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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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vorzuwerfen.
    Sie stellte sich wortlos vor ihn. Erst jetzt sah er, dass sie gegen die Tränen ankämpfte. Es war Jahre her, dass sie sich in seine Arme geworfen und das Gesicht an seinem Hals vergraben hatte, um vor Kummer oder Freude zu weinen, die rothaarige Kleine mit den schlaksigen Armen und Beinen und dem Jähzorn. Nicht einmal vom Krebs hatte sie sich unterkriegen lassen, sondern immer Stärke bewiesen.
    Niall klopfte Denny zum Abschied auf die Schulter und
überließ Oona seinen Platz. Er würde im Pub auf seinen Freund warten.
    Währenddessen erhob sich aus dem Kamin des Pfarrhauses schwarzer Rauch, weil der Geistliche erfolglos versuchte, alle Exemplare der Gaelic Voice , derer er habhaft werden konnte, zu verbrennen.

BILD SIEBENUNDZWANZIG
    Eine Wende
    D as Haus fühlte sich gut an, jetzt, wo Finn wieder da war. Sein Regenmantel hing an der hinteren Tür, seine Stiefel standen darunter, und seine Fischermütze ruhte auf dem Fach darüber. Der Lachs war zum Räuchern aufgehängt, die Netze lagen zum Trocknen und Flicken draußen, das Boot befand sich an Land.
    Alles war an seinem Platz, auch Finn.
    An jenem Abend bestand er darauf, das Essen zu kochen, und pflückte einen Strauß Primeln und Akeleien als Tischschmuck.
    »Was zauberst du denn?«, fragte sie, über den Topf gebeugt.
    »Cioppino«, antwortete er und legte die Hand um ihre Taille.
    »Cioppino? Du bist also das letzte Mal bis zum Mittelmeer geschippert. Kein Wunder, dass du so lange unterwegs warst.«
    »Möchtest du kosten?« Er hielt ihr einen Löffel hin, eine Hand darunter, damit nichts heruntertropfte.
    Sie probierte. »Köstlich.«
    »Überrascht?«

    »Schon.«
    »Lass mich überlegen, was noch fehlt …« Er gab eine Prise Pfeffer in den Topf.
    »Sieh an, sieh an. Unser Meisterkoch.«
    »Und nicht nur das.« Er zwinkerte ihr zu.
    »Wenn ich nicht aufpasse, machst du bald deine eigene Kochshow.«
    »Ja, Captain Finns Tafel.« Er salutierte. »Heute biete ich dir etwas ganz Besonderes.«
    »Du alter Schwerenöter.«
    »Und, kriegst du Lust?«
    »Ja.« Sie gab ihm einen Kuss, bevor sie in ihre Jacke schlüpfte.
    »Hab ich dich vergrault?«
    »Ich mache nur meinen Abendspaziergang, bin bald wieder da.«
    »Wehe, wenn nicht. Das Essen und ich warten nicht.«
     
    Sie ging die Klippenstraße entlang wie fast jeden Abend, atmete die salzige Meerluft ein und spürte den Gischtnebel auf ihren Wangen. Nun hat alles doch noch ein gutes Ende gefunden, dachte sie. Die Spitzensachen gelangen ihnen von Tag zu Tag besser. Denny hatte Pfarrer Byrne in der Gaelic Voice zurechtgestutzt. (Der Geistliche bereitete bestimmt schon eine feurige Gegenrede für den folgenden Sonntag vor.) Finn war sicher heimgekehrt. Und sie würden sich einen schönen Abend zu zweit gönnen, sobald sie wieder zu Hause wäre. Sie trug die Spitzenunterwäsche, und mit der war alles möglich.
    Seevögel stritten um Muscheln, die die Flut an Land geschwemmt
hatte, und Seehunde betrachteten sie mit großen Augen vom Wasser aus. Es war nicht schwierig, sich Cuchulains in der Brandung galoppierende Pferde und die merrows vorzustellen. Die Vögel erhoben sich wie schwerelos in die Luft. Wenn sie die Arme ausbreitete, konnte sie vielleicht mit ihnen zum fernen Horizont fliegen. Als Mädchen hatte sie das oft geträumt, weil sie in die Welt hinaus, Teil eines größeren Ganzen werden wollte.
    Jetzt nicht mehr. Mit fünfundfünfzig Jahren hatten sich ihre Bedürfnisse und Wünsche reduziert. Sie wollte lediglich in aller Ruhe ihren Abendspaziergang machen und dann wieder zu ihrem Mann zurückkehren.
    Der Weg wand sich ohne Befestigung hinauf. Sie würde ihm nicht bis zum Ende folgen, wie sie es manchmal tat, wenn Finn nicht da war, weil er auf sie wartete. Sie stellte sich vor, wie er in der Küche herumhantierte, mit dem Kopf gegen die von der Decke hängenden Kupfertöpfe stieß. Sie musste lachen. In mancher Hinsicht war er noch immer linkisch wie ein Teenager.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Er war es nicht gewöhnt, zu Hause auf sie zu warten wie sie auf ihn. Sie hatten die Rollen vertauscht. Es wäre verführerisch gewesen, noch ein wenig draußen zu bleiben, um ihm zu demonstrieren, wie schwer das Warten sein konnte, doch die Vorstellung, dass er unruhig in der Küche auf und ab lief, hielt sie davon ab. Sie würde die Klippen nur ein Stück weit hochgehen und bei den Graffiti der Jugendlichen an den Felsen rechts von der Straße umkehren. Ronan was here. Und der kleine Pfeil mit
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