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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Tages spiegelte, hinaus auf den stillen Weg und die kahlen Felder blickte, glaubte sie etwas von dem zu spüren, was hätte sein können. »Ich habe mich immer gefragt, ob ich das Weinen hören würde, wenn ich mich dort hinwagte.«
    »Und, hast du es gehört?«
    »Ja. Die Verluste verschwinden nicht völlig, aber nach einer Weile schmerzen sie nicht mehr ganz so schlimm.«
    Das Feuer im Kamin knisterte, die Uhr tickte, Fergus zuckte, erschöpft von der Suche, im Schlaf.
    »Fühlst du dich nie einsam?«, fragte Kate.
    »Hin und wieder schon. Ich habe ein erfülltes Leben – obwohl ich nichts dagegen hätte, meine schicke Unterwäsche eines Tages noch jemandem vorführen zu können.«
    »Versuch’s doch mal mit einer Anzeige«, meinte Kate lächelnd.
    »›Frau mit ausgefallener Unterwäsche möchte Spaß.‹ Das wäre doch ein gefundenes Fressen für Pfarrer Byrne.«
    »Der hätte mich heute fast von der Straße abgedrängt«,
erzählte Kate. »Er macht kein Hehl daraus, dass er mich nicht mehr hierhaben möchte. Vielleicht würde er das, was heute Abend passiert ist, sogar gegen mich verwenden, wenn er davon wüsste. Du erzählst doch niemandem davon, oder?«
    »Natürlich nicht, obwohl es egal wäre.«
    Ein Scheit fiel funkensprühend in sich zusammen.
    »Soll ich Sullivan anrufen?«, fragte Bernie. »Er ist sehr erleichtert darüber, dass ich dich gefunden habe.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich hab mit ihm gesprochen, als du in der Dusche warst, und ihm gesagt, dass du ihn gern sehen würdest. Er meint, wahrscheinlich musst du dich erst erholen von dem Schreck. Er ist wirklich ein ausgesprochen rücksichtsvoller Mensch …«
    Kate äußerte sich nicht dazu.
    Bernie spürte, dass sie etwas verschwieg. »Was?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Es ist viel passiert heute.«
    »Hoffentlich willst du uns jetzt nicht verlassen«, sagte Bernie. »Es gibt noch so viel zu entdecken.«
    Fergus, der inzwischen aufgewacht war, legte den Kopf in Kates Schoß. Er hatte sie aufgespürt und würde dafür sorgen, dass sie sich nicht wieder verlief.
    »Du kannst hierbleiben, solange du möchtest. Du willst doch sicher wissen, wie alles ausgeht, und zu Ende bringen, was du begonnen hast.«
    Anfang und Ende. Die Knoten, die die Fäden verbanden, die Nadeln, die die Stiche machten, alles Schritte auf dem Pfad, den sie gewählt und der sie hierhergeführt hatte. »Ja«, sagte Kate, »das möchte ich.«

BILD SECHSUNDZWANZIG
    Die Dinge, die uns formen
    A uf den ersten Blick schien alles wie immer zu sein: Die Sonne ging im Osten auf, die Straßen durchschnitten die Hügel im gewohnten Muster, und die Dorfbewohner standen auf wie üblich. Trotzdem lag Spannung in der Luft, als es sich an jenem Morgen herumzusprechen begann: Jemand hatte es gewagt aufzubegehren.
    Hast du’s schon gelesen? , fragten sie einander am Telefon oder draußen auf den Wegen. Wurde aber auch Zeit.
    Denn die Hasspredigt des Geistlichen war nach hinten losgegangen: Die meisten hielten ihn für verrückt und missbilligten seine Engstirnigkeit. Sie wollten der neuen Zeit auf ihre Weise begegnen, mit dem Gälischen und den örtlichen Traditionen, ja, aber den Blick nach vorn gewandt. Und der Pfarrer sprach nicht für sie.
     
    Denny saß mit wippenden Beinen auf der Bank und wartete auf Niall. Er war Jahre kein solches Risiko mehr eingegangen, doch was blieb ihm anderes übrig, nachdem der Geistliche seine Tochter, ihre Freundinnen, letztlich alle mit seinem Fanatismus beleidigt hatte? Er musste die Ehre seines Kindes und damit die Ehre von ganz Glenmara verteidigen.
    Oona hatte Bernies Zeitung noch nicht gesehen, als er das Cottage verließ, um seinen Morgenspaziergang zu machen. Wäre sie erfreut oder verärgert darüber, dass er Staub aufwirbelte und den Zorn des Geistlichen heraufbeschwor? Obwohl Denny seine eigensinnige Tochter gut kannte, konnte er ihre Reaktion nicht abschätzen.
    The Gaelic Voice lag, die Schlagzeile seiner Kolumne »Der alte Kauz« deutlich sichtbar, auf seinem Schoß. Bernie hatte sie ausnahmsweise auf die Titelseite gesetzt und ihm mit zitternder Stimme viel Glück gewünscht, als sie ihm die Zeitung am Morgen brachte. Den Ringen unter ihren Augen nach zu urteilen, hatte sie die ganze Nacht nicht geschlafen.
    Der eine oder andere würde ihn gewiss verdammen, denn Pfarrer Byrne hatte durchaus seine Anhänger.
    Es war zu früh am Tag, als dass jemand ihn auf seiner Bank vermutet hätte, weil er seinen Platz normalerweise erst am Nachmittag einnahm.
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