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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck
Autoren: Debbie Macomber
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Schrei zu unterdrücken.
    Dann kam er zu mir, nahm mich in die Arme, drückte mich an sich und strich mit der Hand über meinen Kopf, um mich zu trösten. Ich klammerte mich an ihn; wollte ihn nicht gehen lassen. Wieder und wieder flüsterte er leise, zärtliche Worte.
    Als sich der Kloß in meiner Kehle löste, sah ich zu ihm auf, und unsere Blicke trafen sich. Er kam mir so wirklich vor, als sei er noch am Leben und gerade nach einer langen Trennung zurückgekommen. Es gab so vieles, was ich ihm sagen, so viele Erklärungen, die ich von ihm hören wollte.
    Warum er etwa eine so hohe Lebensversicherung zu meinen Gunsten abgeschlossen hatte. Anfangs war ich schockiert gewesen, als ich davon erfuhr, und zögerte, eine derart große Summe anzunehmen. Stand das Geld nicht eher seiner Familie zu? Aber seine Mutter war tot, und der Vater lebte mit seiner zweiten Frau in Australien. Sie hatten sich nie besonders nahegestanden. Der Anwalt erklärte überdies, Paul habe ihm bezüglich der Versicherung unmissverständliche Anweisungen erteilt.
    In meinem Traum wollte ich Paul erzählen, dass ich mit dem Geld diese Pension gekauft und nach ihm benannt hatte. Und dass ich einen Rosengarten mit einer Bank und einem Laubengang anlegen wollte. Eigenartigerweise musste ich gar nichts sagen, denn er schien es bereits zu wissen.
    Er strich mir das Haar aus der Stirn und küsste mich sanft.
    » Du hast eine gute Wahl getroffen « , flüsterte er. Seine Augen leuchteten vor Liebe. » Mit der Zeit wirst du wieder Freude empfinden. «
    Freude?
    Ich wollte mich empört dagegen verwehren. Es erschien mir weder wahrscheinlich noch überhaupt möglich, ohne ihn an irgendetwas Freude zu haben. Der Schmerz, der mich fest im Griff hielt, mochte mit der Zeit gelindert werden – heilen würde er nicht. Genauso wenig gab es Worte des Trostes, wie meine Familie und meine Freunde hatten einsehen müssen. Außerdem wollte ich nicht getröstet werden.
    Dennoch ließ ich mich auf keine Diskussion mit Paul ein. Ich fürchtete, der Traum könnte enden und Paul verschwinden. Mit jeder Faser meines Herzens wünschte ich mir, ihn festzuhalten, denn ein seltsamer Friede war über mich gekommen, und die Bürde, die schwer auf meiner Seele lastete, fühlte sich plötzlich ein wenig leichter an.
    » Ich weiß nicht, ob ich ohne dich leben kann « , sagte ich zu ihm.
    » Du kannst, und du wirst « , antwortete er. » Dir steht sogar ein langes und erfülltes Leben bevor. «
    Paul klang wie der Offizier, der er gewesen war, und erteilte Befehle, die keinen Widerspruch duldeten.
    » Du wirst wieder Freude empfinden « , wiederholte er. » Und das wird zu einem großen Teil mit dem Rose Harbor Inn zusammenhängen. «
    Ich runzelte die Stirn. Mir war bewusst, dass ich träumte, und doch wirkte das Ganze so lebensecht, dass es mir beinahe real zu sein schien.
    » Wieso weißt du das? «
    Zahllose Fragen gingen mir im Kopf herum.
    » Dieses Haus ist mein Geschenk für dich « , fuhr Paul fort. » Zweifle nicht, Liebling. Gott wird es dir zeigen. «
    Und dann war er fort.
    Ich schrie auf; flehte ihn an zurückzukommen und erwachte durch mein eigenes Schreien. Tränen liefen mir in Strömen die Wangen herunter und hatten bereits mein Kopfkissen nass gemacht. Ich richtete mich auf und saß noch lange im Dunkeln, versuchte das Gefühl seiner Gegenwart festzuhalten. Erst als es verblasste, schlief ich fast gegen meinen Willen wieder ein.
    Am nächsten Morgen stieg ich aus dem Bett und tappte barfuß über den polierten Hartholzfußboden des Flurs zu dem kleinen Büro neben der Küche. Ich knipste die Schreibtischlampe an, blätterte in dem Reservierungsbuch, das mir die Frelingers gegeben hatten, und schlug die Namen der beiden Gäste nach, die diese Woche eintreffen sollten.
    Joshua Weaver hatte in der Woche gebucht, bevor ich die Pension gekauft hatte. Der zweite Name auf der Liste lautete Abby Kincaid.
    Zwei Gäste.
    Ich erinnerte mich an Pauls Worte, dass diese Pension sein Geschenk für mich sei, und beschloss, mein Bestes zu tun, damit meine Gäste sich bei mir wohlfühlten. Vielleicht würde ich ja dadurch, dass ich anderen etwas gab, jene Freude empfinden können, die Paul mir versprochen hatte. Und vielleicht gelang es mir im Laufe der Zeit sogar, einen Weg zurück ins Leben zu finden.

2
    J osh Weaver hätte nie gedacht, dass er noch einmal nach Cedar Cove zurückkehren würde. In den zwölf Jahren seit seinem Highschoolabschluss war er nur dort gewesen, um an
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