Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne
Autoren: David M Pierce
Vom Netzwerk:
einjagen will, damit ich keine Zicken mache und seinen Scheidungsbedingungen zustimme. Und was die Schlampe betrifft, so gebe ich offen zu, daß ich manchmal ein oder drei Drinks nehme. Ich muß sogar gestehn, daß ich mich, seit wir getrennt leben, oft einsam fühle und meine Zeit doch tatsächlich hin und wieder mit einem Mitglied des anderen Geschlechts verbringe.«
    »Oh, ihr Schauspielerinnen«, sagte ich, »ihr seid doch alle gleich.«
    »Jedenfalls dachte ich mir, wenn dieses Arschloch Ärger will, kann er Ärger kriegen. Untersuchen wir doch mal, wie er seine Nächte verbringt, und wenn man ihn so gut kennt, wie ich das leider tue, kann man schon mal ausschließen, daß er sich ganz allein mit einem guten Buch beschäftigt. Haben Sie Lust, ihm dabei zuzugucken, oder ist so was unter Ihrem Niveau?«
    »So würde ich das nicht sagen«, sagte ich. »Ein Job ist ein Job ist ein Job, wie jemand mal so schön gesagt hat. Harry James, glaube ich. Also«, ich holte mir den Notizblock aus der linken oberen Schreibtischschublade, »die Einzelheiten, bitte. Ist die Scheibe, durch die Deborah Ihnen Fratzen schneidet, die Scheibe einer Telefonzelle?«
    »Ja.«
    »Rufen Sie von einem öffentlichen Apparat an, weil Sie glauben, daß Ihr Telefon angezapft oder abgehört oder irgendso etwas wird?«
    »Es klingt zwar melodramatisch, aber dieser Gedanke kam mir in den schwachen Sinn«, sagte sie. »Warum sollte ich es riskieren, diesen Trottel darüber zu informieren, was ich vorhabe?«
    »Ja, warum auch.« Ich dachte einen Moment nach. »Wir müssen uns an irgendeinem clever ausgewählten Ort heimlich treffen, weil ich ein paar Sachen von Ihnen brauche.« Ich warf einen Blick in meinen Terminplaner — wegen des Urlaubs war er, abgesehen von einem Babysitter-Job am Dienstag und meiner allmonatlichen Routineüberprüfungen der Sicherheitssysteme beim Valley Bowl, Arnie’s New ’n’ Used Cars und im Star Family Supermarkt, so jungfräulich leer wie die Anzeigetafel bei einem Spiel der Giants. Wir verabredeten uns für diesen Nachmittag. Ich sagte ihr, was sie mitbringen sollte und wie sie es anstellen sollte, sich clever und heimlich mit mir zu treffen. Dann legte ich auf und wandte mich zum wiederholten Male meiner Post zu.
    Noch ein Klient — nun gut. Vielleicht war sie nicht gerade das Starlet, von dem ich geträumt hatte, aber immerhin war sie eine Thespisjüngerin. Vielleicht war ihre Tochter Deborah Starlet. Vielleicht sah ihre Tochter Deborah aus wie Sandra Dee vor dreißig Jahren. Vielleicht drehte ich jetzt endgültig durch.

2

    Wades Garage und Autowerkstatt war ein paar Meilen östlich, in der Nähe der Autobahnabfahrt zum Burbank Airport. Ich fuhr in die Einfahrt und parkte hinter einem aufgemotzten Volkswagen, der hinter einem alten Ford stand, der hinter einem teilweise restaurierten Buick stand, der hinter etwas stand, was wie das Chassis eines Jeep aussah. Das meiste Zeug gehörte Wades Bruder Willy, der Autos liebte und verrückte Erfindungen erfand. Ich sah in der Hängematte nach, in der Wade normalerweise hing, aber da war nur eine Schildpattkatze. Ich rüttelte am Garagentor. Abgeschlossen. Ich trottete hinüber zur Küchentür und klopfte.
    Nach einer Minute tauchte Cissy auf und ließ mich herein. Sie sah aus wie Mütterchen Erde: ausladende Brüste, sanftes Gesicht; normalerweise trug sie einen Kaftan und ein Stirnband. Sie ging barfuß, es sei denn, sie holte ihre alten, heißgeliebten Biker-Stiefel hervor und kachelte auf ihrer brandneuen Honda 750 von hier nach dort, um ihre Gnade auszuteilen — eine Massage, einen chiropraktischen Griff, einen heilenden Zaubertrank, eine Tarot-Deutung, oder um irgendwem zu verkünden, welche Mondphase die beste sei, um Gras anzupflanzen. Cissy sah geknickt aus wie ein Brückenpfeiler nach einem Beben, was ziemlich ungewöhnlich für sie war.
    Sie öffnete die Tür, umarmte mich matronenhaft, kommandierte mich an den Küchentisch und goß mir ein großes Glas frisch gemachte Limonade ein, die sie in einer Kühlbox aufbewahrte.
    »Ich schau dir in die schwarzen Augen, Kleines«, toastete ich Maria der Vogelspinne zu, die sich unter irgendeinem Blätterwerk in ihrem Käfig verkrochen hatte. »Freut mich zu hören, daß es dir wieder besser geht. Wo ist eigentlich Wade, der Schlappschwanz?«
    »Im Bett, wo sonst«, sagte Cissy stinkig. »Besuch ihn ruhig, vielleicht nimmt er ja mit dir Kontakt auf. Ich will nicht darüber reden. Möchtest du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher