Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
Vom Netzwerk:
Sie wirkten bestürzend viel älter.
    »Morgen, Jason«, grüßte Tennetty, die sich den Stuhl zu seiner Rechten heranzog. Indem sie den Kopf so hielt, daß ihr einziges Auge den Raum überblicken konnte, musterte die hagere Frau mit gelassenem Mißtrauen die Gesichter der Anwesenden, bis sie sich überzeugt hatte, daß es keinen Grund gab, zur Waffe zu greifen - noch nicht -, und sich bequem zurechtsetzte.
    Mit einem ›Guten Morgen‹, einem Lächeln und dem Klicken hoher Absätze schritt Jasons Schwester Aeia durch den Raum und glitt anmutig auf ihren Stuhl am Fuß der Tafel, wo sie sich die verschlafenen Augen rieb und anschließend ihr langes Haar am Hinterkopf zu einem improvisierten Pferdeschwanz zusammenfaßte. Sie trug enge Hosen aus Leder und dazu eine locker fallende, gefältelte Bluse von schier blendendem Weiß.
    »Kleiner Morgenritt?« fragte er.
    Sie nickte, während sie ein Brötchen nahm, es in das Honigglas tunkte und mit gesundem Appetit davon abbiß. »Solange ich hier bin, werde ich keine Gelegenheit zu einem Ritt auslassen.« In Heim fand Aeia durch ihre Lehrtätigkeit an der dortigen Schule kaum Zeit zum Reiten, dabei hatte es sich mit der Zeit zu einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen entwickelt.
    Sag ihr, sie soll mit dem Essen vorsichtig sein, dachte Jason. Ich glaube, sie hat schon etwas zugenommen.
    Ellegon mußte die Nachricht übermittelt haben; Aeia wandte sich mit einem unterdrückten Lachen an Bren Adahan, der seinen gewohnten Platz am unteren Tischende eingenommen hatte - neben ihr. »Mein kleiner Bruder scheint der Meinung zu sein, daß ich alt und fett werde. Wagst du es, dem Erben zu widersprechen?«
    Bren Adahan nickte bedächtig. »In dieser Sache allerdings.«
    »Sehr lobenswert, Bren - doch setz dich zu mir. Vor der Versammlung haben wir noch einiges zu besprechen.« Jason winkte ihm und deutete auf den Stuhl neben sich.
    Die dünnen Lippen des holtschen Barons verzogen sich unwillig, doch Bren Adahan bemühte sich sogleich um eine ausdruckslose Miene, bevor er ein verbindliches Lächeln aufsetzte, das durchaus echt wirkte. Er nickte knapp, dann beugte er sich zur Seite, um Jasons Adoptivschwester einige Worte ins Ohr zu flüstern. Gleich darauf erhob er sich und nahm auf dem von Jason bezeichneten Stuhl Platz. Unbewußt strich er über einen kleinen Schnitt an seinem eckigen Kinn. Adahan hatte sich vor einem Zehntag den Bart abgenommen und rasierte sich seither zweimal täglich.
    Jason versuchte die Tatsache zu verbergen, daß er Adahan nicht leiden konnte. Vielleicht lag es daran, daß Bren Adahan mehr als zehn Jahre älter war als Jason und sich gebärdete, als verdanke er diesem Altersunterschied Weisheit und Respekt.
    *Das ist nicht gerecht. Wie die Dinge stehen, hat er ohnehin kaum Zeit, mit Aeia zusammen zu sein.*
    Ich muß noch einige Punkte mit ihm besprechen. Warum sollten wir das nicht beim Frühstück erledigen, dachte Jason in Ellegons Richtung und wußte dabei, daß er sich selbst belog. Zwar gab es einiges zu besprechen, aber das war nicht der Grund. Jason mißfiel die Art, wie Bren seine Schwester anschaute, als würde er gerne ...
    *Allerdings würde er gerne. Die Menschen sind so. Das ist alles ganz natürlich, wie Elarrah dir vor zwei Nächten hätte erklären können. Deine Schwester ist eine erwachsene Frau und weiß, was sie tut. Und sie wird ihn lassen, eines Tages, zu ihren Bedingungen. Also misch du dich nicht ein.*
    Jason wurde rot. Elarrah? Daß das für die oberen Stockwerke zuständige Zimmermädchen nachts unter seine Decke schlüpfte, hätte eigentlich ein Geheimnis sein sollen. Er wollte nicht, daß man sich die Mäuler zerriß.
    *Bleib ruhig; ich bin von Natur aus diskret. Doch es ist albern, sie im Schrank zu verstecken, nur weil ich in der Nähe bin. Ich habe in deinem Bewußtsein gelesen - Verstand will ich nicht sagen -, bevor du überhaupt geboren warst. Wenn es dich das nächstemal nach einer ungestörten Intimsphäre verlangt, dann bitte mich einfach, dich vorübergehend auszuklammern. Wie dein Vater es zu tun pflegte.*
    Ich will darüber nicht sprechen.
    Ein fernes Kichern antwortete ihm. Er wußte nicht genau, ob er es mit den Ohren hörte oder in seinem Kopf.
    Bren Adahan legte Jason die Hand auf den Arm. »Bist du in Ordnung, Jason?«
    »Nein.« Er schüttelte heftig den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. »Ich meine, ja. Es geht mir gut; ich habe nur gerade mit Ellegon gesprochen.«
    Bren Adahan nickte und richtete den Blick auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher