Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
Reno.
    »Richtig, ich war dort. Die beste Arbeit, die ich jemals geleistet habe. Eine ganze Menge Leute können jetzt ruhiger schlafen, jetzt, wo Jed und seine Jungs die Gänseblümchen von unten betrachten.«
    Slaters Miene verhärtete sich.
    »Legt euch mit dem Gesicht nach unten auf den Boden, Leute«, befahl Reno ruhig. »Ich bin im Moment mächtig nervös, deshalb unterlaßt lieber alles, was mich erschrecken könnte, während ich eure Schießeisen an mich nehme.«
    Es entstand eine gedämpfte Welle von Bewegung, als sich die Männer auf den Boden legten. Reno bewegte sich schnell und sicher, während er die Waffen einsammelte. Dabei behielt er wachsam Slater im Auge, dessen rechte Hand sich langsam auf seinen Gürtel zubewegte.
    »Nachdem ich all das überflüssige Eisen eingesammelt habe«, sagte Reno beiläufig, »werde ich draußen vor der Tür noch eine Weile warten, bevor ich weiterreite. Wenn ihr glaubt, die Luft sei rein, hebt nur die Köpfe und seht, ob ich noch in der Nähe bin.«
    Keiner der Männer schien es eilig zu haben, auf Renos Angebot einzugehen.
    »Slater, ich habe gehört, Sie tragen ständig eine nette kleine Kanone hinter Ihrer Gürtelschnalle versteckt«, fuhr Reno fort. »Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Wissen Sie, ich hasse die Vorstellung, einen unbewaffneten Mann niederzuschießen, aber ich würde es noch viel mehr hassen, von einem Kojoten in den Rücken geschossen zu werden, der Frauen schlägt und beim Kartenspielen so betrügt, daß er selbst den Teufel in den Schatten stellt.«
    Slaters Hand erstarrte mitten in der Bewegung.
    Reno ging durch den Raum, ließ Revolvertrommeln aufschnappen und schüttelte Kugeln aus den Magazinen. Sein Weg war begleitet vom Geräusch der Bleikugeln, die auf den unebenen Holzbohlen aufprallten und über den Boden sprangen.
    Nachdem mehrere Minuten ohne das Geräusch herabfallender Munition verstrichen waren, hob einer der Männer den Kopf und blickte sich um.
    »Er ist weg«, sagte er.
    »Sieh auf der Straße nach«, befahl Slater.
    »Guck selbst nach.«
    Als einer von Slaters Männern endlich den Mut fand, auf der Straße nachzusehen, war Reno bereits vier Meilen vom Saloon entfernt, galoppierte in halsbrecherischem Tempo dahin und folgte der Spur des Mädchens namens Evening Star.

2. Kapitel
    Nach den ersten zwei Meilen in scharfem Galopp ließ Eve Whitefood im Schritt laufen und begann, nach dem Zeichen Ausschau zu halten, das Donna Lyon ihr unmittelbar vor ihrem Tod beschrieben hatte.
    Im Westen sah Eve nichts weiter als die steil ansteigenden Ausläufer der Rocky Mountains. Keine der Schluchten oder schattigen Vertiefungen wirkte einladender oder passierbarer als die übrigen. Hätte Eve nicht bereits gewußt, daß es einen Paß zwischen den bedrohlich aufragenden Bergen gab, hätte sie niemals geglaubt, es sei einer vorhanden. Die zerklüfteten Felsgipfel ragten steil in den blauen Nachmittagshimmel, mit kaum mehr als einer Schlucht hier und da, die auf einen schmalen Durchgang zwischen den steinernen Wällen schließen ließ.
    Keine Menschenseele war in der Nähe. Es gab keine Häuser, keine Farmen, keine Siedlungen. Alles, was Eve über Whitefoots schnaubenden Atem hinweg hören konnte, war der lange Seufzer des Windes von den Granitgipfeln. Einige Bergspitzen waren von perlmuttfarbenen Wolken verhüllt, ein Anzeichen der Nachmittags- und Abendstürme, die im Sommer häufig in den Rockies tobten.
    Eve hatte auf kräftigen Regen gehofft, der ihre Spuren auslöschen würde, aber dieses Glück war ihr nicht beschieden. Die Wolken waren nicht annähernd dick genug, um ihr aus der Not zu helfen.
    »Tut mir leid, Whitefoot, aber wir müssen weiter«, sagte sie laut und streichelte das verschwitzte Fell des Pferdes.
    Sie ließ ihren Blick erneut über die Landschaft schweifen, in der Hoffnung, El Oso zu entdecken, die Ansammlung von Felsblöcken, die wie Donna und das alte Tagebuch es beschrieben hatten, in der Form an einen Bären erinnerte.
    Doch es war kein solcher Steinhaufen in Sicht. Und es gab auch keinen Hinweis darauf, welchen Weg Eve einschlagen mußte, um den Eingang zu der Schlucht zu finden, die schließlich in einen Paß zwischen den massigen Gipfeln münden würde.
    Besorgt blickte Eve den Weg zurück, den sie gekommen war. Hinter ihr fiel das zerklüftete Land in Grünschattierungen bis dorthin ab, wo der Horizont an die Ebene grenzte und alles in einem nebelhaften, glitzernden Blauschleier zu verschwimmen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher