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Rueckkehr nach Abbeydale

Rueckkehr nach Abbeydale

Titel: Rueckkehr nach Abbeydale
Autoren: Penny Jordan
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Eltern sich während des Studiums kennengelernt hatten. Und sie hatte sich mit der Tatsache abgefunden, daß es für ihren Vater keinen Platz in ihrem Leben gab und dieser es auch gar nicht gewollt hätte. Da viele von ihren Mitschülern in derselben Situation waren, betrachtete sie es offenbar als selbstverständlich.
    Vor zehn Jahren dagegen war alles ganz anders gewesen. Ihr Vater hatte sie, Kate, damals beschimpft, weil seiner Meinung nach ein uneheliches Kind seinen Namen beschmutzt hätte. Einem Mitglied der Familie Seton würde so etwas nicht passieren … Tatsächlich jedoch hatte es in der Familiengeschichte so manche überstürzte Eheschließung gegeben und so manches Kind, das sieben Monate später geboren worden war. Vor zehn Jahren hatten die modernen Moralvorstellungen die Dales noch nicht erreicht, und Kate hatte nicht in ihrem Elternhaus bleiben und ihr Kind behalten können.
    Daher hatte sie sich für die einzige Möglichkeit entschieden, die sie gehabt hatte. Völlig außer sich vor Angst, aber mit der für die Setons typischen Sturheit, hatte sie ihr Elternhaus verlassen und war zum Bahnhof gegangen. Sie hatte ihr Kind nicht aufgeben wollen.
    Erschrocken stellte Kate fest, daß Cherry sie neugierig musterte, da sie ihre Frage noch gar nicht beantwortet hatte.
    „Nein … nein, er kam nicht von dort”, erwiderte Kate wahrheitsgemäß und fügte warnend hinzu: „Sprich nicht in Gegenwart deiner Großeltern von ihm, ja?”
    „Kannten sie ihn denn?” fragte Cherry, offensichtlich verwirrt über ihre Anweisung.
    Kate schüttelte den Kopf. „Nein.”
    Auch das stimmte, denn ihre Eltern waren Silas nie begegnet. Sie hatte damals vorgehabt, ihn über Weihnachten mit nach Hause zu bringen. Silas und sie hatten ihre Verlobung bekanntgeben wollen – zumindest hatte sie es geglaubt. Wie naiv sie doch gewesen war … Doch was hatte es für einen Sinn, jetzt darüber nachzudenken? Genauso war es vielen jungen Frauen ergangen, und genauso würde es noch vielen anderen jungen Frauen ergehen. Sie würden sich in Männer verlieben, die sie nur benutzten, um ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
    Kate streckte die Hand aus, um Cherry das dichte schwarze Haar aus dem Gesicht zu streichen. Cherry hatte es von Silas geerbt, genau wie die fein geschwungenen Augenbrauen. Die grünen Augen allerdings hatte sie von den Setons, und ihr leicht herzförmiges Gesicht versprach einmal genauso schön zu werden wie das ihrer Mutter.
    Kate hatte dunkelrotes, lockiges Haar, und Silas hatte sie oft damit aufgezogen, daß sie deswegen so klein und zierlich war, weil ihre ganze Kraft in ihre Haare ging.
    Cherry hingegen würde vermutlich einmal so groß wie ihr Vater werden. Eines Tages wird sie eine wunderschöne Frau sein, ging es Kate durch den Kopf. Für Silas war es ein Verlust, nicht mitverfolgen zu können, wie seine Tochter sich entwickelte. Kate war entschlossen, sie zu einer modernen Frau zu erziehen – feminin, warmherzig, intelligent, ehrlich und unabhängig. Einen Moment fragte sie sich, ob Cherry wohl Silas’ anderen beiden Kindern ähneln würde – den dunkelhaarigen Jungen, von deren Existenz sie damals nicht einmal etwas geahnt hatte. Sie war trunken vor Liebe gewesen und hatte geglaubt, Silas würde ihr allein gehören.
    Diese Zeit wäre nun vielleicht nicht mehr als eine Erinnerung gewesen, wenn Cherry nicht gewesen wäre.
    Kate konnte mittlerweile kaum noch glauben, daß sie einmal so leidenschaftlich gewesen war, um ein Kind zu empfangen. Die Flammen der Leidenschaft waren lange erloschen, und das nicht nur durch den Schmerz und die Verwirrung. Sie hatte alles darangesetzt, um für Cherry und sich eine Existenz aufzubauen.
    „Schade, daß Tante Lydia nicht mitkommen konnte. Findest du nicht?”
    Tante Lydia war ihre Patentante. Sie hatte Kate damals bei sich aufgenommen, ihr bei Cherrys Geburt zur Seite gestanden, sie mit Rat und Tat unterstützt und – was am allerwichtigsten war – ihnen beiden Liebe gegeben. Und nun war sie nach elf Jahren Funkstille die treibende Kraft gewesen, die den Kontakt zwischen Kate und ihren Eltern wiederhergestellt hatte.
    Da Kate wußte, daß Cherry den Wunsch nur deswegen geäußert hatte, weil sie ihre Großeltern zum erstenmal sah, erwiderte sie unbekümmert: „Du weißt doch, daß Tante Lydia das Landleben haßt, Schatz. Oder kannst du sie dir in Gummistiefeln auf einem matschigen Feld vorstellen?”
    Lydia war ein typischer Stadtmensch. Sie wirkte sehr
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