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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
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besorgt.
    „Erich, lass mal, es ist … naja, Joshua sieht manchmal Dinge, die …“, er warf seinem Sohn einen Blick zu und umarmte ihn, „… die andere nicht sehen.“
    Stets fürchtete sein Vater, er würde fantasieren, auch wenn er es ihm zuliebe nun anders ausdrückte.
    „Ich hab ihn gesehen, Papa! Da war ein blonder Ju nge, der dem Mann einfach in den Kopf geschossen hat“, sagte er bestimmt und unter Tränen.
    „Was sagst du da?“ Erich war hellhörig geworden. „Wie sahen die Männer aus, Joshua?“
    „Der eine hatte fast schwarzes Haar und trug so einen Anzug. Der andere war noch jung und hatte ganz blonde Haare.“
    Verwundert sah Erich den Jungen an. „Anzug?“ Er ei lte in das Wohnzimmer zu seiner Tasche und holte ein Foto hervor, das einen lächelnden Mann zeigte, der ein kleines Mädchen auf dem Arm trug.
    „Ist das der Mann, der getötet wurde, Josh?“
    Joshua nickte nur.
    „Würdest du den anderen wiedererkennen?“ Erich wirkte aufgeregt.
    „Ich … ich glaube schon.“
    „Erich, was soll das werden?!“
    „Dein Sohn hat gerade das Mordopfer beschrieben und identifiziert.“
    „Ach , hör doch auf!
    Das Streitgespräch wollte Joshua nicht mit anhören und flüchtete in sein Zimmer.
     
    Um die Erinnerung zu vertreiben, schüttelte Joshua den Kopf. Er war schließlich doch mit Erich aufs Präsidium gegangen und hatte den Jugendlichen auf einem Foto identifizieren können. Durch Joshuas Hilfe konnte ihm der Mord nachgewiesen werden, weil alle Beweise schließlich gegen ihn sprachen. Seitdem half Josh Erich, auch wenn sein Vater das noch immer nicht guthieß. Zumindest bestritt seither keiner von beiden mehr seine besonderen Sehfähigkeiten.
    Der Kommissar wartete vorne am Eingang und Joshua begrüßte ihn freundlich.
    „Willst du ’ne Zigarette?“
    Dankbar nahm Erich das Angebot an. „Seit wann rauchst du?“
    „Hannah fragte mich gerade dasselbe“, antwortete Jo shua. „Ich bin nur Gelegenheitsraucher.“
    „Dann geht’s dir nicht gut, mh?“
    Joshua begegnete Erichs Blick. Die gütigen Augen sahen ihn offen an und ihm fiel auf, dass der Bart seines väterlichen Freundes ungewöhnlich lang war.
    „ Du scheinst auch im Stress zu sein.“
    Der Kommissar lachte unglücklich. „Das kann man wohl sagen. Es gab schon wieder einen Mord.“
    „Ich hatte es fast befürchtet. Sonst wärst du ja nicht hier.“
    „Glaub mir, Joshua. Als ich vorgestern gesehen hab, wie dich das wieder mitnahm, wollte ich dich komplett raushalten. Aber jetzt haben wir eine Leiche auf dem Betriebsgelände der Zeche Ewald gefunden.“
    Sprachlos starrte Joshua ihn an. Der neue Tatort war nur zehn Minuten Autofahrt von seinem Zuhause entfernt!
    „Es ist wieder eine Prostituierte und ich hab Verstärkung aus Recklinghausen bekommen. Ein Ermittler, der Täterprofile erstellt, kommt nachher zum Tatort.“
    „Echt? Ein Profiler?“
    Erich seufzte leise. „Denkst du, dein Chef würde dir mal für ‘ne Stunde freigeben?“
    Joshua zog an seiner Zigarette und fror trotz seiner Winterjacke. Die beißende Kälte schien durch jegliche Kleidung zu schlüpfen. „Erfreut wird er nicht sein, aber das krieg ich schon hin.“
    „ Das Opfer muss wegen der eisigen Temperaturen sowieso erst einmal in der Gerichtsmedizin aufgetaut werden“, murmelte Erich.
    Seufzend trat Joshua seine Zigarette aus, hob sie auf und warf sie in den Mülleimer. „Ich werd sehen, was ich tun kann.“
    Er ging zurück in die Büroräume und klopfte bei Björn Kusack an. Als sich niemand meldete, lugte Joshua in das Zimmer. Björn war nicht da. Also suchte er ihn im Aufenthaltsraum. Sein Vorgesetzter stand mit Hannah vor der Kaffeemaschine. Hannah schien genervt zu sein und Björn war dabei, das Gerät auseinanderzuschrauben.
    „Hat das alte Ding den Geist aufgegeben?“, erkundigte sich Joshua.
    „Mal wieder“, murrte Hannah.
    „Nimm mein Granulat“, bot er an.
    „Bäh! Ekelkaffee.“
    Joshua verkniff sich ein Lachen und wandte sich an seinen Chef. „Björn?“
    „Mh?“ Sein Vorgesetzter sah kurz auf.
    „Wäre es möglich, dass ich Erich mal kurz zu einem Fall begleite? Ich wäre so in ‘ner Stunde wieder da.“
    Björn hielt in seiner Arbeit inne. „Zu einem Fall? Ist was mit einem deiner Kids?“
    „Nein, zum Glück nicht. Aber …“ Verdammt! Wie sollte er das jetzt erklären? „Ich … na ja, ich helfe Erich manchmal. Hab da für gewisse Dinge ein gutes Gespür und er weiß das.“
    „Ein gutes Gespür?“
    Joshua
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