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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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Prag, bei dem ich zum ersten Mal den Crawlern begegnet war und wo ein Ordensmitglied des Tepecz House auf unschöne Weise sein Leben verloren hatte, beschrieb sehr detailliert die Crawler-Gruppen und vor allem ihren gefürchteten Fürst. Ein mächtiger Dämon mit gelben Augen, der keine Skrupel hatte, seine eigene Brut zu vernichten. Geschweige denn, dass er vor Menschen Halt machte. Und im Gegensatz zu seinen Nachkommen, die allesamt eher feige waren und dazu neigten, die Flucht zu ergreifen, sobald die Beute sich als wehrhaft erwies, kannte der Fürst keine Angst und Vorsicht. Es war reines Glück gewesen, dass er sich Armand damals geschlagen gegeben hatte. Stenton war kein Feigling, aber auch nicht immun gegen Furcht, obwohl er diese als Ordensleiter natürlich nicht zugeben durfte.
    Wir waren jetzt also auf uns allein gestellt. Armand sah mich fragend an. Schließlich nickte ich. Dankbar, ihm das Sagen und die Führung zu überlassen. Auch wenn ich das eigentlich nicht gedurft hätte.
    Ohne unseren menschlichen Begleiter verzichteten wir auf die Taschenlampen. Unsere Augen benötigten die verräterische Lichtquelle nicht. Kalkstein und Marmor wechselten sich in den einzelnen Gesteinsschichten ab. Ihr Schimmer genügte, um uns den Weg zu erleuchten. Armand verließ schnell die erforschten und kartografierten Tunnel. Unsere Beute lauerte tief in den Unbekannten dieses Labyrinths. Je näher wir ihnen kamen, desto leichter war ihre Spur zu verfolgen. Schon als Mensch hatte ich ihren Gestank als unangenehm empfunden, doch jetzt, mit den Sinnen der Unsterblichkeit, raubte es mir schier den Atem. Ich würgte und hielt mir die Hand vor die Nase.
    „Wie erträgst du das nur?“, fragte ich Armand.
    „Reine Selbstbeherrschung“, gab er grinsend zurück. „Ich habe schon Schlimmeres gerochen.“
    Irgendwann hörte man leises Schaben und verhaltenes Fauchen. Meiner Meinung nach konnten wir nicht mehr allzu weit von ihnen weg sein.
    „Ne te trompe pas. Täusch dich nicht. Du hast dich noch immer nicht an deine neuen Sinne gewöhnt. Es ist noch weiter, als du denkst.“
    Plötzlich blieb er so abrupt stehen, dass ich von hinten gegen ihn stolperte. Hätte ich nicht noch immer seine Hand gehalten, wäre ich vermutlich gestürzt.
    „Hörst du das?“
    „Was? Autsch!“ Ich war umgeknickt und hatte mir den Knöchel an einer scharfen Kante gestoßen. Ein leichter Duft von Blut verbreitete sich zu meinen Füßen. Hoffentlich keine verräterische Einladung an unsere Freunde.
    „Hör doch.“
    Ich ignorierte das Pochen in meinem heilenden Knöchel, um stattdessen angestrengt in die Dunkelheit zu lauschen. Das Schaben war verstummt. Aber das Fauchen nicht. Es hatte sich nur verändert. Klang jetzt angespannt. Fast panisch.
    „Denkst du, was ich denke?“
    „Oui! Ich fürchte, wir werden ihm auch hier wieder begegnen. Und er ist auf der Jagd.“
    Ich schluckte. Auf eine Begegnung mit dem Dunklen Fürsten hatte ich absolut keine Lust. Ein Beobachtungseinsatz bei Crawlern und, wenn möglich, die Gefangennahme eines Einzelnen war eine Sache. Aber sich erneut einem Wesen zu stellen, das schon einmal fast meinen Tod bedeutet hätte? Mich verließ der Mut.
    Armand spürte meinen inneren Kampf, mein Zittern, meine Angst. Er zog mich in seine schützenden Arme. „Ich bin bei dir. Wir werden vorsichtig sein. Hab Vertrauen.“
    Wie konnte er nur so gelassen bleiben? Oder verbarg er seine Unruhe nur besser als ich? Mit zittrigen Knien ging ich weiter an seiner Seite in die Ungewissheit. Flackernder Feuerschein an den Tunnelwänden zeigte uns schließlich das Ende unserer Suche an. Mein Magen war ein einziger Eisklotz. Ich wollte gar keinen Blick in diese Höhle werfen. Verdammt, als Mensch hatte ich weniger Angst vor diesen Einsätzen gehabt. Warum war ich als Vampir eigentlich so eine zimperliche Flasche? Meine Wut über mich selbst gab mir neue Kraft. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und drängte mich entschlossen an meinem verwunderten Geliebten vorbei. An der letzten Biegung ging ich hinter einem größeren Gesteinsbrocken in die Hocke und lugte in den von Fackeln erhellten Raum, der sich vor uns ausbreitete. Der Anblick ließ mir den Atem stocken.
    Der Fürst stand im Zentrum eines Kreises aus in den Boden gesteckten Fackeln. Die zuckenden Flammen ließen kleine Silberblitze in seinem Haar aufleuchten. Seine gelben Augen, die mir noch auf so unangenehme Weise vertraut waren, blickten hypnotisierend auf eine Gruppe
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