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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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später kamen wir in Australien an, nur um weiter nach Neuseeland zu reisen. Nicht das Outback, sondern die Bulmer Cavern waren unser Ziel. Das weit verzweigte, noch immer nicht komplett erforschte Höhlensystem in der Mount Owen Region, nordwestlich von Nelson. Eine Expedition vor knapp zwei Wochen hatte vier Todesopfer gefordert. Man hatte einige Tage gebraucht, um die Leichen zu bergen. Die Überlebenden sprachen von seltsamen, schattenhaften Kreaturen, die urplötzlich aus dem tieferen Höhlensystem gekommen seien und ihre Kameraden mit sich fortrissen. Die Wände hätten von ihren Schreien widergehallt. Eine sicher sehr gruselige Akustik. Die Polizei hatte sofort eine Rettungsmannschaft in die Höhlen geschickt, aber keine Spuren finden können. Erst eine gute Woche später wurden alle vier Leichname in einer der größeren Haupthöhlen gefunden, wo sie sozusagen wie Abfall entsorgt worden waren. Ein Übergriff von Tieren kam nicht in Frage. Da der mit dem Fall betraute Polizeichef recht gut mit Connor Stenton, dem Leiter unseres Mutterhauses in Melbourne, befreundet war, zog er ihn zu Rate und gestattete einem Ashera-Pathologen bei der Obduktion dabei zu sein. Eine weitere Expedition in die Höhlen mit einem erfahrenen Höhlenforscher und drei unserer Ordensmitglieder hatte Spuren von Crawlern erbracht. Darum hatte man wie immer Franklin informiert, der die Akte der Dunklen Vampire angelegt hatte.
    Es war meine erste Begegnung mit Ordensmitgliedern außerhalb von Gorlem Manor seit meiner Wandlung. Ich war ein wenig nervös, wie sie reagieren würden. Ihnen etwas vorzumachen, wäre sinnlos gewesen. Dafür waren sie mit meinesgleichen zu vertraut. Ich spürte Connor Stentons Unruhe, als Armand und ich gegen 23:00 Uhr das Restaurant betraten, in dem wir uns treffen wollten. Er setzte uns ausführlich über den aktuellen Stand der Ermittlungen ins Bild. Connor war erst vierunddreißig. Mit einem schmalen, kantigen Gesicht, kurzen schwarzen Haaren und hellgrünen Augen. Die Tatsache, dass er als Bester seines Jahrgangs an der Universität in Sydney abgeschlossen und bei mehreren Außeneinsätzen für die Ashera seinen Mut und seine Souveränität unter Beweis gestellt hatte, war Grund für die Entscheidung des Ordens gewesen, ihm die Nachfolge von Chester Boyled zu überlassen, der vor drei Jahren in den Ruhestand gegangen war und nur noch in den Archiven arbeitete. Connor erinnerte an einen Marinesoldaten. Stahlhart, eiskalt und durchtrainiert bis in die letzte Haarspitze. Trotzdem legte er uns gegenüber Respekt und Höflichkeit an den Tag.
    „Hatten Sie und Ihre Leute schon direkten Kontakt zu den Crawlern?“, fragte ich und nippte an meinem Kaffee. Mir machte es nichts aus, gewöhnliche Nahrung zu mir zu nehmen, da der vampirische Körper an sich keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, auch wenn er keine Energie daraus zog. Es gab mir sogar ein gewisses Gefühl von Normalität, was mir gut tat. Armand fand das amüsant, er vermied so etwas lieber, weil es in seinen Augen unnütz war, es sei denn, er wollte einen Sterblichen damit täuschen.
    „Nein, wir sind noch keinem begegnet. Sie leben wohl tiefer in den Höhlen und darüber bin ich ehrlich gesagt auch froh. Ich möchte keinen meiner Leute verlieren. Sie verzeihen meine Offenheit, aber es beruhigt mich, dass Sie beide keine Menschen mehr sind.“
    Ich schmunzelte. „Sie wissen aber schon, dass auch wir beide durchaus sterben können, wenn wir auf die Crawler treffen?“
    Er räusperte sich verlegen. So hatte er das nicht gemeint. Dass er lieber jemand anderen opfern würde, der nicht zu seinem Stab gehörte. Aber jemand musste diese Aufgabe ja übernehmen. Für uns war zumindest das Todesrisiko geringer, als für einen Menschen.
    Stenton brachte uns zu den Höhlen. Er zeigte uns zuerst den Fundort der Leichen. Schon hier witterte Armand die Nähe der Crawler. Seine Augen glühten im schwachen Dämmerlicht, das von den vom Höhlengestein reflektierten Strahlen der Taschenlampen rührte. Ich spürte seine Anspannung wie ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut. Auch ich, mit meinen durch
Das Blut
verstärkten Sinnen, konnte die Gegenwart der Dunklen wahrnehmen. Instinktiv griff ich nach Armands Hand. Das Gefühl seiner Stärke an meiner Seite gab mir die Kraft, die ich brauchte.
    „Ich denke, von hier aus gehen wir allein weiter, Connor.“
    Er war erleichtert, damit aus seiner Pflicht entlassen zu werden. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Der Vorfall in
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