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Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Titel: Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
Autoren: Isadorra Ewans
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vorhandenen Webkonstrukt. „Du solltest ins Bett gehen“, sagte er fürsorglich. Ich sah auf. „Sollte ich, ja.“ Aber der Gedanke an Schlaf trieb mir eine Gänsehaut über den Rücken. Denn wenn ich die Augen schließen würde, hätte ich das Gesicht meines Vaters in seinem Todeskampf vor mir. So schüttelte ich den Kopf. „Ich werde mir nur etwas anderes anziehen, bevor die lieben Kollegen noch Stielaugen bekommen“, sagte ich und stand auf. Etwas Distanz zu den Bildern, zu Russel an sich, würde mir in den nächsten Minuten nur zugute kommen. Also küsste ich ihn auf die Stirn und begab mich in mein Zimmer. Das Sandwich hatte mir gut getan und zumindest mein Körper arbeitete in normalen Parametern. Wenn ich mich jetzt noch dazu animieren konnte, ein paar Reserven meiner Hirntätigkeiten zu reaktiveren, dann wäre ich fast perfekt.
    Ich wählte eine Jeans, ein dunkles eng anliegendes T-Shirt und flache Schuhe. Während ich mich umzog, versuchte ich meine Gedanken zu sortieren. Dazu musste ich Russels private Äußerungen ausblenden. Das war aber leichter gesagt als getan. Denn sie hatten in mir eine sachte schwelende Hoffnung entfacht, ihn doch noch so zu bekommen, wie ich es mir vorstellte. Von Wollen sprach ich in diesem Moment gar nicht. Was mir mein Wollen eingebracht hatte, spürte ich immer noch am Hintern. Und schon war ich wieder mittendrin in diesem Wahnsinn. „Rosie, was soll aus dir nur werden“, sagte ich leise in den Raum hinein. Plötzlich wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich nun allein war. Da war absolut niemand mehr, der sich im Falle eines Falles vor mich stellen konnte, der mir bei passender Gelegenheit den Kopf zurecht rücken konnte. Niemand war mehr da, den es interessieren mochte, was aus mir werden würde. Jonas war nicht mehr da und er fehlte bereits nach wenigen Stunden. Mit einem Seufzer machte ich mich zurück in das provisorische Büro. Russel war nicht mehr da, dafür tauchten die ersten Kollegen der Tagschicht auf. Sie musterten mich und ich wusste nicht, ob die Tatsache, dass Jonas Peel mein Vater war, bereits die Runde gemacht hatte.
    Sie hatte. Eine Kollegin, deren Name ich natürlich nicht kannte – genauso wenig wie die aller anderen – kam auf mich zu, drückte mich herzlich und sprach mir ihr Mitgefühl aus. Das war der Startschuss für die Anderen, es ihr gleichzutun. Dieser Tag konnte nur in einem Chaos enden. Mir wurde bewusst, dass Jonas mein Gedächtnis war. Er hatte um meine Probleme bezüglich Namen – die ja Schall und Rauch waren, wie das Sprichwort besagte - gewusst und war immer dann zur Stelle gewesen, wenn ich in die Bredouille geriet und aufgrund dieses Mankos als arrogant und unhöflich galt. Gesichter vergaß ich nie. Nur deren Namen. Also musste ich mir eine Strategie erarbeiten, die mich nicht als Vollidiotin dastehen ließ. Wie immer: Ein unmögliches Unterfangen.
    Ich nahm also die Beileidsbekundungen entgegen, hielt mich tapfer und aufrecht, und nachdem sich das Büro langsam mit den Kollegen, die ihren ersten Morgenkaffee zu sich nahmen, gefüllt hatte, wählte ich die Version des Volldeppen. Ich bat sie, sich Post-It´s mit ihren Namen aufzukleben. Geschickt erklärte ich, dass es sich dabei bei mir um einen Defekt handelte, den ich leider nur durch ständiges Wiederholen ausmerzen konnte und den Jonas bisher für mich übernommen hatte. Sie sahen mich erstaunt an, aber da ich den Bonus der Trauernden hatte, taten sie mir den Gefallen. Innerlich klopfte ich mir auf die Schultern.
    Es widerstrebte mir, da ich aber die ranghöchste Beamtin hier war, musste ich nun Jonas Position einnehmen. Ich spürte mein Herz bis in den Hals schlagen, als ich meine Kollegen bat, sich kurz zu einem Brainstorming zusammenzufinden. Jeder warf die Ergebnisse seiner Untersuchung in den Raum und so schafften wir es – was wir bis jetzt versäumt hatten und somit diese Ermittlung zur Farce geraten lassen wollte – uns alle auf denselben Wissensstand zu bringen.
    Wir wussten nun, dass die toten Frauen flüchtigen Kontakt miteinander gehabt haben konnten, da sie den gleichen Club besuchten. Teilweise, so sagten uns die Quittungen für Eintritt und Getränke, sogar am gleichen Abend. Ob sie sich wirklich gekannt hatten, sagten uns diese Daten nicht. Aber die Hoffnung auf diese Weise eine Verbindung aufbauen zu können stieg. Weiter wussten wir, dass sie sich als Models beworben hatten, oder im Begriff waren, dies zu tun. Womit die Agentur von Zachery ins Spiel kam.
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