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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Wahrheit, und Rhys verschlug es die Sprache. »Es ist ein Messer zwischen uns. Ich vertraue dir, weil du mir geglaubt hast. Ich weiß, wo Kimri ist. Schnell, nimm es von mir, bevor ich das Bewußtsein verliere oder mich übergebe und sterbe.«
    Rhys faßte Diegos Handgelenk. Er war das Vertrauen nicht wert.
    Sein ganzer Körper bebte. Hatte Diego noch nicht genug getan, um seine Freundschaft zu beweisen? Auch ohne das Messer waren sie Brüder mit Laran. Sie waren bredin.
    Er wollte noch einmal versuchen, es ihm auszureden.
    »Diego …«
    »Bitte, bredu«, flüsterte Diego.
    »Ich könnte dich töten.«
    Diego schüttelte den Kopf. »Du verstehst immer noch nicht. Du tötest Kimri, nicht mich, wenn du mir jetzt nicht hilfst. Ist sie für Darkover nicht wichtiger als einer von uns?«
    Und diesmal fuhr Rhys zurück, als sei er geschlagen worden, geschlagen mit der tiefen Wahrheit von Diegos Worten. Er konnte nichts dagegen einwenden, das war ihm klar. Zärtlich zog er Diego an sich.
    »Du hast recht, und ich habe unrecht. Ich danke dir, bredu.«
    »Danke mir nicht, beeile dich. Schnell.«
    Schnell!
    Rhys suchte mit seinen Augen die Klippenwand ab. Der Wind summte unheimliche Melodien um die Felsen. Kimri war da oben.
    Würde sie es verstehen? Es mußte die Gabe benutzen. Wenn es Diego tötete, tötete es sie alle. Sie würde verstehen müssen, daß er die Gabe benutzt hatte, um sie alle zu retten - aber er hatte Angst.
    Dies war Verantwortung.
    Schnell!

    Er legte seine Finger auf Diegos Kopf oberhalb der Stirn und biß sich vor Konzentration heftig auf die Unterlippe.
    »Halt!«
    Die Warnung hallte in Rhys’ Kopf wider. Er zog sich ins Bewußtsein zurück und blickte auf. Kimri von Arilinn stand vor ihnen, gekleidet in schwere Pelze und dicke Lederstiefel. Ihr Lächeln war gütig, traurig.
    »Das wird nicht notwendig sein.« Sie beugte sich nieder und bedeckte Diegos Augen mit der Handfläche. Andere Leute, Mitglieder des Arilinn-Turms, kamen aus dem Schnee rings um sie.
    »Der Junge lebt«, verkündete sie feierlich. »Ihr habt es beide gut gemacht.«
    »Gut gemacht?«
    Rhys war sprachlos. Die Erkenntnis, daß die ganze Situation geplant gewesen war, brannte in seinem Gehirn wir Feuer. Er begann zu zittern. Gut gemacht? Das war doch kein Theaterstück!
    »Er hätte sterben können!« schrie Rhys sie an.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte ein schwergebauter Mann mit feuchtem rotem Haar. »Kimri kann Menschen gut einschätzen.«
    Die Bewahrerin erhob sich und winkte demselben Mann, Diego aus dem Schnee aufzuheben. Eine Hand an Rhys’ Ellenbogen half ihm von den Knien. Rhys starrte die Bewahrerin an, unfähig, seinen Zorn zu verbergen.
    »Auch ich kann mich nicht vor meiner Verantwortung drücken, Rhys Alton. Zu viele andere Leute hängen davon ab.« Sie sah sich im Kreis ihrer Freunde um. »Bringt sie hinein«, sagte sie und ging davon.
    Wenn Rhys es nicht besser gewußt hätte, dann hätte er schwören können, er sitze in der Familienhalle zu Armida und nicht in einer Höhle, die von den zerklüfteten Felsen des Covey gebildet wurden.
    Er saß nahe dem Feuer, trank heißen Gewürzwein, war nervös und von schwelendem Zorn erfüllt. Kimris Männer hatten Diego außer Sicht getragen. Man hatte ihm versichert, Diego werde am Leben bleiben, aber er konnte ihnen nicht glauben. Der Gedanke, daß er und Diego da draußen hätten sterben können, daß unschuldige Männer und Frauen hätten sterben können, weil sie sich einbildeten, eine verirrte Frau zu suchen, die in Wirklichkeit genau wußte, wo sie sich befand, ließ ihn innerlich kochen. Kimri hatte sie belogen. Wie konnte er den Leuten aus dem Turm, wie konnte er ihr jemals wieder vertrauen?
    »Rhys?«
    Bei seinem Namen drehte er sich um. Payne und Kimri standen zusammen am Eingang des Tunnels, der tief in die Höhle hineinführte. Rhys stöhnte bei dem Gedanken, sein Bruder habe die ganze Zeit Bescheid gewußt, vielleicht sogar den Plan mit Kimri ausgeheckt. Er drückte sich tiefer in seinen Sessel. Sie kamen näher.
    »Ist Diego in Ordnung?« fragte Rhys, ohne aufzublicken.
    »Ihm wird es inzwischen wieder gutgehen«, antwortete Payne.
    Es folgten lange Sekunden des Schweigens.
    »Du hast mir etwas zu sagen?« fragte Kimri.
    »Das war nicht fair«, brummte Rhys. »Es war nicht fair.«
    »Wenige Dinge im Leben sind fair. Ich muß mir Gedanken darüber machen, wie einer mit der Ungerechtigkeit fertig wird, und du mußt es auch. Sollte Diego für die Sünden
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