Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Lokalzeitungen, der Boulevardpresse und den Wochenblättchen versucht. Endlich hatte sie sogar versucht, die Herausgeber der Klatschpresse zu erreichen.
    Ohne Erfolg. Immer dieselbe Antwort: Wir haben keine freien Stellen zu besetzen. Aber schicken Sie uns doch Ihre Bewerbung und Ihren Lebenslauf.
    Ganz unten auf einer Innenseite entdeckte sie schließlich das Kästchen mit der Kleinanzeige:
JournalistIn. Festanstellung in Kapstadt. Berufserfahrung wünschenswert. Überdurchschnittliche Fähigkeiten im Recherchieren und Verfassen von Texten erforderlich. Freude an Teamarbeit wird vorausgesetzt. Abgeschlossenes Studium erforderlich. Branchenübliches Gehalt. Bewerbungen bis 31.   08.   2009. Telefonische Auskünfte: Mrs. Nkosi.
    Es war das »wünschenswert«, was ihr ein wenig Mut einflößte, so dass sie sich aufrichtete, die Zeitung so faltete, dass die Anzeige deutlich sichtbar war und nach ihrer Tasse Rooibostee griff.

|33| 5
    (11. August 2009. Dienstag.)
    Um 12:55 Uhr schob der
Bergie
mit der linken Hand einen Einkaufswagen die Coronationstraat hinunter, vorbei an der Reihe parkender Autos vor der Moschee. Er torkelte. In der rechten Hand hielt er eine in braunes Packpapier gewickelte Flasche.
    Die Straße lag verlassen da. Die Besitzer der Autos saßen beim Dhuhr-Gebet in der Moschee.
    Neben einem weißen Hyundai Elantra, Baujahr 1998, stolperte der Stadtstreicher und stürzte. Er hielt die Flasche hoch, um sie zu schützen. Einen Augenblick lang blieb er benommen liegen. Er versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Er rutschte mit dem Kopf unter das Auto, neben dem Hinterrad, als suche er Schatten. Dann zog er auch die Flasche unter den Wagen, um einen Schluck zu nehmen, aber seine Hände waren nicht mehr sichtbar. Einen Augenblick blieb er so liegen und hantierte herum, ehe er langsam wieder hervorrutschte.
    Er stellte die Flasche auf den Asphalt, stützte sich mit einer Hand am Rand des Radkastens ab und versuchte aufzustehen. Er musste die Hand nach weiter oben versetzen, ehe er es schaffte.
    Er klopfte sich imaginären Staub von den lumpigen Kleidern, sammelte die Flasche ein, noch immer unsicher auf den Beinen, und zog schwankend mit seinem Einkaufswagen ab.
     
    In der Leitstelle des Präsidentiellen Nachrichtendienstes saß Rajhev Rajkumar neben einem Operator. An ihrer Seite stand Quinn, der Einsatzleiter. Alle drei blickten starr auf den Monitor, der einen Stadtplan von Kapstadt zeigte.
    Quinn warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr, dann schaute er wieder auf den Bildschirm.
    Plötzlich unterbrach ein elektronisches Geräusch die Stille. Ein kleines rotes Dreieck erschien auf dem Monitor.
    |34| »Geh näher ran«, sagte Rajkumar.
    Der Operator klickte das Vergrößerungsglas-Icon an, dann das kleine Dreieck, drei Mal, bis man den Straßennamen deutlich lesen konnte:
Coronation
.
    »Ich glaube, wir sind im Spiel«, sagte Rajkumar.
    »Ich warte noch Terrys Bericht ab«, sagte Quinn. »Aber sieht doch schon ganz gut aus.«
     
    Quinn erstattete Anwalt Tau Masilo, dem stellvertretenden Direktor für Planung und Einsatzleitung, persönlich Bericht. Am späten Nachmittag erklärte er seinem Chef in dessen Büro, der Peilsender sei erfolgreich an Baboo Rayans weißem Hyundai Elantra befestigt worden. Er parke jetzt schon seit über einer Stunde vor einem bisher unbekannten Haus, Adresse: Chamberlainstraat 15 in Bo-Woodstock.
    »Wir sollten mal vorbeischauen«, meinte Masilo.
    »Mit dem Apotheken-Moped?«
    »Das müsste reichen.«
    »Bin schon unterwegs.«
     
    Fotokopie: Tagebuch von Milla Strachan
    Datum des Eintrags: 11. August 2009
    Der Swing. Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei, Rückwärtsschritt. Der Foxtrott. Langsam, langsam. Schnell, schnell.
    Der Tango. Langsam … Langsam … Langsam … Schnell, schnell. Der Morsecode des Tanzens. »Schulfiguren« nennt Arthur Murray sie, erste unsichere Schritte, die ich einüben muss. Wie weit ich damit von der Kunst der Frau entfernt bin, die ich letzten Donnerstag tanzen sah! Dennoch liegt etwas Beruhigendes darin: Wenn man dorthin gelangen will, muss man hier anfangen. Ganz unten. Und dann eine Stufe nach der anderen erklimmen. Seltsam, wie das die Angst lindert, die Unsicherheit nimmt.
     
    |35| (14. August 2009. Freitag.)
    Am runden Tisch in ihrem Büro erzählte Janina Mentz Rajkumar und Masilo von dem Vorhaben des Präsidenten, die Nachrichtendienste zusammenzulegen. Masilo reagierte nicht. Rajkumar betrachtete bekümmert ein loses Stück Haut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher