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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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damit er nicht umkippte. Seine Handschuhe fuhren bis an die Ellenbogen in den Pulverschnee. Er fühlte seine Finger kaum noch, so erstarrt waren sie von der Kälte. Aber das Energon-Muster war da. Er hatte es an einem hellen Aufblitzen der Vertrautheit entdeckt.
    Er hatte sich nicht geirrt. Die gekurvten blauen Linien der Bewahrerin Kimri lagen über den schneebedeckten Felsblock ausgebreitet, als sitze sie direkt vor ihm. Sie waren so nahe. Diego löschte die Welt aus, bis er nichts mehr wahrnahm als die eisenharten blauen Linien, die die Klippenwand hochrasten.
    »Diego! Diego!«
    Er stöhnte, als ein silberner Lichtsplitter das klare blaue Muster unter seinen Fingern zerschmetterte. Eine Stimme schrie auf ihn ein.
    Sie klang wie das Heulen des Windes, der ihn mit der gleichen beharrlichen Bewegung schüttelte wie die Äste der fernen Bäume.
    »Diego. Komm zurück. Komm da heraus.« Die Stimme klang sehr streng. »Ängstige mich nicht so.«
    »Was?« Diego öffnete die Augen und versuchte, sie auf die dunkelgrauen Augen seines Vetters einzustellen. Er spürte Rhys’
    Atem auf seiner erstarrten Wange. Warm! War in dieser Welt noch irgend etwas warm?
    »Was?« fragte er noch einmal, überrascht, wie schwach seine Stimme war.
    »Hör auf damit. Laß uns umkehren. Soll doch jemand anders sie finden«, flehte Rhys. »Sie werden sie finden, aber ängstige mich nicht mehr.«
    Wieder schüttelte Rhys ihn. Er hatte keine Ahnung, was Diego gesehen hatte, aber der leere, tote Blick in Diegos Augen war furchterregend.
    Das alles war ohne jeden Sinn. Warum hatte er nicht auf Payne gehört? Warum hatte Kimri nicht auf ihn gehört? Sie würden alle hier draußen sterben. Er war verrückt gewesen, Diego zu glauben.
    Er war verzweifelt gewesen. Diego hatte tatsächlich Laran. Ihr Rapport vorhin hatte das bewiesen. Aber er hatte auch die Schwellenkrankheit. Rhys konnte nicht einmal sagen, ob Diego in Rapport mit den Felsen stand oder sich der Krise näherte. Seine Kanäle waren verschmutzt, grau wie die Wolken. Sie mußten nach Hause zurückkehren. In seiner Panik begann er zu murmeln:
    »Ich bin verrückt. Du bist nicht verrückt. Du bist nur krank. Ich habe dich herausgefordert, das zu tun. Du sagtest mir, du hättest Rapport mit den Felsen. Zandrus Höllen, Diego, dieses Gen ist seit Jahrhunderten ausgestorben. Wenn du nicht damit aufhörst, wirst du deinen Körper in die Krise werfen.« Rhys schüttelte wild den Kopf. »Verdammt! Warum hast du mir nicht gesagt, daß du die Schwellenkrankheit hast?«
    »Rhys, ich weiß, wo sie ist«, flüsterte Diego. Dann würgte er hervor:, Aber ich … ich kann nicht …«
    Rhys drückte Diegos schlaffen Körper. »Ich werde jemanden holen. Sie können anfangen, von hier aus zu suchen, aber wir müssen umkehren. Sie werden sie finden«, sagte er Diego ins Ohr.
    »Nein!« gellte ein mentaler Schrei. »Sie kann nicht so lange am Leben bleiben. Sie verblaßt schon.« Plötzlich preßten sich Diegos Finger fest in Rhys’ Rücken. »Rhys, du bist ein Alton, nimm es von mir! Ich kann es nicht an der Krankheit vorbeibekommen. Ich kann es nicht in Worte fassen, Rhys, bitte.«
    Rhys sah ihn entsetzt an. Wie kam Diego auf eine solche Idee? Es konnte ihn umbringen. Er holte tief Atem. Es fiel ihm ein, daß er selbst Diego die Idee in den Kopf gesetzt hatte. Aus Stolz und Zorn hatte er mit einer Kraft geprahlt, von der Kimri gesagt hatte, er dürfe sie auf keinen Fall benutzen.
    Wie konnte er auch nur daran denken, sie zu benutzen? Aldones, er wußte nicht einmal, wie er sie kontrollieren sollte. Die Alton-Gabe ist die Fähigkeit, einen Rapport zu erzwingen. Absolutes Vertrauen ist wesentlich, wenn man dem Opfer keinen Schaden zufügen will.
    Opfer. Diego war immer sein Opfer gewesen. Er hatte einen Delleray niemals seines Vertrauens oder seiner Freundschaft für würdig befunden.
    Warum hast du ihm dann dein Messer hingeworfen? Dies ist alles deine Schuld. Du hast dich dein ganzes Leben lang nach Verantwortung gesehnt, und jetzt willst du sie ablehnen. Erwachsen? Kaum. Gut, dann werde jetzt erwachsen. Jetzt oder nie.
    Eine demütige Stimme drang in den Sturm ein, der in Rhys’ Kopf tobte. Sie war klar, ruhig. »Ich vertraue dir.«

    Rhys holte scharf Atem. »Ich könnte dich in die Krise werfen.
    Warum? Warum hast du mir nicht gesagt, daß du krank bist?«
    Als habe er Diego geschlagen, kehrte die Stimme zurück. »Ich wollte nicht, daß du mich auslachst. Und du hättest mich ausgelacht.« Es war
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