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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion
Autoren: C. C. Bergius
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wie üblich am Blake Pier zu halten, sondern auf die Autofähre und weiter zum Flughafen Kai Tak zu fahren.
    Su-su drückte ihm verstohlen die Hand.
    Er warf ihr einen verliebten Blick zu. »Es wäre dumm, wenn wir nicht jede Minute ausnutzen würden, die sich uns bietet.«
    Ihre Augen glänzten wie schwarze Diamanten und unterstrichen den seidigen Perlenschimmer ihrer Haut. »Kannst du dich heute nachmittag freimachen?«
    »Aber natürlich!« antwortete er sogleich. »Du etwa auch?«
    Sie nickte lebhaft. »Wollen wir unseren Badeplatz aufsuchen?«
    Cooper rückte unmerklich an Su-su heran. »Nur wenn es dich nicht mehr stört, im Badeanzug umarmt zu werden.«
    »Das verspreche ich dir!«
    Beide waren plötzlich wieder in jener prickelnden Stimmung, die das Blut in Wallung bringt, Stiche versetzt und den Magen nervös macht. Am liebsten würde Cooper auf der Stelle umgekehrt sein, er mußte jedoch den Inhalt von Sorokins Schreibtisch sichten, um gegebenenfalls versichern zu können, kein belastendes Material gefunden zu haben. Daß er im Safe des gelähmten Waffenhändlers verschiedene Dokumente aus der Zeit der russischen Revolution gefunden hatte, die einigen noch lebenden Menschen die Schamröte ins Gesicht treiben würden, brauchte er nicht zu erwähnen; das ging niemanden etwas an.
    Gordon Cooper hatte seinen Büroraum kaum aufgesucht, als sich Lo Sung mit überschwenglichem Gehabe bei ihm meldete. »Das gestern ist gewesen eine mächtige Überraschung«, rief er und ging mit ausgestreckten Armen auf Cooper zu.
    Der lachte jungenhaft. »Das sollte es ja auch sein.«
    Lo Sung stutzte. »Wieso?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Mister Sorokin hatte plötzlich einfach die Idee, all seine Bekannten zu überraschen. Wer mich mag, sagte er, der wird sich über meine Rückkehr freuen; wer mir etwas Schlechtes gönnt, dem wird mein unverhofftes Auftauchen ein Schlag ins Gesicht sein.«
    Ah Boons Neffe lachte hölzern. »Gut, gut. Sehr gut! Und Flug Mister Sorokin hat gut überstanden?«
    »Sogar ausgezeichnet! Er war natürlich überanstrengt, aber immerhin, es geht bergauf mit ihm. In zwei bis drei Monaten dürfte er schon an Stöcken gehen können, und dann wird es nicht mehr lange dauern, bis er seinen Feinden die Stöcke um die Ohren haut.«
    »Sie heute Spaß machen«, entgegnete Lo Sung verkrampft lachend.
    »Ich bin auch in guter Stimmung«, antwortete Cooper aufgekratzt und fügte, sich vertraulich gebend, gedämpft hinzu: »Ich werde heute nachmittag mit Su-su schwimmen. Sie ist wirklich entzückend. Manchmal möchte ich sie direkt in die Arme schließen.«
    »Sie noch nicht mit ihr…?«
    Cooper unterbrach den Chinesen mit der schnell gestellten Frage: »Wissen Sie schon, daß Tim in Kuala Lumpur geblieben ist?«
    Lo Sung spielte den Erstaunten so überzeugend, daß man beim besten Willen nicht auf den Gedanken kommen konnte, er sei über die Abwesenheit des Boys bereits informiert. Cooper bewunderte die schauspielerische Fähigkeit seines Gegenübers, und er befürchtete, daß es zu gegebener Zeit nicht leicht sein würde, ihn zu überführen. Er tat aber alles, um weiterhin die Nervosität Lo Sungs zu steigern, der schließlich einen so gehetzten Eindruck machte, daß Cooper sich verwundert fragte, womit er diese erstaunliche Wirkung eigentlich erzielt habe. Was immer es jedoch gewesen sein mochte, das Ergebnis befriedigte ihn und ließ keine Sekunde den Gedanken in ihm aufkommen, daß er einen Fehler gemacht haben könnte.
    Wenn dies auch nicht der Fall war, so brachte Gordon Cooper doch einen Stein ins Rollen, der eine Katastrophe heraufbeschwören sollte. Denn Lo Sung, dem plötzlich unheimlich zumute war, bat Lim Swee Long, als dieser ihn am Nachmittag anrief, um ihn über seine mit Lee Akira getroffene Vereinbarung in Kenntnis zu setzen, umgehend nach Hongkong zu kommen, da er eine dringende Sache zu besprechen habe. Der zierliche Chinese entsprach dieser Bitte nur widerstrebend, und als er erklärte, keinesfalls vor 20 Uhr in Victoria eintreffen zu können, da forderte Lo Sung ihn auf, gleich nach seiner Ankunft mit einem Taxi zur Repulse Bay zu fahren, wo er ihn im Haus seines Onkels erwarten werde.
    So kam es, daß Gordon Cooper, der nach einem von Sonne und Glück durchtränkten Nachmittag am Abend mit Su-su auf der Terrasse des Repulse Bay Hotel saß, sich keine vierhundert Meter von dem Manne entfernt befand, den Lee Akira mit einem aufwendigen Trick nach Hongkong locken sollte. War dies schon
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