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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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Lahe-rans Hand ein wenig zu fest, als erwarteten sie von ihm Trost und Hilfe und wollten nicht lediglich Laherans Mitgliedschaft in der Gilde bestätigen oder seine höfliche Geste erwidern.
    »In zwei Zehntagen kann ich dir noch weitere hundert Männer zur Verfügung stellen«, sagte der Gildemeister.
    Laheran schüttelte den Kopf. »Nein. Auf diese Art haben wir es schon einmal versucht. Ein kleiner Trupp diesmal, mit einem kleinen, schnellen Schiff. Wir werden Pandathaway ohne großes Hallo verlassen, ohne lauthals zu verkünden, wer wir sind. Wir nehmen seine Spur auf, jagen ihn aus seinem Versteck und töten ihn.« Es bestand kein Grund zur Eile. Wenn es möglich war, Cullinane zu fangen - und es mußte möglich sein -, dann würden sie ihn im Norden finden.
    Ob er eine Stippvisite in Pandathaway und dem Gildehaus plante? Nicht sehr wahrscheinlich. Das Gildehaus der Sklavenhändler war zu gut geschützt, sowohl durch magische wie auch durch ganz normale Abwehreinrichtungen. Selbst Cullinane konnte es nicht schaffen, hier einzudringen.
    Doch es war durchaus vorstellbar, daß er in Pandathaway Halt machte und ein oder zwei Sklavenhändler erledigte, die ihm außerhalb der Gildehalle über den Weg liefen. Das konnte sich für Laheran günstig auswirken: Je größer das Ungeheuer, um so reicher der Lohn für den Retter.
    Laherans ruhiger Blick glitt von einem Gesicht zum anderen. »Wir werden Karl Cullinane finden, und wir werden ihn töten.«
    Der Krieger lebt, wahrhaftig. Laheran war jünger als sämtliche vorhergegangenen Gildemeister, aber vielleicht kam es darauf nicht mehr an, wenn er sich als der Mann zur Wahl stellte, der Karl Cullinane getötet hatte.
    Er lächelte Gildemeister Yryn zu.
    »Verlaß dich nur auf mich«, sagte er.

Erster Teil 
  
Holtun-Bieme

Kapitel eins
Frühstück in Biemestren
    Nichts ist zu Ende, bevor's nicht vorbei ist -
    und vielleicht nicht mal dann.
    Walter Slowotski
    Lediglich mit einer ausgebleichten Jeans bekleidet, wie sie in Heim gefertigt wurden, beugte Jason Cullinane sich über die Waschschüssel unter dem Spiegel und spritzte sich mit angehaltenem Atem ein paar Tropfen ins Gesicht. So früh am Morgen war das Wasser geradezu unanständig kalt.
    Während er sich das Gesicht mit einem frisch duftenden Handtuch abtrocknete - Adel hat seine Privilegien, dachte er nicht zum erstenmal -, befühlte er sein Kinn. Ein Anflug von Bartstoppeln bedeckte die Haut, obwohl er sich erst tags zuvor rasiert hatte. Er warf das Handtuch beiseite und streckte die Hand nach dem Elfenbeingriff des Rasiermessers aus, das auf dem halbhohen Schrank lag, doch bei einem Blick in den fleckigen Spiegel fand er, daß die flaumigen Stoppeln ihn etwas älter erscheinen ließen. Er verwarf den Gedanken an eine Rasur.
    Ein fernes Lachen ertönte in seinem Kopf.
    *Du übernimmst ein paar Gramm Verantwortung, und schon beginnt dein Bart zu wachsen, hm?*
    Jason verzog keine Miene.
    *Dein Vater hätte darüber gelacht.*
    »Vielleicht hätte er.« Doch er war nicht sein Vater. Er schaute in den Spiegel. In dem fleckigen Glas - die Glasherstellung im Kaiserreich lag noch unterhalb des Standards von Heim, obwohl auch dort die Qualität einiges zu wünschen übrig ließ - erwiderten unter einem Schopf dunkelbrauner Haare zwei dunkelbraune Augen seinen Blick. Erst gestern hatte U'len ihm gesagt, daß er mehr und mehr dem Kaiser ähnelte. Ganz besonders seine Augen bekamen allmählich so ein gewisses Etwas, behauptete sie.
    Ich kann nichts entdecken, dachte er. Sie waren einfach braun. Er schüttelte den Kopf, während er sich im Spiegel betrachtete. Was immer U'len an Veränderungen zu bemerken glaubte, blieb ihm verborgen. Er hatte nicht das Format eines Karl Cullinane; Jasons Kinn verriet nicht einmal eine Andeutung der eisernen Willenskraft seines Vaters, und er verfügte auch nicht über diese Aura von Was-auch-geschieht-ich-werde-damit-fertig.
    Er zuckte die Schultern. Vielleicht hatte er sich gar nicht so sehr verändert, aber dafür alles andere. Alles wirkte so fremd, seit er vor ein paar Zehntagen nach Biemestren zurückgekehrt war. Sein Zimmer im dritten Stock des Turms der Residenz kam ihm kleiner vor. Verflixt, die ganze Burg schien in seiner Abwesenheit geschrumpft zu sein, obwohl er nicht zu sagen vermocht hätte, wie oder wo genau.
    Auf der Suche nach etwas Vertrautem strich er mit den Fingern über das Lederband und das kleine Kristallamulett an seinem Hals. Nicht daß es ihn davor bewahrte, auf
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