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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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angenehmere Bestimmungen des Schicksals, als ständig über Leichen zu stolpern. Das Blöde an solchen Bestimmungen ist, dass man sie sich nicht aussuchen kann.
    Zeit für solche Gedankengänge hatte ich genug. Noch war ich nicht entlassen. Als Tatverdächtiger galt ich nicht, obwohl Karls Assistent einen Verdacht in dieser Richtung geäussert hatte. Karl hatte mit dem Verweis, dass ich als Täter wohl kaum sofort die Polizei alarmiert hätte, abgewinkt. Auf ihn wirke meine Erklärung, warum ich zu später Stunde noch draussen unterwegs gewesen war, plausibel.
    Tatsächlich war ich bei meiner Lebensgefährtin Adelina gewesen, die ihre eigene Wohnung in der Altstadt von St. Gallen hat. Und weil sie am anderen Morgen sehr früh rausmusste und ich gedanklich ebenfalls stark von einem aktuellen Schreib-Projekt beansprucht war, hatte ich beschlossen, zu Hause zu schlafen und davor einen schönen sommernächtlichen Spaziergang zu geniessen. Von einem nahenden Gewitter hatte ich in jenem Moment keine Ahnung.
    Ich war noch als Zeuge gefragt, wobei ich zu meinem eigenen Leidwesen nicht viel Brauchbares beitragen konnte. Nicht mal, ob es sich bei der flüchtenden Gestalt um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte, vermochte ich zu sagen. Immerhin konnte ich die genaue Tatzeit angeben, doch das half auch nicht weiter.
    Zudem brauchte man noch meine Fingerabdrücke. Als eifriger Krimi-Leser und -Gucker wusste ich zwar, dass man an einem Tatort nichts anfassen durfte, und hatte deshalb ein Taschentuch benutzt, um die Balkontür ganz aufzustossen, und drinnen hatte ich auch nichts angefasst. Trotzdem – man wusste ja nie.
    Mittlerweile war auch Walter eingetroffen, der Wirt des Hirschens. Wie meistens an den Ruhetagen hatte er die Nacht im benachbarten Heiden bei seiner Frau verbracht. Dass er einen Gast hatte, änderte an dieser Gewohnheit nichts, er kam frühmorgens einfach rechtzeitig zurück, um das Frühstück zu bereiten. Jetzt allerdings hatte man ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geholt. Reichlich zerknittert gab er Auskunft. Ja, das sei das einzige belegte Zimmer gewesen, andere Gäste habe es in dieser Nacht nicht gegeben. Und ja, dieser Gast sei schon ein paarmal da gewesen, weil er hier einen besonderen Weit- und Überblick habe. Deswegen habe er auch keinerlei Bedenken gehabt, ihn dieses Mal allein im Haus zu lassen, das sei schon ein paarmal der Fall gewesen. Probleme gab es nie.
    Den Namen des Gastes kannte die Polizei. Sie hatte ihn anhand der Identitätskarte festgestellt: Dr. Graziella Rosengarten. Der Ausweis war in ihrer Handtasche gewesen, die man neben Reisegepäck für ein paar Tage im Zimmer gefunden hatte.
    Nicht gefunden wurden hingegen Handy oder Laptop. Das wiederum bekam Walter, der Wirt, mit, und wunderte sich: Nicht zuletzt wegen dieser Rosengarten habe er vor einiger Zeit in den beiden moderneren Zimmern WLAN installieren lassen, denn sie hätte ihm klargemacht, dass es das heute einfach brauche, und gleichzeitig mehr oder weniger unverblümt damit gedroht, nicht wiederzukommen, wenn sie sich in ihrem gewohnten Zimmer nicht ins Internet einloggen könne.
    Somit war es höchst wahrscheinlich, dass das Mordopfer einen Laptop dabeigehabt hatte, ebenso wahrscheinlich ein Handy. Da beides verschwunden blieb, gab es nur einen Schluss. Der Mörder – oder die Mörderin – musste beides mitgenommen haben.
    Als meine Fingerabdrücke im mobilen Kasten waren, schaute Karl mich intensiv an und sagte mir auf den Kopf zu, ich würde ihm etwas verschweigen. Er kenne mich gut genug, um zu wissen, wann ich mehr wüsste, als ich sagte. Worauf ich mit der Sprache herausrückte: Ja, ich kannte die Tote.

Von: [email protected]
    Betreff: Liegenschaftskauf
    Datum: 12.   Juni 11   :   32   :   44 MEZ
    An: [email protected]
    Sehr geehrte Frau Spross Döbeli
    Hiermit möchte ich in aller Form ankündigen, dass ich vorhabe, Ihren Liegenschaftskomplex an der Karpatenstrasse in Zürich käuflich zu erwerben.
    Mir ist bewusst, dass es nicht zu den Gepflogenheiten Ihres Unternehmens gehört, den eigenen Liegenschaftsbesitz zu veräussern. In diesem Fall werden Sie eine Ausnahme machen.
    Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie haben, mit Verlaub gesagt, genau zwei Möglichkeiten. Entweder entschliessen Sie sich sofort zum Verkauf – dann soll es Ihr Schaden nicht sein, Sie werden einen sehr angemessenen Verkaufspreis erzielen.
    Oder Sie lassen sich erst nach und nach überzeugen, wenn meine Argumente an
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