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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Autoren: Julie Garwood
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zurückkehren.«
    Burns wartete, bis Adam wieder neben Harrison saß, dann rief er seinen nächsten Zeugen auf. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Reginald Adderley. Begeben Sie sich in den Zeugenstand. Nachdem ich Sie befragt habe, wird Harrison Sie ins Verhör nehmen … Was ist das für ein Wirbel an der Tür, Dooley?«
    »Miss Blue Belle, Euer Ehren! Sie behauptet, Sie hätten ihr erlaubt hereinzukommen!«
    »Gut, lassen Sie sie rein!«, schrie der Richter. »Sie kann sich ja neben Travis quetschen.«
    Alle beobachteten, wie Belle durch den Mittelgang rauschte. Strahlend lächelte sie Burns an und setzte sich auf den Platz, den er ihr zugewiesen hatte. »Danke, Euer Ehren.«
    »Oh, du bist sehr willkommen, Belle. Heute siehst du besonders hübsch aus in deinem blauen Kleid.«
    »Schätzchen, du weißt doch, dass ich immer Blau trage. Freut mich, wenn’s dir gefällt.«
    Er nickte ihr zu, dann wandte er sich an Reginald. Ebenso wie Harrison hatte er bemerkt, wie verächtlich der Südstaatler Belle anstarrte. »Erzählen Sie mir, was Sie wissen, Reginald, und beeilen Sie sich.«
    »Mein Bruder und ich fanden die Briefe, die der Nigger an seine Mutter geschrieben hat. Als wir sie lasen, wussten wir, dass er unseren Vater getötet hatte.«
    »Moment mal. Dieselben Briefe habe ich auch gelesen, ohne diesen Schluss zu ziehen.«
    »Und warum ist der Nigger dann weggelaufen? Außerdem hat er meinen armen Daddy angefasst. Und er wusste genau, wie hart er dafür bestraft werden konnte. Trotzdem hat er’s getan. Er ist nicht nur ein Mörder, sondern auch noch unverschämt, und dafür muss er sterben. Um das zu veranlassen, bin ich hergekommen. Zugegeben, den Mord hat er in seinen Briefen nicht erwähnt. Mein Bruder und ich gingen zu unserer Mutter, um herauszufinden, was genau passiert war. Diese Fakten haben wir notiert, und das Schriftstück befindet sich in Ihrem Besitz, Euer Ehren. Unsere Mutter erzählte die reine Wahrheit, dann drückten wir ihr eine Feder in die Hand, und sie unterschrieb ihre Aussage. O ja, sie versichert, der Nigger habe meinen Vater getötet. Sonst brauchen Sie keine Beweise, Euer Ehren.«
    »Gewiss, das ist ein stichhaltiger Beweis. Waren Zeugen anwesend, als Ihre Mutter diese Aussage unterschrieb?«
    »Ja, mein Bruder Lionel – und die Mutter des Niggers. Die zählt aber nicht. Wie jeder Südstaatler weiß, darf man keinem Nigger trauen.«
    Beinahe greifbar spürte Harrison den Hass, den der Mann ausstrahlte. Gespannt beobachtete er die Reaktion der Geschworenen. Sie schienen sich unbehaglich zu fühlen, denn einige rutschten auf ihren Stühlen umher. Aber noch hassten sie Reginald Adderley nicht.
    »Ihr Zeuge, Harrison!«, rief Burns.
    »Glaub kein einziges Wort, das ich sage«, flüsterte Harrison seinem Klienten zu. »Wenn ich nicke, weißt du, dass ich lüge. Gib deinen Brüdern und deiner Schwester Bescheid, aber sonst darf’s niemand hören.« Geräuschvoll schob er seinen Stuhl zurück, um zu übertönen, was Adam seiner Familie mitteilte. Dann trat er an den Richtertisch. »Die Aussage dieses Zeugen mag den Angeklagten belasten – oder auch nicht. Wir werden sehen.«
    »Allerdings«, bestätigte Burns.
    Nun wandte sich Harrison zu Reginald und starrte ihn so lange an, bis alle Geschworenen seine angewiderte Miene bemerkt hatten. Mit sanfter Stimme begann er sein Verhör. »Ich stelle mir gern vor, dass ich so bin wie mein Vater – Gott sei seiner Seele gnädig. Was für ein guter Mann! Sind Sie auch so wie Ihr Vater, Reginald?«
    »Natürlich. Ich hin sein stolzer Sohn.«
    »Also bewundern Sie ihn.«
    »Ja. Alle haben meinen Daddy bewundert.«
    »Was geschah nach seinem Tod? Haben Sie die Zustände auf der Plantage geändert?«
    »Bald danach fing der Krieg an.«
    »Ich wette, Sie bilden sich ein, Ihr Daddy hätte den Krieg verhindern können. Wo Sie doch so stolz auf ihn sind …«
    »Das werden wir wohl nie wissen, oder?«, spottete Reginald. »Vielleicht hätte er den Krieg verhindert. Jedenfalls ging’s uns jetzt besser, wenn er am Leben geblieben wäre. Alles haben wir verloren. Das hätte Daddy niemals zugelassen.«
    »Wie alt waren Sie, als er starb?«
    »Siebzehn.«
    »Und Ihr jüngerer Brüder?«
    »Zwölf.«
    »Mit siebzehn ist man alt genug, um zu kämpfen. Haben Sie Ihrem Vaterland gedient, Reginald?«
    »Nein. Wegen meines Gebrechens konnte ich mich der Konföderierten Armee nicht anschließen.«
    »Und was war das für ein Gebrechen?«
    »Muss ich das sagen, Euer
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