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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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vorab. Es war leicht und klein, unbedeutend neben dem dekorativen Heft von Rhys’ Messer, das sich hart gegen die Innenfläche seiner anderen Hand drückte.
    »Du wirst es nicht bereuen«, versprach Diego. Seine Stimme brach vor Bewegung und einem plötzlichen Stolz. »Ich schwöre es, bredu.
    Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
    Diego zerrte seine festgefrorenen Handschuhe vom Sattelhorn. Der Atem gefror ihm fast in der Kehle. Ein paar Stunden vor Sonnenaufgang hatte der Schneefall nachgelassen, doch jetzt begann er von neuem. Die Eiskristalle durchbohrten seine Haut wie spitze Nadeln und trieben ihm Tränen in die Augen. Seine Wangen waren erfroren, seine Zehen waren trotz der pelzgefütterten Stiefel taub, und seine Gedanken waren trübe.
    Aber was konnte er sagen? Rhys erwartete, daß er versagte. Das war es. Warum hätte er sonst ein Messer aufs Spiel gesetzt? Rhys konnte es immer noch zurücknehmen, wenn Diego seinem Versprechen nicht gerecht wurde. Warum hatte er das Gefühl, er schulde Rhys Alton etwas, und gar einen Gefallen wie diesen?
    Wünschte er sich so sehr, vom Bruder seines Vaters akzeptiert zu werden, daß er dafür ihrer beider Leben riskierte? Oder ging es tiefer? Legte er so viel Wert darauf, von den Comyn akzeptiert zu werden, daß ihm diese Torheit mutiger und ehrenhafter zu sein schien als ein Leben ohne Laran?
    Sie kämpften sich jetzt schon seit mehreren Stunden durch Schneemauern. Es war leicht gewesen, sich aus Armida hinauszuschleichen. Unter den schläfrigen Menschenmassen bemerkte nicht einer die beiden Jungen, die in die Küche und von dort zu den Ställen schlüpften. Diego bedauerte nur, daß er keine Zeit mehr gehabt hatte, sich auszuruhen oder zu essen. An Ausruhen war nicht zu denken gewesen, und bei dem Gedanken an Essen hatte sich ihm der Magen umgedreht.

    Jetzt schloß er die Lider vor dem Schneetreiben. Alles, was er sehen konnte, waren die blauen Energie-Muster der Leronis von Arilinn. Sie hoben sich vor den matten, namenlosen Mustern ab, die im Hintergrund wirbelten. Der Kopf tat ihm weh. Er hatte einen Kontakt mit dem seidenen Beutel hergestellt, den Rhys von Kimri um den Hals gehängt bekommen hatte, und nun waren seine Nerven davon wund. Durch diesen Kontakt hatten sich Kimris Muster für ihn manifestiert, aber es war nicht leicht, sie im Auge zu behalten.
    Wenn es ihm gelang, dieses Muster mit einem ähnlichen auf einem unbelebten Objekt, das sie berührt haben mochte, in Deckung zu bringen, konnte er sie finden. Unglücklicherweise riefen jedesmal, wenn er die Augen öffnete, die vielfach überlagerten Muster anderer Leute, die vorübergekommen waren, bei ihm Schwindel und Übelkeit hervor. Rhys’ Stimme und Gesicht verblaßten oder wurden so scharf, als sei er nur ein paar Zoll von ihm entfernt.
    Jedesmal, wenn Diego die Augen schloß, füllte das Blau von Kimris Muster die Schwärze. Wenn Kimri an einer Stelle gewesen war, die sie zufällig passierten, tanzte das blaue Licht zwischen vielen anderen, die vor ihr gekommen oder gegangen waren. Es half, das Muster klar zu machen, wenn er seinen steifen Körper vom Pferd zog und den Gegenstand berührte.
    Diego war nicht darin ausgebildet worden, alte Muster auszufiltern, und deshalb war der Kontakt ein langwieriger Prozeß autodidaktischen Aussortierens. Oft tauchte er desorientiert und unfähig, zusammenhängend zu denken, daraus auf. Rhys konnte nichts anderes tun als warten. Er wartete jetzt.
    Diego zwang seine Augenlider in die Höhe, spähte durch den Spalt zwischen den Schneeflocken zu dem verwischten Fleck hin, der sein Vetter war. Er schüttelte den Kopf. Die Bewegung tat seinem Gesicht weh.
    Eine höchst unabhängige Person, dieser Rhys Alton. Bredu, dachte er, aber keiner von ihnen beiden hatte es sich verdient, dieses Wort zu gebrauchen. Eine Prahlerei und eine Herausforderung machten zwei sich feindlich gegenüberstehende junge Männer kaum zu bredin . Eine Zusammenarbeit wie diese muß schrecklich für dich sein, dachte er, unfähig, das kräftige silberblaue Muster von Rhys’
    Energonen daran zu hindern, überall herumzuwirbeln. Diego klammerte sich an das Sattelhorn, damit er nicht von seiner Stute fiel.
    Er sah weg, dankbar für die abblendende Wolkendecke. Er prüfte die Landschaft rings um sie und seufzte. Das Tal füllte sich mit Schnee, als ob Zandru persönlich es zu einer zehnten Hölle machen wolle. Schnee erstickte die Straße nach Syrtis. Am hinteren Rand des Tales verbargen große,
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