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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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ihrem Ruf als Gartengestalterin und Lehrerin abfärbe. Das hätten die, fügte Rosengarten lächelnd hinzu, gar nicht nötig, aber ihr könne es nur recht sein. Es böte ihr jedenfalls die Möglichkeit, gut bezahlt in Ruhe über Gartengestaltung nachzudenken. Dafür sei es ihr in Zürich wiederum zu laut, weshalb sie froh sei, diesen Rückzugsort im Appenzellerland entdeckt zu haben.
    Als ich mich während des Erzählens immer besser an jenes sonntägliche Gespräch erinnerte, fiel mir wieder ein, dass sie damals angekündigt hatte, in ein paar Wochen wiederzukommen, um sich in Ruhe auf einen Vortrag vorzubereiten, den sie an der ganz nahe gelegenen Universität St. Gallen zum Thema «Gartenbau als Modell für die Unternehmensführung?» halten sollte.
    Das erklärte ihren jetzigen Aufenthalt im Hirschen. Karl wies seinen Assistenten an, im Internet nach dem genauen Datum dieses Vortrags zu suchen. Tatsächlich war dieser für den Spätnachmittag des folgenden Tags gebucht, der mittlerweile längst der heutige Tag geworden war.
    Karl liess es für den Moment mit der Befragung gut sein, nicht ohne vorher noch einmal nachzubohren, was es für eine Bewandtnis mit «Rosenrot» habe. Ich gab ihm nur eine Kurzversion. Die ausführlichere könne er in ihrem autobiografischen Buch «Wie mich der Garten entdeckte» nachlesen. Dort hatte ich auch erst nach unserem Gespräch auf der Terrasse von ihrem Spitznamen erfahren.
    Graziella Rosengarten hatte schon als Kind jede freie Minute im kleinen Garten ihres englischen Exils verbracht. Wenn das Wetter zu schlecht war, zeichnete sie stundenlang Pläne und Skizzen von traumhaft schönen Gärten. Besonders aber liebte sie die Blumen der uralten Rosenhecke, von denen sie die ganze Saison über immer eine in ihr feuerrotes Haar steckte. Beides, die Farbe ihres Haars wie ihre Vorliebe für Rosen, brachte ihre Eltern dazu, sie Rosenrot zu nennen. Ihre Mutter hatte ihren richtigen Vornamen ohnehin nie wirklich gemocht, weil er sie zu sehr an eine potenzielle Nebenbuhlerin erinnerte, und ihr Vater, der stolz auf den Namen Rosengarten war, fand, Rosenrot erinnere zwar daran, sei aber kürzer und damit praktischer. Zudem war er ein grosser Fan der Märchen der Gebrüder Grimm, weshalb er auch das eher unbekannte Märchen «Schneeweisschen und Rosenrot» kannte und aus nicht weiter erklärten Gründen fand, der Name passe zu seiner Tochter.
    Der Name war an ihr hängen geblieben, und eine ganze Zeit lang hatte sie ihn auch als Pseudonym für ihre Veröffentlichungen verwendet, ehe sie fand, nun sei sie alt genug, um zu ihrem richtigen Namen zu stehen. In meiner Erinnerung an unsere Begegnung jedoch blieb sie als Rosenrot hängen, was mir weniger als Spitzname und vielmehr als Kosename erschien.
    Karl schmunzelte und meinte, ich hätte mich ja offenbar ein bisschen in die Dame verknallt gehabt, womit er nicht völlig unrecht hatte. Bevor ich mich dazu äussern konnte, erschien ein Spurensicherer, um zu vermelden, im Zimmer der Toten sei unter einem Schrank ein iPod gefunden worden, den diese vermutlich in einer letzten Zuckung im Todeskampf dahingeschleudert habe.
    Der iPod in leuchtendem Pink war etwas ramponiert, aber noch voll funktionsfähig. Der Assistent von Karl, in technischen Dingen offensichtlich bewandert, fand rasch heraus, was Graziella Rosengarten unmittelbar vor ihrem Ableben gehört hatte: den Song «Rosenrot» aus dem gleichnamigen Album der deutschen Rockgruppe Rammstein. Ihr zweiter Name war ihr also doch nähergelegen, als sie öffentlich verkündet hatte.

Von: [email protected]
    Betreff: Liegenschaftskauf
    Datum: 19.   Juni 09   :   17   :   06 MEZ
    An: [email protected]
    Sehr geehrte Frau Spross Döbeli
    Darf ich davon ausgehen, dass Sie schon gehört haben, was heute Nacht in Ihrer Baumschule in Binz geschehen ist? Ihre Mitarbeiter dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie in der riesigen, mit Buchsbäumen bepflanzten Fläche hässliche Löcher entdeckt haben.
    Ja, ich kann Ihre Vermutung bestätigen: Die Löcher stammen von Flammenwerfern. Meine Mitarbeiter haben ganze Arbeit geleistet. Und präzise. Auf dem Bild, das sie vom Ergebnis der Aktion gemacht haben, kann man es deutlich sehen.
    Nur für den Fall, dass Ihre Leute vor lauter Übereifer, den Schaden möglichst rasch zu beseitigen, um ihn vor den bald zu erwartenden Besuchern zu verheimlichen, ihre Dokumentationspflicht vernachlässigt haben sollten: Die Brandlöcher in den Buchsbäumen bilden
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