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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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überwach
die Wohnung am Ludwigsplatz. Die Wohnung vo der … vo der … Herrgott,
ums Varegga kann i ma den Nama net mirka.«
    »Silbernagl?«
    »Gradaus. Die Gesuchte hat vor wenigen Minuten ihren Roller
abgeholt.«
    Der Anruf erwischte Ottakring im K3, Spurensicherung. Ihnen machte er wegen eines
exakteren Zeitpunkts bei der Briefanalyse gerade Dampf.
    »Vor wie viel Minuten?«
    »Na ja, zehne mengs scho gwen sei.«
    Ottakring schluckte. An wen war er denn da geraten. »Ist der Roller
gelb?«, fragte er vorsichtshalber.
    »Ja.«
    »Steht die Frau noch da mit dem Roller?«
    »Nein.«
    »Mann, machen’s doch ‘s Mei auf! Sie is also weggfahrn? Ja, sakra,
warum san’s dann net hinterher?«
    »I sollt ja bloß melden, wann’s da is, die … die …«
    Es war zum Verzweifeln. Wannst net ois söim machst. »War sie denn
allein, die Frau?«
    »Na, da war oaner dabei. So a Langweiler.«
    »Gwand?«
    » CSU -Tracht.«
    Eindeutige Beschreibung für Speckbacher.
    »Und? In welche Richtung san’s gfahrn?«
    »Nach Süden. Richtung Autobahn.«
    Um dann nach Kohlstattberg zu fahren. Aha. Er zückte das Handy.
    »Chili?« Er hörte es tuten. Besetzt. Verdammt. Heit geht’s uns aber
dick ei.
    *
    Sie fuhren mit Kathis gelbem Roller. Sie saß vorn, Robert
hinten. Im Anhänger ein fetter Strauß rosa Rosen extra für Vater, eingewickelt
in nasses Warmhaltepapier. In Waldstücken und in Kurven war es glatt. Da musste
sie aufpassen beim Fahren.
    Dann waren sie da. Paul Silbernagl schien sie aus irgendeinem Grund
erwartet zu haben. Er stand mit dem Rollstuhl mitten in der Einfahrt zum Hof,
umringt von seinen Hühnern.
    Kathi wurde unruhig, allein durch seine Nähe.
    »Mir ist, als hätte ich gewusst, dass ihr kommen werdet«, sagte
Silbernagl und blickte zu Robert. »Habt ihr euch gut unterhalten?«
    Hätte er seine Tochter angesehen, hätte er sich die Frage sparen
können. Kathi spürte instinktiv, dass eine Jagd begann. Die Zeit des Wartens
war zu Ende. Sie gab den ersten Schuss ab.
    »Stimmt es«, begann sie ihren Vater zu fragen und fixierte dabei
Robert, der den Roller unter ein Schuppendach schob, »dass er dein Sohn ist?
Dass ich also Robert Speckbachers Schwester bin?«
    Ihr entging nicht, dass Vater kurz zögerte, bevor er antwortete.
»Kommt mit zur Terrasse«, sagte er. »Die Sonne kommt durch. Dann reden wir.«
    Es war kurz vor Mittag.
    *
    Ottakrings Handy schrie um Hilfe. Fast wäre es ihm aus der
Hand gerutscht. »Ja?«
    »Chili hier. Sag mal, telefonierst du dauernd? Du warst ständig
belegt.«
    Ja, mit dir, wollte er schon sagen. »Die Silbernagl ist mit dem
Roller weggefahren. Vermutlich mit Speckbacher …«
    »Deswegen wollt ich dich anrufen. Der Speckbacher ist unauffindbar.
Das ganze Hotel vermisst ihn. Er ist nicht zum Dienst erschienen. Das ist noch
nie vorgekommen, sagt der Schwule an der Rezeption.«
    »Sauber. Da tut sich eindeutig was. Wo bist du?«
    »Höhe Panoramakreuzung.«
    »Okay, fahr auf den WEKO -Parkplatz. Ich
hol dich ab. Wir fahren nach Kohlstattberg.«
    *
    Widerstrebend folgte Kathi den beiden Männern. Die
Terrasse an der Südseite des Haupthauses entpuppte sich als einzige Baustelle.
Eine Mörtelmischmaschine, Stapel ausgerissener Fliesen, ausgebreitete
Granitplatten. Neben der Terrasse ein Loch, breit wie eine Scheune, tief wie
zehn Gräber.
    »Ich bau eine Sauna ans Haupthaus dran«, sagte Silbernagl. »Mit
allen Schikanen.«
    Robert war ins Haus gegangen. Pieseln, wie er sagte.
    Schnaubend kam er zurück und wedelte mit einem Stück Papier in der
Luft herum. »Was soll das?«, brüllte er. »Du hast sie als Alleinerbin
eingesetzt? Und ich krieg einen Pflichtteil? Bist du verrückt geworden?« Robert
hatte Schaum vorm Mund wie ein randalierender Ochse.
    »Wo hast du das her?«, fragte Silbernagl sanft und rollte seinen
Rollstuhl einen Meter nach hinten. Neben einem halben Ster frisch
geschnittener, duftender Fichtenbretter kam er zum Stehen.
    »Vom Küchentisch«, zischte Robert. In seinen Augen triefte der Hass.
Er machte einen langen Schritt auf den Rollstuhl zu.
    Kathi fühlte sich in einen alten Westernfilm versetzt.
Schlagabtausch, staubige Dorfstraße vor dem Saloon. »Hey«, rief sie, nur um ein
Geräusch zu machen.
    »Merkst du jetzt endlich, worum’s geht, du blöde Kuh?«, schrie ihr
Robert mit geballter Faust zu. »Glaubst vielleicht, i hab net gmerkt, wie du um
den Alten rumscharwenzelst? Kaum warst du hier, schon …« Er kniff den Mund
zu. Doch dann brach etwas
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