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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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zum Preis einer Nacht in den Armen eines Geschöpfes, das ich ebenso liebe wie fürchte. Ich bin ihm hörig seitdem, und er weiß es. Er hatte Zeit zu warten, bis ich von allein wieder seine Nähe suchen würde. Ich hab ihm meine Seele verkauft, um der Vater dieses Mutterhauses zu werden. Das, so dachte ich zumindest, könntest du mir nie verzeihen.“ Ich nickte langsam. „Außerdem“, fuhr er fort, „war Armand von Grund auf dagegen, dir irgendetwas aus deiner Vergangenheit zu erzählen, was deine freie Wahl beeinflusst hätte. Was hätte ich anderes tun können, als mich seinem Wunsch zu fügen? Schließlich wärst du ohne ihn nicht einmal mehr in den Orden zurückgekehrt. Wollte ich meine Tochter wiederhaben, dann musste ich mich seinen Bedingungen beugen.“
    Ich blickte ihn ohne Vorwurf in den Augen an. Weil ich verstand. Beide verstand. „Es gibt nichts zu verzeihen“, sagte ich schließlich ganz ruhig. „Alles geschieht wie es muss. Ich trage weder dir noch Armand irgendetwas nach. Aber es stimmt, hätte ich vor zwei Jahren erfahren, was ich während der Wandlung gesehen habe, ich wäre vermutlich nicht hier geblieben. Weder bei dir, noch bei ihm. Also ist es wohl gut so, dass ihr beide geschwiegen habt.“
    Eine Weile stand die Spannung zwischen uns noch im Raum. Dann sprang Franklin über seinen Schatten, kam zu mir und schloss mich endlich, zum ersten Mal seit ich Gorlem Manor vor über zwei Jahren betreten hatte, wie ein Vater in seine Arme. Das Glücksgefühl ließ mich schwindlig werden. Umso dankbarer war ich für den Halt, den er mir bot. Doch viel zu schnell löste er sich wieder von mir. Verlegen, unsicher machte er ein paar Schritte zurück, brachte eine Art Sicherheitsabstand zwischen uns.
    „Du wirst eine andere Unterkunft brauchen“, stellte er fest. Er versprach, mir ein ruhiges Quartier in den Kellerräumen einzurichten. Bis dahin würde ich weiterhin bei Armand wohnen.
    Als ich gehen und mich von ihm verabschieden wollte, spannte er sich merklich an. Er hatte eine instinktive Angst vor dem Vampir in mir, davor mich noch einmal zu berühren.
    „Ich würde dir nie etwas tun, Vater. Sei unbesorgt.“
    „Und dennoch hast du gezögert, ob du wiederkommen sollst.“
    „Weil ich nicht wusste, ob du mich noch haben willst.“
    „Du bist meine Tochter. Du kennst jetzt die Wahrheit.“
    „Ja. Aber jetzt bin ich außerdem ein Vampir. In meinen letzten Stunden habe ich mein ganzes sterbliches Leben kennen gelernt. Ich habe damit abgeschlossen, meinen Frieden damit gemacht. Ich wusste nicht, ob das, was von deiner Tochter noch übrig geblieben ist, reicht, damit du mich noch liebst.“
    Mein Blick war fragend, seiner zurückhaltend. Ich spürte seinen Zwiespalt, die Angst, die ihn zittern ließ, vermischt mit der Liebe, die er für mich empfand. Schließlich gewann diese die Oberhand und wortlos nahm er mich ein zweites Mal in die Arme. Ich war tatsächlich endlich mit Körper und Seele heimgekehrt.
    „Beantwortest du mir eine Frage?“, bat Franklin dann leise. Ich nickte stumm. „Warum bist du zurückgekommen? Du hättest fort bleiben können.“
    „Ich habe einen Eid geschworen.“
    „Da warst du noch ein Mensch. Am Leben und sterblich.“
    „Ich bin immer noch am Leben“, ließ ich ihn wissen.
    „Aber kein Mensch mehr. Du bist jetzt … anders.“
    Er wollte das Wort Vampir nicht aussprechen.
    „Ich sehe nicht, inwieweit das etwas ändert. Ich bin immer noch ich. Und ich gab mein Wort, unterzeichnete den Eid. Dazu stehe ich. Mein Leben gehört der Ashera und ich diene ihr, egal, was auch immer geschehen sein mag.“ Ich wollte damit auch deutlich machen, dass ich ihm nichts mehr nachtrug. Aber ich war nicht sicher, ob er das verstand. Ihm schien nicht wohl zumute. „Natürlich, wenn es dir lieber ist, dass ich nicht mehr …“, begann ich vorsichtig, aber er schüttelte hastig den Kopf.
    „Nein, nein! Ich bin froh, dass du wieder hier bist. Ich hatte nur gedacht … nach allem was geschehen ist und was du jetzt … ich dachte du hättest dieses Leben hinter dir gelassen.“
    Ich lächelte zwar, sagte aber nichts dazu. Wie sollte ich ihm meine Beweggründe erklären? All die Geheimnisse die ich kannte, das Wissen, das sich mir offenbart hatte, meine Gefühle, die ich gerade erst selbst zu verstehen begann?
    Als ich Gorlem Manor durch das Hauptportal wieder verlassen wollte, stand Camille, meine Großtante und einstige Lehrerin, oben an der Treppe, die schlanken Finger auf dem
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