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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne
Autoren: David M Pierce
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nicht ganz sicher warst«, sagte sie.
    »Ich auch«, sagte ich. »Wundervoll. Sandig, aber wundervoll.«
    »Morgen werde ich nur essen und schlafen und nichts tun«, sagte sie.
    »Wenn du das magst«, sagte ich. Sie unterrichtete an der High-School und hatte folglich Sommerferien. »Oh, ich habe übrigens schon einen neuen Klienten.«
    »Wen denn?«
    »Erinnerst du dich an Jim aus dem Two-Two-Two? Jim.«
    »Und was will er?«
    »Weiß der Teufel«, sagte ich. »Aber so, wie er sich benommen hat, könnte es was Wichtiges sein. Ich hätte Lust auf irgendeinen riesengroßen Fall, irgendeine Geschichte, in der ich mich so richtig festbeißen kann. Eine verschwundene Erbin oder ein wunderschönes, junges Starlet, das erpreßt wird, weil es vor vielen Jahren versehentlich für ein paar Nackedeifotos posiert hat.«
    »Hmm«, sagte Evonne. »Mit jüngeren Frauen zusammen zu sein, scheint deine Hormone ganz schön auf Trab zu bringen.« Sie küßte mich durchs Telefon und legte auf. Ich dachte einen Augenblick nach, entschied mich, daß sie es als Kompliment gemeint hatte, und küßte zurück.

    »Überall nur noch Homos«, sagte Jim.
    »Wo überall?« fragte ich.
    »In der Bar natürlich, gottverdammich«, sagte er, »wo denn sonst?«
    »In der Welt?«
    Ich sah ihn an. Er sah mich an. Dann sahen wir beide aus dem vorderen Fenster und warteten auf ein Wunder. Ich bemerkte, daß es mal wieder geputzt werden mußte; dabei war das letzte Mal doch erst ein oder zwei Monate her.
    Es war morgens, kurz nach zehn. Wir saßen in meinem Büro an der Ecke Victory/Orange, zwischen uns mein Schreibtisch. Ich war heute ein bißchen später gekommen und hatte gerade angefangen, die Post zu sortieren, als Jim seinen fünf Jahre alten Toyota direkt vor meinem Fenster parkte und dann so respektvoll in mein Büro kam, als erwarte ihn ein superteurer Zahnarzt anstelle eines moderaten (billigen) Privatdetektivs.
    »Also?« fragte ich nach einer Weile.
    »Also? Was meinst du mit also?«
    »Also was?« fragte ich. »Du kannst doch jederzeit einen anderen Job annehmen, wenn du mit den warmen Brüdern in deiner Kneipe nicht zurechtkommst.«
    »Sag lieber Brüder und Schwestern«, brummelte er unglücklich. »Weißt du, Vic, ich möchte nicht, daß sich das rumspricht, aber mir gehört dieses spinnwebenverhangene Etablissement.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch, war aber eigentlich gar nicht so verblüfft. Es war gang und gäbe unter Mietern, Bar-Pächtern und ähnlichen Menschen, sich auf einen Besitzer im Hintergrund zu berufen, wenn sie irgendein Verbot leider strikt einhalten mußten, ohne daran irgendeine Mitschuld zu tragen.
    »Ich hab’s vor fünf Jahren gekauft«, sagte Jim und kippelte mit seinem Stuhl. »Meine Güte, ist das schon wieder lange her. Wir hatten unser Haus in Sherman Oaks fast abbezahlt, aber dann brannte es plötzlich ab, und eins der Kinder starb nach Gott weiß wie vielen Operationen. Meine Frau konnte den Tod oder die Verantwortung oder mich oder was weiß ich nicht mehr ertragen, also teilten wir die Versicherungssumme, und sie zog mit dem Kind zurück in den Osten zu ihrer Mutter, während ich in einem Anfall geistiger Umnachtung das Two-Two-Two kaufte. Ich hab mein Appartement direkt darüber, und ich möchte auch nicht, daß das sich rumspricht, ich wäre für die Trinker und die Bedürftigen einfach zu leicht zu finden. Und jetzt auch noch die Schwulen, in meinem Alter, mein Gott.« Er brachte ein mattes Lächeln zustande und winkte mir neckisch mit einer Hand zu.
    »Ts, ts«, sagte ich.
    Das Telefon klingelte. Ich entschuldigte mich und ging ran.
    »Vic? Gott sei Dank bist du wieder da, ich bin’s, Cissy.«
    »Hallo, meine Süße, wie geht’s dir? Und wie geht’s Maria?« Maria war ihre Vogelspinne; sie hielt sie in einem Glaskasten in der Küche, über dem Herd, wo es angenehm warm war.
    »Gut, glaube ich«, sagte Cissy. »Ihr Appetit ist wieder größer geworden.«
    »Freut mich zu hören«, sagte ich verbindlich. »Was kann ich für dich tun?«
    »Es geht um Wade«, sagte sie. Wade war ihr Schwager. »Jemand ist vorletzte Nacht in seine Garage eingebrochen und hat alles kaputtgehauen, aber Wade will nicht darüber sprechen. Wir haben Angst, daß es vielleicht noch mal passiert. Und es ist noch was geschehen, etwas noch viel Schlimmeres. Vielleicht wirst du aus dem Schlamassel schlau.«
    »Ich kann’s versuchen«, sagte ich. »Paßt es dir kurz nach zwölf?«
    »Jederzeit«, sagte sie. »Danke, Vic.«
    Wir legten
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