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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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würdest.«
    Carima legte noch ein Lächeln nach. »Ich glaube, ich würde nach dem Essen gerne noch ein bisschen fernsehen, wenn du nichts dagegen hast.«
    Ihre Mutter ließ sich nichts anmerken, aber Carima wusste, dass sie jetzt innerlich aufstöhnte. Nur zwei Wochen verbrachten sie jedes Jahr miteinander und Carima wollte einfach nur fernsehen? Außerdem suchte Carima immer Sendungen aus, von denen sie wusste, dass ihre Mutter sich dabei zu Tode langweilen würde.
    »Anderes Thema«, sagte ihre Mutter und seufzte. »Wollen wir morgen wieder zusammen tauchen gehen?«
    Carima tat so, als würde sie zögern. »Okay«, sagte sie betont gleichgültig, obwohl sie wusste, dass ihre Mutter sie durchschaute. Die Leidenschaft fürs Tauchen war eines der wenigen Dinge, die sie beide gemeinsam hatten. Gestern waren sie im glasklaren Wasser des Meeresschildkröten-Schutzgebiets getaucht, das direkt vor Waikiki Beach lag; dort ging es bis auf vierzig Meter runter und es gab sogar ein interessantes Wrack. Ein tolles Erlebnis, und Carima musste zugeben, dass es eine gute Idee ihrer Mutter gewesen war, diesmal in Hawaii Urlaub zu machen. Obwohl die Tickets wahrscheinlich ein Vermögen gekostet hatten. Autobenzin stand derzeit bei zwei Euro fünfzig pro Liter und die Preise für Flugzeugtreibstoff zwangen viele ihrer Klassenkameraden inzwischen zu Urlaub am Bodensee statt in Kuba.
    »Diesmal haben Papa und ich uns eine Überraschung für dich ausgedacht«, sagte ihre Mutter und nippte an ihrem Cocktail.
    Papa und ich? Was, wie? Seit wann sprechen die sich denn ab? Irritiert wartete Carima ab, was jetzt kam. Doch einen Moment musste sie sich noch gedulden, denn gerade trat der Koch des Nobu, ein älterer Japaner, an ihren Tisch. Er und ihre Mutter fachsimpelten einen Moment lang über Filetsteak mit Wasabi und andere Geschmackskombinationen, die man wahrscheinlich nur mit Mühe herunterwürgen konnte. Dann kam Jill, die Bedienung, mit der Rechnung und zog mit Mas Kreditkarte wieder ab.
    »Also.« Endlich wandte ihre Mutter sich wieder Carima zu und schenkte ihr ein schwachsinnig breites Lächeln. »Dein Vater hat seine Kontakte spielen lassen. Wir dürfen mit ein paar Profis tauchen … und zwar so tief, wie du garantiert noch nie warst. Fünfhundert Meter.«
    »In die Tiefsee?« Carima war nicht sicher, ob ihr der Gedanke gefiel. Was gab es da unten schon zu sehen? Öden Meeresboden und mit viel Glück ein paar Fische. Kein Vergleich mit einem lebendigen Korallenriff. »Äh, tolle Idee, aber könnten wir dann als Nächstes wieder zu den Meeresschildkröten?«
    Ihre Mutter warf ihre Serviette auf den Tisch und schob ihren Stuhl zurück. »Wie du willst«, sagte sie knapp, steckte ihre Kreditkarte wieder ein und marschierte ohne einen Blick zurück aus dem Restaurant.
    Betont locker stand auch Carima auf, zog ihr violettes Kapuzen-Sweatshirt über und tat so, als sei es ganz normal, dass ihre Mutter sie einfach sitzen ließ.
    Auf einmal fühlte sie sich schrecklich müde.
    Für einen Notruf über die Ultraschall-Verbindung war keine Zeit. Auf Benthos II würden sie auch so an seinem schnellen Herzschlag merken, dass etwas nicht stimmte – Sensoren in der OxySkin überwachten seine Körperfunktionen und meldeten sie an die Station weiter.
    Leon tat es Lucy nach und sah zu, dass er hier wegkam. Er jagte den Motor des Scooters hoch, und das Gerät schoss so abrupt voran, dass Leon nach vorne gezerrt wurde. Das schwarze Wasser flutete gegen sein Gesicht und er duckte sich über den Rumpf des Torpedos. Doch so schnell ihm der Scooter sonst vorkam, diesmal schien er voranzukriechen wie eine Seegurke. Leon half mit kräftigen Flossenschlägen nach und versuchte Lucy einzuholen, die schon ein Stück voraus war.
    Ein Fehler. Die Anstrengung und sein hämmernder Puls machten alles nur noch schlimmer, weil er dadurch mehr Sauerstoff verbrauchte. Und sein Anzug fand in diesem Teil des Meeres anscheinend keinen Nachschub. Noch nie war das passiert! Instinktiv versuchte Leon mit weit geöffnetem Mund, mehr von der Atemflüssigkeit einzusaugen, die in seinem Anzug zirkulierte. Seine Brust hob und senkte sich krampfhaft. Trotzdem fühlte es sich an, als schließe sich ein eiserner Ring, der immer enger wurde, um seinen Hals. Was war mit diesem Wasser los, diesem roten Wasser, wie Lucy es genannt hatte? Da war nichts mehr drin, was einen am Leben erhalten konnte!
    »Leon – alles in Ordnung?« Das war Ellard. Doch Leon war gerade nicht fähig zu
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