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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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ein Holzkreuz getragen hatte, war durchgebissen und voller Blut. Fassungslos vor Trauer nahm Moira die Tote in die Arme.
    Sie war noch warm. Wenn sie schneller gewesen wäre, hätte sie Isleen retten können.
    »Isleen. Isleen.«
    »Isleen. Isleen«, ahmte Lilith sie spöttisch nach.
    Sie war für die Schlacht in Rot und Silber gekleidet und trug auf dem Kopf eine Tiara. Ihr Schwert war blutig bis zum juwelenbesetzten Knauf. Angst und Wut überwältigten Moira, und sie sprang auf.
    »Sieh mal einer an.« Die Anmut und die Kraft, mit der Lilith das Schwert schwang, machte Moira klar, dass die Vampirkönigin die Kampfkunst beherrschte.
    »Klein und unbedeutend, mit Schlamm und Tränen bedeckt. Es erstaunt mich beinahe, dass ich so viel Zeit damit verbracht habe, deinen Tod zu planen, wo doch alles so einfach ist.«
    »Du wirst nicht siegen.« Königin gegen Königin, dachte Moira und wehrte Liliths ersten Hieb ab. Leben gegen Tod. »Wir drängen euch zurück. Wir geben nie auf.«
    »Oh, bitte«, sagte Lilith abschätzig. »Eure Linien bröckeln wie Lehm, und ich habe immer noch zweihundert in Reserve. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht nur um dich und mich.« Lilith zuckte nicht mit der Wimper, als sie den Soldaten, der sie von hinten angriff, an der Kehle packte. Sie brach ihm das Genick und warf ihn achtlos weg, während sie weiter Moira mit dem Schwert attackierte.
    »Midir ist durchaus von Nutzen«, sagte Lilith, als das Feuer von Moiras Schwert erstarb. »Ich werde mir mit dir Zeit lassen. Du hast meinen Davey getötet.«
    »Nein, das hast du selbst getan. Ich hoffe, das unschuldige Kind, das er einmal war, verflucht dich.«
    Lilith streckte die Hand aus, die Finger gekrümmt wie die Giftzähne einer Schlange.
    Mit ihren Nägeln kratzte sie Moiras Wange auf.
    »Tausend Schnitte.« Sie leckte sich das Blut von den Fingern. »Ich werde dir tausendfach die Haut aufschlitzen, und meine Armee wird sich an dir satt trinken.«
    »Du wirst sie nicht noch einmal anfassen.« So langsam, als wäre die Zeit stehen geblieben, ritt Cian auf dem Rücken seines Hengstes auf sie zu. »Nie mehr.«
    »Ach, bist du gekommen, um deine Hure zu retten?« Lilith zog einen goldenen Pflock aus ihrem Gürtel. »Vergoldete Eiche. Ich habe ihn für dich machen lassen. Ich habe dich geschaffen, und ich werde dich auch vernichten. Sag mir doch, erregt dich all dieses Blut nicht? Warme Teiche voller Blut, Körper, die noch warm sind und darauf warten, ausgesaugt zu werden. Ich weiß doch, dass du es schmecken möchtest.
    Ich habe es dir eingegeben, und ich kenne dich, wie ich mich selbst kenne.«
    »Du hast mich nie gekannt. Geh«, sagte er zu Moira gewandt.
    »Ja, lauf weg. Ich finde dich schon.«
    Sie flog auf Cian zu und sprang dann hoch, um über seinem Kopf zuzuschlagen. Er parierte den Hieb und schnellte zurück, wobei die Absätze seiner Stiefel ihr Gesicht nur um Haaresbreite verfehlten.
    Sie bewegten sich so schnell, in einem so unheimlichen Tempo, dass Moira ihre Bewegungen nur verschwommen wahrnahm. Das war sein Kampf, das wusste sie. Er musste ihn kämpfen, aber sie würde ihn nicht im Stich lassen.
    Sie sprang auf seinen Hengst und trieb ihn einen blutverschmierten Abhang hinauf, bis sie über ihren Köpfen stand. Dort schoss sie Feuersalven mit ihrem Schwert, um Liliths Männer daran zu hindern, zu ihrer Königin zu gelangen. Sie und das Schwert von Geall würden bis zuletzt für ihren Geliebten einstehen.
    Lilith war eine erfahrene Kämpferin, das wusste Cian. Schließlich hatte sie sich genau wie er viele Jahrhunderte lang der Kampfkunst widmen können. Ihre Kraft und Geschwindigkeit waren ebenso groß wie seine, vielleicht sogar größer. Sie parierte seine Hiebe, trieb ihn zurück und wich seinen Angriffen geschickt aus. Sie befanden sich hier auf ihrem Grund, und sie nährte sich aus der Finsternis. Die Schreie und das Blut um sie herum verliehen ihr Kraft.
    Cian kämpfte nicht nur gegen sie, sondern auch gegen das Böse, das dieses Schlachtfeld in ihm geweckt hatte. Einen Moment lang war er unachtsam, und sie schlug ihm das Schwert aus der Hand und zielte mit dem Pflock auf sein Herz.
    Er traf ihn mit einer solchen Wucht, dass er zurücktaumelte. Aber als ihr Triumphschrei verhallt war, stand er heil und unverletzt da.
    Sie starrte ihn fassungslos an. »Wie das?«, sagte sie nur.
    Cian spürte den Abdruck von Moiras Medaillon auf seinem Herzen, aber der Schmerz war süß. »Ein Zauber, den du niemals begreifen wirst.«
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