine Luke schwang hinter dem trübseligen Igor auf.
»Warum haben wir diesmal angehalten?«
»Weil ein Troll im Weg fteht, Herr.«
»Ein was?«
Igor rollte mit den Augen. »Ein Troll fteht im Weg«, sagte er. Die Luke klappte zu. Im Innern der Kutsche erhob sich Flüstern. Die
    Luke öffnete sich.
»Du meinst, ein Troll ?«
» Ja, Herr.«
»Überfahr ihn einfach!«
Der Troll kam näher und hielt eine Fackel hoch. Vor kurzer Zeit hatte
    jemand gesagt: »Dieser Troll braucht eine Uniform.« Doch das Arsenal enthielt nur ein passendes Objekt: einen Helm. Und der mußte an dem Kopf festgebunden werden, damit er nicht herunterfiel.
    »Der alte Graf hätte mich nie aufgefordert, einen Troll zu überrfahren«, brummte Igor halblaut. »Aber er war ein Gentleman .«
»Wie bitte?« erklang die scharfe Stimme einer Frau.
Der Troll erreichte die Kutsche und schmetterte respektvoll die Fingerknöchel gegen den Helm.
»Nabend«, sagte er. »Dies ein wenig peinlich ist. Du kennst einen
    Pfahl?«
»Pfahl?« wiederholte Igor argwöhnisch.
»Ein langes Ding aus Holz…«
»Ja? Und? Waf ift damit?«
»Du dir einfach vorstellen, das liegt ein schwarz und gelb gestreifter
    Pfahl über der Straße, ja? Äh, leider wir haben nur einen, und er heute nacht wird gebraucht am Kupferkopfweg.«
    Die Luke öffnete sich.
»Na los, Mann! Überfahr ihn endlich!«
    »Ich losgehen könnte, um zu holen ihn«, sagte der Troll und trat nervös von einem großen Fuß auf den anderen. »Allerdings er erst morgen hier wäre, ja? Oder du so tun könntest, als versperrte er Weg hier, und ich bereit bin, ihn zu heben, ja?«
    »Na schön«, sagte Igor und schenkte dem Geschimpfe in der Kutsche keine Beachtung. Der alte Graf war immer freundlich zu Trollen gewesen, auch wenn man sie nicht beißen konnte, und das verriet echte Klasse bei einem Vampir.
    »Aber erst muß ich stempeln etwas«, fuhr der Troll fort. Er hob eine halbe Kartoffel und einen mit Farbe getränkten Lappen.
»Warum?«
    »Um zu zeigen, daß ihr seid vorbei an mir«, erklärte der Troll.
    »Ja, aber wir find doch an dir vorbei«, sagte Igor. »Ich meine, wenn unf die Leute fehen, dürfte wohl kaum ein Zweifel daran beftehen, daf wir an dir vorbei find.«
    »Aber der Stempel alles macht offiziell «, beharrte der Troll. »Waf paffiert, wenn wir einfach weiterfahren?« fragte Igor. »Äh… dann ich hebe den Pfahl nicht an«, antwortete der Troll. In einem metaphysischen Rätsel gefangen, blickten sie beide zu dem
    Teil der Straße, wo ein unsichtbarer Schlagbaum den Weg versperrte.
    Normalerweise hätte Igor keine Zeit vergeudet. Aber die Familie ging ihm auf die Nerven, und er reagierte auf die traditionelle Weise genervter Diener, indem er sich sehr dumm stellte. Er beugte sich vor und sprach durch die offene Luke zu den Insassen der Kutsche.
    »Ef ift eine Grenzkontrolle, Herr«, sagte er. »Wir müffen etwaf abftempeln laffen.«
Wieder flüsterten Stimmen, und dann wurde ein großes weißes Rechteck mit goldener Kante nicht besonders freundlich durch die Luke geschoben. Igor reichte es weiter.
    »Eigentlich schade«, sagte der Troll, stempelte das weiße Rechteck ungeschickt und gab es zurück.
»Waf ift daf denn?« fragte Igor.
    »Tschuldigung?«
»Diefef… dumme Zeichen!«
»Nun, die Kartoffel nicht groß genug war für das offizielle Siegel, und
    eigentlich ich gar nicht weiß, wie aussieht ein Siegel,
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