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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck
Autoren: Debbie Macomber
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Änderung des Namens in Rose Harbor Inn. Dann kehrte ich nach Seattle zurück und reichte am nächsten Tag bei der Bank meine Kündigung ein.
    Die Weihnachtsferien verbrachte ich damit, mein Apartment auszuräumen und den Umzug auf die andere Seite des Sunds vorzubereiten. Obwohl ich nur ein paar Meilen wegzog, hätte es das andere Ende des Landes sein können. Cedar Cove war in der Tat eine andere Welt – ein idyllischer, entlegener Ort fernab der Großstadthektik.
    Erwartungsgemäß reagierten meine Eltern enttäuscht, weil ich sie dieses Jahr nicht nach Hawaii begleiten würde, eine alte Familientradition für die Weihnachtsferien. Aber ich hatte mit dem Umzug viel zu tun, musste meine und Pauls Sachen durchsehen und die Möbel verkaufen. Mir war es nur recht, dass ich nicht wusste, wo mir der Kopf stand, denn die Arbeit lenkte mich von der bedrückenden Aussicht auf ein Weihnachtsfest ohne Paul ab.
    Am Montag nach Neujahr zog ich offiziell in das Haus ein. Da die Pension mit der kompletten Einrichtung verkauft worden war, nahm ich nur ein paar Erbstücke, die meiner Großmutter gehört hatten, und meine persönliche Habe mit. Somit dauerte das Auspacken nur ein paar Stunden. Ich richtete mich in dem großen Raum ein, den schon die Frelingers als kombiniertes Wohn-/Schlafzimmer bewohnt hatten. Er verfügte über einen Kamin mit einem Sofa davor und einer kleinen Fensternische mit Sitzbank, von der aus man die Bucht überblicken konnte. Besonders gut gefiel mir die Tapete, auf der weiße und lavendelfarbene Hortensien prangten.
    Als sich die Nacht herabsenkte, war ich erschöpft. Und als um acht der Regen gegen die Fenster trommelte und der Wind durch die hohen immergrünen Sträucher pfiff, die eine Seite des Grundstücks begrenzten, zog ich mich in mein neues Reich im ersten Stock zurück, das mir jetzt angesichts des unwirtlichen Wetters mit dem prasselnden Feuer im Kamin noch gemütlicher vorkam. Ich empfand überhaupt kein Gefühl der Fremdheit, wie es sich in einer neuen Umgebung sonst oft einstellt – es war, als sei ich dort immer schon zu Hause gewesen.
    Die frisch gestärkte Wäsche knisterte, als ich ins Bett kroch. Vermutlich bin ich rasch eingeschlafen, ich weiß es nicht. Erinnern kann ich mich nur klar und deutlich an diesen allzu real anmutenden Traum von Paul.
    In der Therapie zur Bewältigung meiner Trauer hatte ich gelernt, dass Träume wichtig für den Heilungsprozess sind, wobei es zwei verschiedene Arten gibt. In erster Linie und wahrscheinlich am häufigsten handelt es sich um Träume, in denen der verstorbene Mensch wieder zum Leben erwacht.
    Daneben gibt es die sogenannten Besuchsträume, in denen der oder die Verstorbene die Kluft zwischen Leben und Tod überwindet, um denjenigen zu besuchen, der trauernd zurückgeblieben ist. Im Traum kommt er, um die Lebenden zu trösten. Und um ihnen zu versichern, dass er oder sie glücklich ist und Frieden gefunden hat.
    Vor acht Monaten bekam ich die Nachricht, dass Paul bei einem Hubschrauberabsturz umgekommen war. Am Hindukusch, jener Bergkette, die sich durch Afghanistan bis nach Nordpakistan erstreckt. Die Militärmaschine war von Al-Kaida oder den mit ihnen verbündeten Taliban abgeschossen worden; Paul und fünf andere Airborne-Ranger waren vermutlich sofort tot. Allerdings machte es die unwegsame Gegend unmöglich, die Leichen zu bergen. Dass er tot sein sollte, war schon unfassbar genug, aber ihn nicht einmal beerdigen zu können – das ging beinahe über meine Kräfte.
    Noch tagelang nach der offiziellen Mitteilung der Army redete ich mir ein, dass Paul vielleicht überlebt hatte, dass er sich irgendwie durchschlagen und einen Weg zurück zu mir finden würde. Luftaufnahmen von der Absturzstelle nahmen mir bald das letzte Fünkchen Hoffnung, denn sie belegten eindeutig, dass niemand diesen Anschlag lebend überstanden haben konnte.
    Es wurde zur unausweichlichen Gewissheit: Der Mann, den ich geliebt und geheiratet hatte, kam nie mehr zu mir zurück. Als die Wochen und Monate verstrichen, fand ich mich allmählich damit ab – es jedoch innerlich zu akzeptieren, das vermochte ich nie.
    Ich hatte so lange auf die große Liebe warten müssen. Die meisten meiner Freundinnen heirateten mit Mitte zwanzig und hatten mit Mitte dreißig ihre Familie komplett. So war ich zwar sechsfache Patin, blieb aber selbst Single. Ich führte ein abwechslungsreiches Leben und war erfolgreich im Beruf. Irgendwie verspürte ich gar nicht den Wunsch, unbedingt zu
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