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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Autoren: Julie Garwood
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Situation und in allen anderen, niemals vor meiner Pflicht zurückschrecken, Meinungsverschiedenheiten stets ehrlich ausfechten und alle Schmähungen hinnehmen, die mich treffen, wenn ich meine Gedanken freimütig ausspreche.‹ Damit meinte er, das Gesetz solle stets Gesetz bleiben, und er wusste, er würde einigen Leuten in den Hintern treten müssen, um die Ehre dieses Landes zu schützen. Gesetz ist Gesetz. Wenn es von irgendjemandem missachtet wird und niemand etwas dagegen tut, werden immer mehr Menschen versuchen, das Gesetz zu ihren Gunsten auszulegen. Letzten Endes wird man die Verfassung, die uns von den Vorvätern geschenkt wurde, einfach ignorieren.«
    Bevor Harrison fortfuhr, schaute er jeden einzelnen Geschworenen durchdringend an. »Damals war Adams vierundsiebzig Jahre alt, aber weder seine Jahre noch sein schlechter Gesundheitszustand hinderten ihn daran, vor das oberste Gericht zu treten und seine Meinung zu verkünden. Er verteidigte jene schwarzen Männer, dann wurden sie nach Afrika zurückgeschickt, wo sie hingehörten. Gesetz ist Gesetz. So lautete Adams’ Grundsatz. Und weil John Quincy Adams’ Mutter den mutigen Präsidenten bewunderte, gab sie ihrem Sohn dessen Namen. Mein Klient wurde als Sklave geboren, lebte und arbeitete auf Adderleys Plantage. Leider hielt Walter Adderley nicht viel von seinen Sklaven, auch nicht von seiner Frau Livonia. Ich besitze schriftliche Aussagen von Südstaatlern, die sich entsinnen, wie oft Livonia von ihrem Mann geschlagen wurde. Wann immer er sich betrank, neigte er zur Gewalttätigkeit. Und er betrank sich oft und gern. Gegen den großen, kräftigen Mann konnte die zierliche, kleine Frau nichts ausrichten. Am liebsten schlug er sie auf den Kopf, und deshalb ist sie jetzt blind. Das haben mehrere Ärzte bestätigt. Finden Sie, ein Mann hätte das Recht, seine Frau zu schlagen?«
    Natürlich wusste Harrison, dass es ihm in seinem Anfangsplädoyer nicht zustand, den Geschworenen Fragen zu stellen. Ehe Burns ihn ermahnen konnte, fügte er hastig hinzu: »Nein, Gentlemen, sicher sind Sie anderer Meinung.«
    Eifrig nickten die Geschworenen. Jetzt hatte er sie in der Hand, und er würde sie nicht mehr loslassen.
    »Adam Clayborne war verzweifelt, denn Adderley verprügelte nicht nur Livonia, sondern auch die Mama des Jungen. Immer wieder versuchte sie, ihre Herrin zu schützen, und weil sie sich einmischte, wurde sie mit einer gebrochenen Nase belohnt. Als Adam dreizehn war, hörte er Livonia um Hilfe rufen und rannte ins Haus. Seine Herrin lag am Boden, und ihr lieber Ehemann trat nach ihr. Später wird Adam das alles mit seinen eigenen Worten erzählen. Er wusste, dass Adderley betrunken war, weil der Mann nach Whiskey stank. Und so umschlang er seine Taille und zerrte ihn nach hinten. Natürlich gelang es dem riesigen Adderley mühelos, den Jungen abzuschütteln. Er griff Livonia wieder an, und Adam zog ihn noch einmal nach hinten. Da verlor Adderley das Gleichgewicht, stolperte und schlug mit dem Kopf gegen das Kaminsims. Adam hat ihn nicht getötet. Trunksucht und Niedertracht kosteten Walter Adderley das Leben. Und warum rannte Adam davon? Weil seine Herrin ihn darum bat. Sie wusste, was geschehen würde, wenn ihre Söhne alles erfuhren. Damals war Adam ein Sklave. Und Sklaven durften ihre Besitzer niemals anrühren. Er wäre getötet worden, nur weil er seine Mama und Livonia beschützen wollte.«
    Harrison wanderte zu seinem Tisch zurück. Plötzlich drehte er sich um. »Wenn ein Mann seine Frau schlägt, verdient er den Tod. Aber Adam hat Adderley nicht umgebracht. Das werde ich beweisen. Und eins sage ich Ihnen schon jetzt. Wenn irgendjemand die Hand gegen meine Mutter erheben würde – ich würde ihn töten, ohne zu zögern.«
    Diesmal nickten nur John Morrison und zwei weitere Geschworene. Aber auch die anderen schienen an ihre eigenen Mütter zu denken. Und keiner fand Walter Adderley sonderlich liebenswert.
    Das war erst der Anfang. Harrison wollte sie diesen Mann hassen lehren – und dann den Hass langsam gegen seine zwei Söhne lenken. Immer noch standen zwei Weiße gegen einen Schwarzen. Und die Waagschale neigte sich noch lange nicht zu Adams Gunsten.
    Nun musste er Sympathien für Adam gewinnen. Im Tonfall eines Märchenerzählers sprach er weiter. »Bitte, schenken Sie mir noch ein paar Minuten Ihre Aufmerksamkeit. Ich glaube, Sie müssten einiges über Adam Clayborne erfahren. Sicher sind Sie alle neugierig. Die Claybornes reden nicht
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