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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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…«, sagte er langsam. »Mir ist es schrecklich, irgendeinen Mann dort hineinzusenden, aber ich glaube, Mikhael hat die größte Chance, lebendig wieder herauszukommen. Versuche morgen, in die Burg zu gelangen. Hast du Erfolg, werden wir eine Woche lang jede Nacht Wache am Tor halten. Länger werden wir nicht bleiben können, wenn wir vor dem Schneefall nach Hause kommen wollen.
    Ist es dir bis dahin nicht gelungen, uns Einlaß zu verschaffen, Mikhael, mußt du bleiben und bei der ersten Gelegenheit die Flucht ergreifen.«
    »Ich verstehe, vai Dom. «
    Daniel erkannte die unerschütterliche Entschlossenheit in dem anderen Mann. Aber Dominics Bitterkeit pulsierte immer noch in der Dunkelheit hinter ihm.
    Wenn sie mir nicht erlauben, mich zu bewähren, wozu bin ich dann gut?
    lautete sein tonloser Aufschrei. Darriel war sich klar darüber, daß der Junge ihn überhaupt nicht verstand.

    Fünf Tage lang beobachteten die Valeron-Männer Rannarls Festung, geduldig, wie eine zweizehige Katze darauf wartet, daß ein Buschspringer aus seinem Loch kommt. Der nächtliche Regen durchnäßte sie, doch daran waren sie gewöhnt. Zweimal wurden sie vom Schneetreiben geblendet, wenngleich der Schnee auch nicht liegenblieb. Am Ende des dritten Tages schmerzte Darriel der Kopf vor Überanstrengung und Mangel an Schlaf. Rannarl der Rote spazierte lachend durch seine Träume und zeigte ihm den gefolterten Körper Mikhaels. Tagsüber spürte er den Druck von Dominics Schmerz. Darriel wußte, daß Robard ihn ängstlich beobachtete, aber er wollte sich nicht beklagen. Er sah die Wahrnehmung von Dominics Qual als Buße dafür an, daß er andere Männer in Gefahr schickte.
    Am sechsten Tag kurz vor Morgengrauen, als die Wolken sich geteilt hatten und gefrorene Pfützen im Licht der untergehenden Monde amethyst- und aquamarinfarben glitzerten, bewegte sich das große Tor. Dominic war der erste, der es sah, und einen Augenblick lang glaubten die anderen, sein Eifer habe sein Sehvermögen beeinträchtigt. Dann erweiterte sich der Spalt, und die Männer vom Valeron schlüpften von Schatten zu Schatten auf die Öffnung zu.
    Dort angekommen, blieb Darriel stehen und flüsterte Mikhaels Namen. Es kam keine Antwort. Darriel verstummte und schickte sein Wahrnehmungsvermögen voraus. Er fand Leere. Seine Haut prickelte vor bösen Ahnungen, aber die Männer drängten sich hinter ihm heran und wollten durch das Tor gehen. Er sagte sich, Mikhael habe sicher Wachdienst und sei auf seinen Posten zurückgekehrt, um keinen Argwohn zu erregen. Wenn er nicht auf sie wartete, dann tat das wenigstens auch kein anderer. Die Intuition kämpfte kurz mit der Vernunft, dann siegte die Vernunft, und er führte seine Männer durch die Tür in die Dunkelheit.
    Es war still. Zu still? Darriel schüttelte den Kopf über sich selbst.
    Schließlich lagen auch Räuber in der kalten Stunde vor Sonnenaufgang in tiefem Schlaf. Er bemühte sich, die innere Stimme zu unterdrücken, denn jetzt konnte sie ihn nur ablenken. Sie schlichen über den Vorhof, und das Schlurfen ihrer weichen Stiefel auf dem Stein schien ein Echo hervorzurufen. Gebäude ragten vor ihnen auf, ein langer, niedriger Schuppen mit dem warmen Geruch nach Tieren, und dahinter die starken Holzwände der Halle. Sie bogen um das Ende des Stalles und gerieten auf einen größeren Hof mit Kopfsteinpflaster. In der Mitte stand ein Pfeiler - nein, es war ein Pfahl, und daran war etwas festgebunden. Sie wagten sich aus dem Schatten des Stalles. Die Lumpen an dem Pfahl flatterten. Leise, als wehe ihn die Dunkelheit heran, hörte Darriel seinen eigenen Namen.
    Er erstarrte, so daß Robard von hinten gegen ihn stieß. Darriels innere Sinne öffneten sich abrupt einem Strom von Eindrücken. Ein Mann war an diesen Pfahl gefesselt, andere Männer hatten sie eingekreist, und er wußte auch den Namen des Gebundenen, als der schmerzverzerrte Ruf von neuem erklang.
    »In die Falle gelockt …«
    Darriels Geist und Körper reagierten gleichzeitig, schätzten Entfernungen ab und lasen die Stellungen ihrer Feinde mit derselben Geschwindigkeit, mit der Befehle seine Männer zu einem engen Kreis um den Pfahl zusammenzogen. Er kämpfte eine Flut von Qual zurück, die nicht völlig seine eigene war.
    »Ewan, schneide ihn ab - wir geben dir Deckung.«
    Während seine Männer sich um ihn versammelten, zog Darriel sein Schwert, und dann ließ er es beinahe fallen, als ihn Dominics stummer Aufschrei mit voller Wucht traf.
    »Mikhael!
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