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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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schmelzende Eiswürfel. Noch weiter als ganz am Rand… ganz ganz am Rand mußte eine Entscheidung getroffen, ein Urteil gefällt werden.
»Hier ist zu großer Schaden angerichtet worden«, sagte sie schließlich. Wenige Sekunden später fühlte sie, wie das Leben an ihr vorbeiglitt.
    Tod hatte den Anstand, die Scheune ohne ein weiteres Wort zu verlassen.
    Als Frau Pattenbusch zögernd anklopfte und dann die Tür öffnete, befand sich Oma im Kuhstall. Die Hebamme beobachtete, wie sie aufstand und einen Dorn hochhielt.
    »Das hat den ganzen Tag über im Bein des Tieres gesteckt«, sagte die Hexe. »Kein Wunder, daß es unruhig war. Bitte sorg dafür, daß er die Kuh nicht tötet, verstanden? Sie brauchen sie bestimmt.«
    Frau Pattenbusch blickte auf die zusammengerollte Decke im Stroh hinab. Oma Wetterwachs hatte das Bündel taktvoll beiseite geschoben, damit die jetzt schlafende Frau Efeu es nicht sehen konnte.
    »Ich rede mit ihm«, fuhr Oma fort und strich Strohreste von ihrem Kleid. »Was Frau Efeu betriff… Sie ist stark und jung, und du weißt, worauf es ankommt. Kümmere dich um sie. Nanny Ogg oder ich schauen gelegentlich vorbei. Wenn sie sich erholt hat… Im Schloß wird eine Amme gebraucht. Vielleicht ist das die beste Lösung.«
    In Schnitte gab es wohl kaum jemanden, der es wagen würde, sich Oma Wetterwachs zu widersetzen, doch im Gesicht der Hebamme zeigte sich ein Hauch Mißbilligung.
    »Bist du noch immer der Ansicht, daß es besser gewesen wäre, Herrn
    Efeu zu fragen?« wandte sich Oma an Frau Pattenbusch.
»Ich hätte vorher mit ihm gesprochen…«, murmelte die Hebamme. »Magst du ihn nicht? Hältst du ihn für einen üblen Burschen?« Oma
    rückte ihre Haarnadeln zurecht.
»Nein!«
»Was hat er mir angetan, daß ich ihm soviel Leid bescheren sollte?«
    Agnes mußte laufen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Wenn Nanny Ogg in Fahrt geriet, bewegte sie sich wie von einem Motor angetrieben. »Wir haben hier doch viele Priester, Nanny!«
    »Aber keine Omnianer!« erwiderte Nanny Ogg scharf. »Im letzten Jahr kamen welche zu uns. Zwei von ihnen klopften an meine Tür !« »Nun, dafür ist eine Tür da…«
» Und sie schoben eine Broschüre unter der Tür durch. Ihr Titel lautete:
    Bereue!« schnaufte Nanny Ogg. »Bereuen? Ich? Meine Güte! Ich kann doch nicht einfach so damit anfangen, Reue zu empfinden. Dann käme ich überhaupt nicht mehr dazu, irgendwas zu erledigen. Außerdem tut mir kaum etwas leid«, fügte sie hinzu.
    »Ich glaube, du regst dich zu sehr auf…«
»Sie verbrennen Leute!« sagte Nanny.
    »Ich habe irgendwo gelesen, daß das tatsächlich einmal der Fall war.« Agnes keuchte vor Anstrengung, während sie weiter versuchte, mit Nanny Schritt zu halten.
    »Aber es geschah vor langer Zeit. Die Priester, die ich in AnkhMorpork gesehen habe, begnügten sich damit, Broschüren zu verteilen, in Zelten zu predigen und langweilige Lieder zu singen…«
    »Ha! Die Katze läßt das Miauen nicht, Mädchen!«
    Sie eilten durch einen Flur, traten hinter einem Wandschirm hervor – und sahen sich plötzlich mit dem Durcheinander im Großen Saal konfrontiert.
    »Hier wimmelt’s von piekfeinen Leuten.« Nanny reckte den Hals. »Ah, da ist ja unser Shawn…«
    Lancres stehendes Heer duckte sich hinter eine Säule, vermutlich in der Hoffnung, daß ihn niemand mit der gepuderten Lakaienperücke sah, die für einen wesentlich größeren Lakaien bestimmt war.
    Das Königreich Lancre hatte keine nennenswerte Exekutive, und die meisten der betreffenden Aufgaben nahm Nanny Oggs jüngster Sohn wahr. König Verence war ein recht fortschrittlicher Herrscher, auf eine nervöse Art und Weise, aber trotz all seiner Bemühungen ließen sich die Lancrestianer nicht dazu bewegen, die Demokratie zu akzeptieren. Deshalb hatte sich bedauerlicherweise nie eine Art Regierung bilden können. Um die meisten Dinge, die sich nicht vermeiden ließen, kümmerte sich Shawn. Er leerte die Aborte im Palast, stellte die wenige Post zu, bewachte die Wehrwälle, hielt die Königliche Münze in Betrieb, glich den Etat aus und half in seiner Freizeit dem Gärtner. Wenn es erforderlich war, die Grenzen zu kontrollieren – Verence glaubte, daß gelb und schwarz gestreifte Pfähle einem Land einen professionellen Eindruck verliehen –, stempelte er Pässe beziehungsweise irgendein Stück Papier, das die Reisenden vorweisen konnten, zum Beispiel einen Briefumschlag. Er benutzte dazu einen Stempel, den er mehr oder weniger geschickt
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