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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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disziplinarisch sehr vernünftig: man heile mit dem geringstmöglichen Aufwand an Zauberkraft die wirklich gefährlichen oder bleibende Schäden verursachenden Verletzungen der Raufbolde und lasse sie alsdann die Schmerzen der harmloseren Blessuren auskosten - je länger, desto besser.
    Doch zu jeder Regel gab es Ausnahmen. Durine, Kethol und Pirojil waren auf dem verhängnisvollen Ritt nach Ehvenor seines Vaters Begleiter gewesen. »Ich werde mit Garavar ...«
    *Laß das bleiben, Jason.* Ellegons Gedankenstimme klang streng. *Selbst als gekrönter Herrscher solltest du einen besseren Grund haben als diesen, um Garavars Befehle aufzuheben.*
    Jason bemühte sich, die Unterbrechung mit einem Hüsteln zu kaschieren, doch nicht sehr erfolgreich, wie er selber merkte. Aber ...
    *Kein Aber. Besuchen wir jetzt deine Mutter.*
    »Ich werde ... nun ja, bis später dann«, sagte Jason und wußte, daß er seinen Ausrutscher nicht besonders geschickt überspielt hatte.
    *Offen gesagt, hast du ihn überhaupt nicht überspielt. Sie wissen, daß du vorhattest, dich in Garavars Belange einzumischen, aber vermutlich werden sie es für sich behalten.*
    Jason trat von dem Weg auf den Rasen. Es versprach immer mehr, ein schöner Tag zu werden. Ein leichter, sanfter Wind kam von Westen, der nur die flaumigsten Wölkchen mit sich führte. Die weißen Tupfen bewahrten den ansonsten strahlend blauen Himmel vor Eintönigkeit.
    Das Gras reichte bis zu seinen Waden. Erst an diesem Morgen hatte man es mit weitausholenden Sensenschwüngen zu einem wellenbewegten Meer aus saftigem Grün getrimmt. Jason sog den reichen Duft von frisch gemähtem Gras ein und genoß jeden Atemzug.
    Das war das Gute an Friedenszeiten, pflegte er zu sagen; die Leute hatten Zeit und auch Interesse, sich um etwas so Unwichtiges wie die Höhe des Rasens zu kümmern. Selbst der Macht eines Kaisers waren Grenzen gesetzt: man konnte ohne weiteres den Untertanen - die Gärtner ausgenommen - das Betreten des Rasens verbieten, doch im Krieg war es schwer, jemanden zu finden, der den Rasen pflegte.
    Er schlug die Richtung zum Hauptturm der Residenz ein und betrat den Exerzierplatz.
    Ein gewaltiger dreieckiger Schädel hob sich von den sonnenwarmen Steinen und wandte sich ihm zu.
    »Morgen, Ellegon«, sagte Jason, während er sich dem riesigen Tier näherte. Vater pflegte Ellegon mit einem Greyhoundbus zu vergleichen, womit Jason natürlich nichts anfangen konnte, da er nie ein solches Gefährt zu Gesicht bekommen hatte. Ein Bus war eine Art Kutsche, doch handelte es sich bei einem Greyhound nicht um ein Tier, einen Hund eben?
    Ellegons Maße waren gigantisch; Jason vermochte sich keinen Hund vorzustellen, der auch nur ein Zwanzigstel dieser Größe erreichte.
    *Guten Morgen, Jason*, erwiderte der Drache. Mit einem tiefen Grunzen schob er erst die Vorderbeine und anschließend die hinteren Extremitäten unter den Leib und wuchtete sich dann in die Höhe. Die ungeheuren ledrigen Schwingen reckten und falteten sich ruckweise, während aus den tellergroßen Nüstern Qualm und Dampf aufstiegen.
    Das Maul des Drachen öffnete sich und enthüllte Reihen um Reihen unterarmlanger Zähne; gleichzeitig entströmte dem Rachen ein unerträglicher Gestank, ein Pesthauch von verwestem Fleisch und Fisch. Ellegon war nicht sehr anspruchsvoll, was seinen Speisezettel betraf.
    Jason würgte. »Dreh den Kopf zur Seite, bitte.«
    *'tschuldigung.* Unter dem Knirschen seiner Halsschuppen wandte Ellegon den Kopf ab und reinigte die Luft mit einem raschen Flammenstoß.
    Jason hatte nie begreifen können, warum manche Leute sich Ellegon nur furchtsam näherten. Das war, nun, das war, als hätte man Angst vor Tennettys Schwertern. Auf dieser Welt gab es zwei Sorten Menschen, und nur eine Sorte hatte Grund, sich vor dem Drachen oder vor Tennetty zu fürchten.
    *Sie haben nicht nur Angst, gefressen zu werden. Die Menschen wollen nichts mit mir zu tun haben, weil ich zu viel weiß.*
    Viel zu viel. Es war eine Sache, wenn Ellegon Jason davor bewahrte, sich zum Narren zu machen, indem er sich mit Garavar anlegte, und eine andere, wenn er in Privatangelegenheiten herumstöberte.
    *Ich werde es nie wieder erwähnen*, ließ Ellegon ihn wissen, doch Jason hätte schwören können, daß er noch ein fernes Gedankenmurmeln vernahm: Genau wie sein Vater. Ihm rutscht zu oft das Gehirn zwischen die Beine ...
    »Und du frißt zu viel! Gehen wir jetzt endlich zu Mutter.«
    Es waren nur ein paar hundert Schritte über den
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