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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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schwöre es.«
    »Setz dich hin, Moira, du bist völlig erschöpft.«
    Aber sie lehnte Glennas Angebot ab und blickte Hoyt an. »Ist er oben?« Ein Schauer durchrann sie, als sie begriff, was sein Gesichtsausdruck bedeutete. »Nein«, sagte sie langsam. »Er ist nicht oben. Er ist überhaupt nicht im Haus oder in Geall. Er ist gegangen. Er ist zurückgegangen.«
    »Er dachte … ach, verdammt, Moira, es tut mir so leid. Er wollte unbedingt sofort aufbrechen. Ich gab ihm meinen Schlüssel, und er ist mit einem Drachen zum Tanzplatz geflogen. Er sagte …«
    Hoyt nahm einen versiegelten Brief vom Tisch. »Er bat mich, dir dies hier zu geben.«
    Sie starrte darauf und nickte dann. »Danke.«
    Die anderen schwiegen, als sie den Brief an sich nahm und alleine nach oben ging.
    Sie schloss sich in das Zimmer ein, das sie mit ihm geteilt hatte, und entzündete die Kerzen. Eine ganze Weile saß sie da und drückte den Brief ans Herz, bis sie schließlich die Kraft fand, ihn zu öffnen.
    Moira,
    es ist am besten so. Der vernünftige Teil in dir versteht das. Ich hätte nur den Schmerz verlängert, wenn ich länger geblieben wäre, und es ist jetzt schon genug für Dutzende von Leben. Dich zu verlassen ist ein Akt der Liebe, und ich hoffe, das verstehst du auch. Ich habe so viele Bilder von dir in meinem Kopf. Wie du auf dem Boden in meiner Bibliothek sitzt und meine Bücher durchblätterst. Wie du mit King oder Larkin gelacht hast, als du in diesen ersten Wochen noch nicht mit mir gelacht hast.
    Kampfesmutig oder gedankenverloren. Ich habe dir nie gesagt, wie oft ich dich beobachtet habe, dich begehrt habe.
    Ich sehe dich im Morgennebel, wie du das glänzende Schwert aus dem Stein ziehst, wie du einen Drachen fliegst, wie Pfeile von deinem Bogen schwirren.
    Ich sehe dich im Kerzenlicht, wie du die Arme nach mir ausstreckst und mich in ein Licht einhüllst, das ich nie zuvor gekannt habe, nie kennen werde.
    Du hast deine und meine Welt gerettet und alle Welten, die es sonst noch geben mag. Ich glaube, du hattest Recht, als du sagtest, wir seien dazu bestimmt gewesen, einander zu finden, weil wir sonst nie die Kraft besessen hätten, diese Welten zu retten.
    Jetzt ist es Zeit zu gehen. Ich bitte dich, sei glücklich, bau deine Welt, dein Leben wieder auf und genieße beides. Weniger haben wir nicht verdient.
    Bei dir war ich irgendwie wieder ein Mann.
    Dieser Mann liebte dich über alle Maßen. Alles in mir liebte dich, seit Jahrhunderten schon. Wenn auch du mich geliebt hast, tust du, worum ich dich bitte.
    Lebe für mich, Moira. Auch in einer anderen Welt werde ich wissen, dass du es tust, und froh sein.
    Cian
    Sie weinte. Ein Menschenherz musste so viele Tränen vergießen. Sie lag auf dem Bett, auf dem sie sich ein letztes Mal geliebt hatten, drückte den Brief an ihr Herz und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    New York, acht Wochen später
    Er verbrachte die meiste Zeit im Dunkeln, und er trank sehr viel Whiskey. Wenn ein Mann die Ewigkeit vor sich hatte, konnte er es sich wohl leisten, zehn oder zwanzig Jahre zu grübeln, dachte Cian. Vielleicht auch ein ganzes Jahrhundert lang, schließlich hatte er seine große Liebe aufgegeben.
    Er würde natürlich darüber hinwegkommen. Natürlich. Er würde sich wieder um seine Geschäfte kümmern. Eine Zeit lang würde er reisen. Und er würde zunächst ein bisschen mehr trinken. Das schadete einem Untoten nicht.
    Er wusste, dass es ihr gut ging und dass sie das Monument plante, das sie im nächsten Frühjahr im Tal des Schweigens errichten wollten. Sie hatten ihre Toten begraben, und sie selbst hatte jeden einzelnen Namen – fast fünfhundert – bei der Gedenkfeier vorgelesen.
    Er wusste es, weil die anderen mittlerweile auch zurück waren und darauf bestanden hatten, ihm Einzelheiten zu erzählen, die er gar nicht hören wollte.
    Wenigstens waren Blair und Larkin jetzt in Chicago und würden ihm nicht auf die Nerven gehen. Man sollte doch meinen, dass sie nach der langen Zeit, die sie mit ihm verbracht hatten, wüssten, dass ihm jetzt nicht nach Gesellschaft zumute war.
    Er wollte im Selbstmitleid baden, verdammt noch mal. Und seiner Schätzung nach würden die anderen tot sein, bis er damit fertig wäre.
    Er schenkte sich noch einen Whiskey ein. Zumindest war er noch nicht so tief gesunken, ihn direkt aus der Flasche zu trinken.
    Und jetzt bestürmten ihn auch noch Glenna und Hoyt mit der Bitte, Weihnachten mit ihnen zu verbringen. Weihnachten, du liebe Güte! Was hatte
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