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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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ein deutlich sichtbares Muster. Genauer: einen Buchstaben. Noch genauer: ein K.
    Dieser Buchstabe steht, Sie werden es längst erraten haben, gnädige Frau, für Karpatenstrasse. Was ich damit will und wie ich diesen meinen Willen durchzusetzen gedenke, habe ich in meinem letzten Mail zweifelsfrei klar genug formuliert.
    Nur eines noch: Es kann zu Ihrem Schaden nicht sein, wenn Sie die unendliche Weisheit des geflügelten Wortes beherzigen: Wer nicht hören will, muss fühlen.
    Hochachtungsvoll
    Aceraceae  AG , Amanda Raggenbass

Tiefe Wasser
    Man muss nicht erst sterben,
    um ins Paradies zu gelangen,
    solange man einen Garten hat.
    Persische Weisheit
    Mittlerweile war es zwei Uhr nachts geworden. Das Gewitter hatte sich verzogen, dabei aber dunkle Wolken am Himmel zurückgelassen, zwischen denen sich einzelne Sternbilder gelegentlich hervorwagten. Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit beendet und packte die Ausrüstung zusammen. Auch für mich gab es keinen Grund, länger zu bleiben.
    Ich wollte gerade die restlichen zwanzig Minuten Marsch hinauf zu meinem Häuschen unter die Füsse nehmen, als ich merkte, dass ich dazu nicht die geringste Lust hatte. Und irgendwie auch keine Kraft mehr. Die Entdeckung dieser Leiche hatte mich mehr mitgenommen, als ich gedacht hatte. Bei näherem Zusehen merkte ich, dass das nicht so überraschend war. Beim ersten Mal, als mir das geschah, war der tote Körper doch etliche Meter weit weg im Bach gelegen und zudem schon einige Tage tot gewesen. Im zweiten Fall war das Mordopfer zwar unmittelbar vor mir aufgetaucht, doch vom äusseren Eindruck her unversehrt. Und beim dritten Mal ging es um eine Gletscherleiche, die seit siebenhundert Jahren im Eis ruhte.
    Diese Funde waren auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen, doch jetzt hatte ich die Leiche eines Menschen gefunden, der wenige Minuten zuvor noch gelebt hatte. Und von äusserlicher Unversehrtheit konnte angesichts der Blutlachen keine Rede sein. Zudem hatte ich die Tote gekannt. Kein Wunder also, dass ich die Erscheinungen eines leichten Traumas spürte. Vielleicht steckt man einen solchen Schock im reifen Alter von über sechzig nicht mehr so leicht weg wie in jüngeren Jahren.
    Mein iPhone hatte wegen seiner intensiven Nutzung als Taschenlampe einen erheblichen Teil seiner Akku-Ladung verloren, doch für einen Anruf bei Adelina reichte es noch. Nach längerem Läuten bei Adelina meldete sie sich schlaftrunken, doch als ich ihr die Kurzversion der Geschichte lieferte, wurde sie sofort wach und meinte entschieden, es sei wohl das Beste, wenn ich zu ihr käme, statt allein zu sein.
    Karl Abderhalden hatte offenbar mitbekommen, wie es um mich stand, und als er von meinen geänderten Plänen hörte, zögerte er nicht, einen seiner Polizeibeamten anzuweisen, mich, den Autolosen, in die Stadt zu Adelinas Wohnung zu fahren. Ich bedankte mich für diese freundschaftliche Geste, doch Karl winkte ab und riet mir, mich erst einmal gründlich auszuschlafen. Für die Unterzeichnung des Zeugenprotokolls reiche es, wenn ich am Nachmittag bei ihm erschiene.
    Noch während der zwanzigminütigen Fahrt hörte ich mir auf meinem Smartphone den Song «Rosenrot» an, der mir davor noch nie zu Ohren gekommen war. Der Akku reichte gerade noch, um ihn runterzuladen und einmal zu lauschen. Mir war dieser Stromausfall recht, denn ich fühlte mich jetzt wirklich hundemüde.
    Die Treppen bis zu Adelinas Dachwohnung im vierten Stock schaffte ich eben noch. Ihre innige Umarmung zur Begrüssung gab mir so viel Lebenskraft, dass ich in der Lage war, ihr die Ereignisse dieser Nacht in einer ausführlicheren Version als eben am Telefon zu erzählen.
    Etwas überrascht, um nicht zu sagen verärgert, wirkte sie schon, als ich ihr dabei gezwungenermassen von meiner Begegnung mit Rosenrot berichtete, wie ich sie schon ganz automatisch nannte. Warum ich ihr das verschwiegen hätte, begehrte Adelina zu wissen, und meine Erklärung, ich hätte es nicht für so wichtig gehalten, befriedigte sie anscheinend nicht.
    Bevor dazu sinnlose Beziehungsdiskussionen ausufern konnten, obsiegte Adelinas Neugier. Sie wollte mehr über Rosenrot wissen, und als ich eine Kurzversion der Geschichte abgeliefert hatte, die ich zuvor Karl erzählt hatte, gestand sie mir, dass sie Graziella Rosengarten auch kannte. Nicht persönlich zwar, aber doch grössere Teile ihres publizierten Werks.
    Das wiederum erstaunte mich, denn Adelina hatte mir bisher ihre heimliche Liebe für die
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