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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ebenen eine solche Qual, daß er in die gegenwärtige Realität zurückgeschleudert wurde. Langsam klärte sich das Bild. Dominic lag ein paar Fuß von ihm entfernt, in fötaler Haltung zusammengerollt. Robard und die anderen gruben noch. Offenbar war der Schrei des Jungen für körperliche Ohren nicht hörbar gewesen.
    Als die Welt aufhörte, sich schwindelerregend um ihn zu drehen, griff Darriel nach dem ihm entfallenen Kristall und steckte ihn weg.
    Dann kroch er zu Dominic hinüber. Der Junge war blaß und schwitzte, aber er atmete noch, und nach einer Weile öffneten die grauen Augen sich wieder.
    »Zweimal an einem einzigen Tag! Armer Dominic!« Darriel vergaß die ärgerlichen Worte, die er ihm hatte sagen wollen.
    »Junge - was fange ich nur mit dir an? Ich habe deinem Vater versprochen, dich das Kämpfen zu lehren, aber das ist es nicht, was du brauchst, nicht wahr? Dein Problem, mein Sohn, ist, daß du zu sehr bist wie ich.«
    Dominic schluckte. »Ihr kommt gut zurecht …«
    Darriel zuckte die Schultern. Er spürte bereits ein dumpfes Pochen hinter den Augen. »Mehr oder weniger, wenn ich auch nicht immer verstehe, wie. Eines kann ich dir jedoch sagen: Man darf mich nicht stören, wenn ich mit jenem Stein arbeite!«
    Dominic schüttelte den Kopf. »Er hat mich hergezogen …«
    »Das habe ich mir gedacht. Vielleicht sollten wir dir einen eigenen besorgen. Versuche in der Zwischenzeit, eine gewisse Kontrolle zu entwickeln. Wenn die Emotionen rings um dich zu stark werden, stelle dir eine Wand vor, und errichte diese Wand auch dann, wenn dich heftige Gefühle überkommen! Ich bin inzwischen fähig, mich vor den meisten Leuten zu schützen, aber nicht vor dir.«
    Dominic sah ihn entgeistert an. »Es tut mir leid … Das wußte ich nicht!«
    »Jetzt weißt du es. Es war nicht deine Schuld«, setzte Darriel freundlicher hinzu. Die beiden Söhne, die seine Frau Lionora ihm geboren hatte, stellten den üblichen Unfug an, aber er war ihnen gegenüber nie in die peinliche Situation geraten, daß er nicht wußte, wie er sie zu behandeln hatte. Auf einen Jungen wie Dominic war er nicht vorbereitet gewesen.
    Aber ich sollte ihn verstehen können - er ist genau wie ich in dem Alter!
    Darriel empfand plötzlich Sympathie für seinen eigenen Vater, der ihn auch nie recht zu nehmen gewußt hatte. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz: Dominic hätte mein Sohn sein sollen!
    »Ich denke, wir müssen einfach lernen, damit zu leben«, sagte er unbeholfen. »Geh jetzt und hilf Ewan bei den Pferden. Ich werde noch einmal versuchen, zu sehen, wohin diese Schurken gegangen sind.«
    Drei Tage später wanden sie sich steil aufwärts in die Berge hinein.
    Das hier war ein neues Land. Menschliche Siedlungen waren weitverstreut und armselig, und die Bewohner versteckten sich, wenn die Männer von El Haleine durchritten. Keiner wußte, wo die Räuber hausten, aber sie wußten einen Namen, Rannarl der Rote, und wenn sie ihn aussprachen, spürten die Männer vom Valeron ihre Angst.
    Sie kamen an zerbröckelnden Mauern vorbei, die ihnen zeigten, wie Crawfields bald aussehen würde. Darriel war sich klar darüber, daß die Räuber Ursache dieser Verwüstung waren. Sie hatten die Ressourcen ihres eigenen Landes erschöpft und rückten jetzt auf die Ebenen des Valeron vor. Das Bild stieg vor ihm auf, wie seine eigenen Felder verlassen dalagen und das Volk, das er liebte, voller Furcht floh, und er erschauerte.
    Von dieser Vision angetrieben, drängte Darriel seine Männer, dem immer undeutlicher werdenden Pfad zu folgen. Er hatte kein Auge für die Schönheit der Gipfel unter dem Schleier des blaßfliederfarbenen Nebels im Morgengrauen, für die Herrlichkeit der Nußbäume, die im rötlichen Licht der Mittagssonne zwischen den immergrünen Koniferen flammten, oder für die Pracht der purpurnen Bergketten unter den schrägen Strahlen der untergehenden Sonne.
    Für ihn war der leere Pfad voll von Männern, denen die Jahre, in denen sie ihre Mitmenschen beraubt hatten, ihren Stempel aufgedrückt hatten, und immer zog ihnen voran der Rote Rannarl, der kaltäugige Anführer mit dem fehlenden Ohr. Die Tage waren immer noch angenehm, aber es hatte schon ein paar kurze Schneeschauer gegeben, und nachts drängten sich die Verfolger dicht um ihr Feuer. Sie mußten diese Gesetzlosen erledigen, bevor der Schnee liegen blieb, oder bis zum Frühjahr warten.
    Am fünften Tag erreichten sie die Feste. Es war nicht das einfache Lager, das sie erhofft hatten,
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