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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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»Warum sind wir hier?«, sondern »Wird es vor der nächsten Ernte regnen?«.
    Ein Philosoph hätte diesen Mangel an geistigem Ehrgeiz vielleicht kritisiert, aber nur dann, wenn er ganz sicher sein konnte, woher seine nächste Mahlzeit kam.
    Lage und Klima von Lancre hatten praktisch denkende, redliche Leute hervorgebracht, die in der tiefer gelegenen Welt oft Hervorragendes leisteten. Das Königreich hatte der Ebene viele ihrer größten Zauberer und Hexen gegeben. Der Philosoph hätte vielleicht darüber gestaunt, daß ein so standhaftes Volk viele erfolgreiche Magier hervorbrachte – aber man kann eben nur dann Luftschlösser bauen, wenn man festen Boden unter den Füßen hat.
    Und so zogen die Söhne und Töchter von Lancre in die weite Welt hinaus, arbeiteten, kletterten die verschiedenen Karriereleitern empor und vergaßen nie, Geld nach Hause zu schicken.
    Die daheim bleibenden Freunde und Verwandten bemerkten zwar die Adresse des Absenders, doch abgesehen davon dachten sie kaum an die Welt außerhalb von Lancre.
    Allerdings dachte die Welt außerhalb von Lancre an sie.
    Der große, flache Felsen war jetzt wieder verlassen, doch im Moor weiter unten zitterte das Heidekraut, als sich jemand dem tiefer gelegenen Land näherte.
    »Wir haun alle um!«
»Wir sind die Größten!«
    Es gibt viele Arten von Vampiren. Es heißt sogar, es gäbe so viele Vampire wie Krankheiten. * Und es sind nicht nur Menschen (wenn Vampire überhaupt Menschen sind). Überall in den Spitzhornbergen trifft man auf den Glauben, daß völlig harmlos wirkende Werkzeuge, wie zum Beispiel ein Hammer oder eine Säge, Blut fordern, wenn sie mehr als drei Jahre lang nicht benutzt worden sind. In Ghat glaubt man an vampirische Wassermelonen, obwohl unklar bleibt, was solche Vampire anstellen – vielleicht saugen sie zurück.
    Zwei Dinge haben Vampirforscher immer wieder verwundert. Erstens: Warum verfügen Vampire über solche Macht ? Sie sind doch ganz einfach zu töten. Es gibt Dutzende von Möglichkeiten, Vampire zu erledigen, ganz abgesehen von einem Pflock durchs Herz, was auch bei normalen
    * Was vermutlich bedeutet: Einige sind bösartig und gefährlich, andere bewirken, daß man komisch geht und Obst meidet.
    Leuten funktioniert – übriggebliebene Pflöcke werden also nicht vergeudet. Normalerweise verbringen Vampire den Tag in irgendeinem Sarg, nur bewacht von einem buckligen Alten, der für gewöhnlich nicht mehr ganz rüstig ist – es sollte schon einer geringen Anzahl von Leuten gelingen, ihn zu überwältigen. Und doch kann ein Vampir eine ganze Dorfgemeinschaft in seinen Bann schlagen…
    Und zweitens: Warum sind Vampire immer so dumm? Als wäre es kein untotsicheres Zeichen, die ganze Zeit über Abendkleidung zu tragen? Warum wohnen sie ausgerechnet in Schlössern, wo es so viele Möglichkeiten gibt, einen Vampir zu besiegen? Zum Beispiel kann man ganz einfach irgendwelche Vorhänge zerreißen und Schmuckgegenstände von den Wänden nehmen, um ein religiöses Symbol aus ihnen zu formen. Und außerdem: Glauben Vampire wirklich, sie könnten jemanden zum Narren halten, indem sie ihren Namen rückwärts buchstabieren?
    Viele Meilen von Lancre entfernt klapperte eine Kutsche durchs Moor. Sie konnte nicht besonders schwer sein, so wie sie über die Furchen sprang, aber Dunkelheit kam mit ihr.
    Die Pferde waren schwarz, ebenso die Kutsche selbst, abgesehen von den Wappen an den Türen. Jedes Roß trug eine schwarze Feder zwischen den Ohren, und weitere schwarze Federn waren an den vier Ecken der Kutsche angebracht. Dadurch wirkte sie wie ein reisender Schatten, der die Nacht hinter sich herzog.
    Am Ende des Moors, wo einige Bäume in den Ruinen eines Gebäudes wuchsen, hielt die Kutsche knarrend an.
    Die Pferde standen still, scharrten gelegentlich mit einem Huf oder warfen den Kopf von einer Seite zur anderen. Der Kutscher saß nach vorn gebeugt, hielt die Zügel und wartete.
    Vier Gestalten flogen im silbrigen Mondschein dicht über den Wolken. Ihr Gespräch ließ darauf schließen, daß jemand verärgert war. Eine unangenehme Schärfe in der Stimme deutete gar darauf hin, daß »aufgebracht« ein besserer Ausdruck gewesen wäre.
    »Du hast es entkommen lassen!« Ein jammernder Unterton verriet, daß diese Stimme einer notorischen Nörglerin gehörte.
    »Es war verletzt, Lacci.« Diese Stimme klang beschwichtigend und väterlich, brachte aber auch den unterschwelligen Wunsch zum Ausdruck, dem Eigentümer der ersten Stimme eine
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