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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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schien.
    Plötzlich versteifte sich Eve und beschattete ihre Augen mit der Hand, während sie den Weg zurückstarrte.
    »Verdammt«, murmelte sie. »Ich kann nicht genau ausmachen, ob das Männer sind oder Rehe oder wilde Pferde oder irgend etwas anderes.«
    Was Eves Augen nicht erkennen konnten, erkannte ihr Instinkt. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, als sie Whitefoot die Fersen in die Seiten drückte und ihn vorwärtstrieb. Sie wäre gern in schnellem Galopp geritten, doch dafür war das Gelände zu steil. Wenn sie Whitefoot noch härter antrieb, würde sie schon vor Sonnenuntergang zu Fuß weiterkommen müssen.
    Erde flog auf, und Steine spritzten nach allen Seiten, als Whitefoot dem nur schwer zu erkennenden Pfad folgte, der parallel zu den Gebirgsausläufern verlief. An einigen Stellen war der Pfad breit genug für einen Wagen, an anderen verengte er sich zu einem Fußweg, der zu einem Unterschlupf führte, wo Reiter geschützt vor dem unaufhörlichen Wind rasten konnten.
    Jedesmal, wenn Whitefoot eine neue Anhöhe erklomm, schaute Eve zurück. Und jedesmal waren die Männer, die sie verfolgten, ein Stück näher. Wenn sie nicht etwas unternahm, würden sie sie noch vor Einbruch der Dunkelheit eingeholt haben. Die Vorstellung reichte aus, um Eve noch mehr erschauern zu lassen als der Wind, der eisig von den Gipfeln herabwehte.
    Schließlich kam Whitefoot zu einer Schlucht mit einer seltsamen Anhäufung von Felsblöcken und einem rauschenden kleinen Fluß. Für Eve ähnelten die Felsen nicht unbedingt einem Bären, aber Donna hatte sie ja gewarnt, daß die Spanier, von denen die Karte stammte, so lange Zeit in der Wildnis zugebracht hatten, daß ihre Phantasie gelegentlich mit ihnen durchgegangen war.
    Eve lenkte Whitefoot um den Steinhaufen herum, der El Oso sein konnte oder auch nicht. Dann trieb sie ihr Pferd in den Fluß hinein und ließ es schwimmen, bis die Strömung zu stark wurde. Erst danach erlaubte sie dem Wallach, auf eine schmale Spur steinigen Bodens auszuweichen. Whitefoots Hufe hinterließen kleine Abdrücke und Kratzer auf den Felsen und markierten so seinen Weg, doch das war immer noch besser als die deutlichen Spuren, die er auf weicherem Boden hinterlassen hatte.
    Im Zickzack lenkte Eve das Pferd abwechselnd weiter am Ufer entlang oder durch den Fluß, strebte immer tiefer in das wilde Gebirge hinein, während sie dem goldenen Nachmittagslicht entgegenritt. Ihre Beine fühlten sich wund an vom ständigen Reiben an dem alten Sattel und waren kalt von dem eisigen Wind, aber sie wagte es nicht, sich die Zeit zu nehmen, um in Don Lyons alte Kleider zu schlüpfen.
    Sobald der Weg weniger steil bergan führte, trieb Eve Whitefoot wieder in den Fluß zurück. Dieses Mal ließ sie ihn mehr als eine Meile durch das Wasser waten, bevor sie felsigen Untergrund fand, auf dem die Hufe keine Abdrücke hinterlassen würden.
    Sie überprüfte noch einmal das Tagebuch und blickte sich unglücklich um. Sie hatte jetzt die Grenze des Gebiets erreicht, das auf der Karte verzeichnet war. Bald würde sie abbiegen und ein langes, gewundenes Tal im Westen durchqueren müssen und dem Gras wie einem Fluß zu seiner Quelle hoch oben in den Bergen folgen, zu einer Wasserscheide, die eine Seite des Gebirges von der anderen trennte.
    Doch bevor Eve diese Stelle überqueren konnte, mußte sie die Männer loswerden, die sie verfolgten.
    Slater richtete sich in den Steigbügeln auf und blickte auf seine eigene Spur zurück. Nichts bewegte sich, nur der Wind rauschte. Und dennoch konnte Slater das Gefühl nicht abschütteln, daß er verfolgt wurde. Er war ein Mann, der es gewöhnt war, seinem Instinkt zu vertrauen, aber er hatte es allmählich satt, sich den Hals zu verdrehen und sich Rückenschmerzen einzuhandeln, wenn es doch nicht mehr zu entdecken gab als seine eigene Spur, die sich den ganzen Weg bis zurück nach Canyon City erstreckte.
    »Nun?« fragte er ungeduldig, als sein bester Comanchero-Kundschafter herangeritten kam.
    Crooked Bear hielt sich die gewölbte rechte Hand vor den Mund und faßte dann an seine rechte Schulter als Zeichen für »Fluß«.
    »Schon wieder?« fragte Slater angewidert. »Ihr verdammtes Pferd muß ein halber Fisch sein.«
    Crooked Bear zuckte die Achseln, machte das Zeichen für »Wolf«, danach für »klein«.
    Slater knurrte mißmutig. Er hatte schon am Kartentisch eine Kostprobe von der Schläue und Gerissenheit des Mädchens bekommen.
    Weitere Beweise dafür, daß sie so schnell und
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