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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
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Geist gesehen!“
    Mit einem schiefen Grinsen richtete sich Joshua auf. „Das hab ich“, rutschte ihm heraus.
    Sie starrte ihn einen Augenblick verdutzt an. „Dann bist du …“
    „Joshua Benning.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, die sie sofort ergriff.
    „Der Geisterjunge“, sagte sie schmunzelnd.
    „Nennt Erich mich so?“
    „Manchmal. Irgendwie dachte ich, du wärst jünger.“
    Die Frau sah zu Erich Salberg und beobachtete, wie er sich mit dem Gerichtsmediziner beriet.
    „Und du bist?“
    „Oh! Lea Schmidt von der Kripo.“
    „Muss ich dich jetzt siezen?“
    „Was? Warum? “
    Joshua lächelte verlegen. „Sollte ein Scherz sein. Ich meine, weil du bei der Kripo bist.“
    Sie prustete leise. „Nee, lass mal. Ist schon gut. Wir arbeiten hier ja quasi zusammen.“
    Plötzlich fühlte Joshua, wie sich ihm etwas näherte. Wie ein lauerndes Tier kroch die Präsenz auf ihn zu – kalt wie Eis. Für kurze Zeit hatte er seine Aufgabe vergessen, jetzt holte ihn die Wirklichkeit zurück und er besann sich. Er sah, wie Lea fröstelte, ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. Spürte sie es auch oder sah sie ihm an, dass etwas nicht stimmte?
    „Lea, ich muss … ich … sag Erich, ich bin kurz draußen auf dem Gelände.“ Er musste den Geist fortlocken! Zu viele Gefühle wüteten in der Frau und das konnte Konsequenzen haben. Joshua hatte schon erlebt, dass Dinge herunterfielen, wenn sich eine Seele von ihren Empfindungen beeinflussen ließ. Die Balken und Träger der Ruine sahen nicht sehr stabil aus, eher wie Mahnmale, die einen leicht erschlagen konnten, wenn man dem Gebäude nicht genug Respekt zollte. Er wollte nicht ausprobieren, ob sie einem wütenden Geist standhielten.
    Konzentriert hielt er Ausschau nach der Verstorbenen. Sie erschien wieder über ihm, nah an den Backsteinmauern. Ihr Aussehen faserte auseinander, als wäre sie im Begriff sich aufzulösen.
    Komm mit!, rief er ihr stumm zu.
    Es war für Geister sehr verführerisch, jemandem nahe zu sein, der sie wahrnahm. Die Frauengestalt löste sich von der Ruine und folgte ihm. Er ging rasch hinaus, zwängte sich durch die Absperrung und lief ein Stück auf die Halde zu. Lea sollte nicht in der Nähe dieser Seele sein.
    Sorgte er sich etwa um die junge Polizistin?
    Verwirrt schüttelte Joshua den Kopf und schob jegliche Gefühle in den Hintergrund, als der Geist vor ihm sichtbar wurde. Er wich nicht zurück.
    „Wer hat dir das angetan?“, flüsterte er.
    Sie antwortete nicht, dennoch sah er Bilder, die mit Macht durch sein Inneres rauschten.
     
    Sie stand frierend an der Straße. Ihr Minirock war viel zu kurz und ihre Füße schienen schon seit Stunden taub zu sein. Endlich ein Auto, das auf den Parkplatz fuhr. Mit gekonntem Hüftschwung lief sie dem Fahrer entgegen.
    Die Szene wechselte unerwartet, nun war sie im Auto, nestelte an der Hose ihres Kunden.
    Dann ein Bruch – und plötzlich sah Joshua, wie sie unsanft über einen Platz geschleift wurde, Steine zerkratzten ihre Haut. Sie war zu geschockt, konnte nicht einmal schreien.
    Der Turm – so bedrohlich in der Nacht!
    Sie bekam keine Luft!
     
    Ihr Schrei hallte so laut in Joshuas Gedanken, dass er sich instinktiv die Ohren zuhielt.
    Zeig mir sein Gesicht!
    Doch das Antlitz ihres Mörders war in Dunkel gehüllt.
     
    „Hey, alles klar?“
    Erschrocken zuckte Joshua zusammen. Mit besorgter Miene stand Lea vor ihm. Langsam nahm er die Hände herunter und sah über den Platz. Der Geist der Frau war fort.
    Erich kam mit einem Fremden aus dem Turm und Joshua sah, dass man die Leiche abtransportierte. Wie lange hatte er hier in der Kälte gestanden? Er zitterte – innerlich und äußerlich. Lea schien da wie ein wärmender Ofen zu sein. Sie lächelte ihm zu.
    „Joshua? Dies ist Robert Dornfeldt“, stellte Erich seinen Begleiter vor.
    Dies war also der Profiler aus Recklinghausen. Der Mann trug einen Wollmantel und Joshua sah, dass er d arunter eine dunkelgraue Anzugjacke mit einem weißen Hemd trug. Sein kurzes Haar schien wie aus Kohle zu sein, so dunkel wirkte es. Mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck reichte er Joshua die Hand.
    „Ich habe schon viel von Ihren rühmlichen Fähigkeiten gehört“, sagte er nur.
    Meinte er dies nun ernst oder abfällig? Es fiel Joshua schwer, ihn einzuordnen. Der Mann strahlte solch eine Kraft und Beherrschtheit aus, dass er sich in seiner Gegenwart unsicher fühlte.
    „Dieses Mal sind sie nicht so rühmlich.“ Joshua wandte sich an Erich. „Ich
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