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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
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allmählich wie ein Jack Russell.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, dass das viel hilft.« Sie machte hartnäckig weiter. »So kannst du nicht herumlaufen. Nachher denken die noch, ich habe dich erstochen.«
    »Mit einem Brötchen?« Ich grinste. »Lass nur. Setz dich lieber, bevor dein Hamburger kalt wird.«
    Ich war gewaltig beeindruckt von mir. Wenn ich schon mal versuchte, ein Mädchen anzumachen, war es, als müsste ich eine Prüfung ablegen, für die ich nichts gelernt hatte. Ich stand immer nur dumm rum.
    Beispiel: Ich war auf einem Schulfest und Lizz aus meiner Klasse stellte sich neben mich. Ich fragte mich sofort, warum, denn Lizz ist ziemlich hübsch und sehr beliebt – sie hatte also bestimmt etwas Besseres zu tun, als bei mir herumzuhängen.
    »Geniales Fest, was?«, fragte sie.
    Ich nickte, während ich mich bemühte, nicht die ganze Zeit auf ihren Busen zu starren – ich wollte ja nicht für einen Sexisten gehalten werden –, was große Anstrengung kostete, weil der Ausschnitt ihres Pullis einen Kilometer tief war.
    »Magst du diese Musik?«
    Ich glaube, es war Robbie Williams, der aus den Boxen sabberte. »Geht so.«
    »Was hörst du denn gern?«
    Ich zuckte die Schultern. »Alles Mögliche.«
    »Das ist mein Lieblingstanzstück«, sagte sie.
    Sie will mit dir tanzen!, rief mein Gehirn.
    »Oh«, sagte mein Mund.
    Sie legte mir den Finger auf den Ärmel. »Tanzt du nicht gern?«
    Ich traute mich nicht. Unsere Arme und Beine würden sich verhakeln. Wir würden slapstickartig stolpern und alle würden mich auslachen. Und vielleicht war es sowieso nur ein Scherz, denn warum um Himmels willen sollte Lizz mit mir tanzen wollen? Ich konnte mir keinen einzigen Grund ausdenken. Außer, es war eben wirklich ein dummer Scherz.
    »Mwaa«, sagte ich.
    »Dann eben nicht.« Sie drehte sich mit einem Ruck um und ging zu ihren Freundinnen.
    Vermasselt. Mann, was war ich sauer. Ich hätte mir die Haare ausreißen können, so sehr bereute ich es. Und so lief es immer. Vor allem bei Mädchen, die mir wirklich gefielen.
    Aber jetzt fühlte es sich anders an. Ich hatte nichts zu verlieren. Menno und Tom würden mir mit ihrem gut gemeinten Kommentar nicht auf die Nerven gehen. Es gab keine neugierigen Blicke von Klassenkameraden, die es mir später unterreiben könnten. Ich war ein Entdeckungsreisender in Spanien. Hier wusste niemand, wie ich war oder wie ich sein sollte. Das einzige Gepäck, das ich mitschleppte, war mein Rucksack. Also testete ich mein bestes Englisch an dem schönen Mädchen mit den Cowboystiefeln aus und lockte sie mit zu meinem Tisch. Mein Rucksack stand noch dort. Mit einem Kopfnicken bedankte ich mich bei der aufmerksamen Nachbarin.
    »Ich heiße übrigens Valerie.« Das Mädchen mit den Cowboystiefeln setzte sich mir gegenüber. »Aber meine Freunde nennen mich Val.«
    »Fin«, stellte ich mich vor. »Für meine Freunde und die restliche Welt.«
    Ihre kleinen weißen Zähne bissen in den Hamburger. Ich musste an ein kleines Raubtier denken.
    »Nächstes Mal nimmst du vielleicht lieber einen Vegaburger«, rutschte mir raus. »Das ist besser für die Umwelt.«
    Ich konnte sie fast denken hören: Da haben wir wieder so einen Naturfreak, der sich an Bäumen festkettet, um den Bau einer Autobahn zu verhindern.
    »Ich bin nicht verrückt«, beeilte ich mich zu sagen. »Es ist wirklich so. Die Fürze, die Kühe lassen, bestehen aus Methangas, und das wiederum trägt zum Treibhauseffekt bei. Wenn du Rindfleisch isst, trägst du also zur Erderwärmung bei.«
    »Na ja, diese Kuh hier ist doch sowieso schon längst tot.« Val hielt ihren halb aufgegessenen Hamburger hoch. »Ich sollte ihn lieber genießen, sonst ist die Umwelt auch noch umsonst verpestet.« Ihre grünen Augen hatten etwas Herausforderndes.
    Ich wagte es nicht, den Kampf aufzunehmen. Ich wollte, dass sie mich nett fand, und diese Chance schien mir größer, wenn wir auf sicherem, konfliktfreiem Gebiet blieben.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Ich bin ein Käskopp und kein Fleischfresser.«
    »Käse aus Kuhmilch?«, fragte sie. »Lassen Milchkühe denn keine gefährlichen Fürze?«
    Au, das saß. Ich spürte, dass ich rot wurde. Jetzt hielt sie mich nicht nur für einen Freak, sondern auch noch für einen sehr dummen Freak. Ich schaute auf die Landkarte, um mich wieder zu fangen, und wartete darauf, dass sie wie Lizz weglaufen würde, was hundertprozentig passieren würde.
    »Du bist also Holländer?«, fragte Val.
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