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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Augen.«
    Ich gehorche und spüre augenblicklich, wie ich falle. Shane benutzt denselben hypnotischen Blick wie damals an unserem ersten Abend, draußen vor der Bibliothek. Da hatte er mich von seinem monströsen Wesen überzeugen wollen. Seit diesem Augenblick hat er sich mehr als nur menschlich mir gegenüber verhalten. Jetzt aber ist das Blau seiner Augen ein Ozean, der mir Wunderbares zu erleben verspricht, sofern ich es wage und in ihn hineintauche.
    Mein Herzschlag wird langsamer. Meine Muskeln erschlaffen. Meine Lippen öffnen sich. Shane beugt sich vor, und ich spüre seine Lippen auf meinem Mund. Die Lippen sind weich und warm, seine Zunge erkundet eher, als Verlangen zu zeigen. Meine Haut wird warm vor lang unterdrückter Sehnsucht; mein Körper schmilzt dahin, um sich mit Shanes Körper zu vereinen.
    Seine Lippen wandern weiter, liebkosen meine Haut am Kiefer, erreichen schließlich meine Kehle. Seine Zunge sucht nach der Wärme meines Pulses. Ich zucke nicht einmal. Ich habe keine Angst. Ich schaffe das. Ich werde wahrscheinlich nicht einmal schreien.
    Plötzlich durchfährt ein scharfer Schmerz meine Kehle. Ein elektrischer Impuls rast als Echo meine Wirbelsäule hinauf und schlägt in meinem Gehirn ein.
    Ich schreie auf – zumindest ein bisschen.
    Shanes Hand umfasst meine Taille, um mich ruhig zu halten. Mit der anderen Hand streichelt er mir den Nacken. Ich konzentriere mich allein auf die Berührung seiner Finger. Ich fokussiere mein ganzes Bewusstsein auf das bisschen Haut dort. Besser darauf, als auf das Fleisch, das gequält protestiert.
    Shanes Kehle entringt sich ein tiefes Knurren, wie damals bei Deirdre. Ich erinnere mich genau daran: Damals hatte ich mir gewünscht, ihm auch diesen Laut entlocken zu können.
    Er fährt seine Fangzähne wieder ein. Der Schmerz lässt ein wenig nach. Etwas Warmes läuft mir den Hals hinab. Shane fängt das Rinnsal mit der Zunge auf und atmet tief aus.
    »Was mich angeht, wäre es besser, du hättest nicht so viel Spaß daran«, erinnere ich ihn.
    Er blickt mir direkt in die Augen. »’tschuldigung.« Er legt die Hand auf meinen Hals, wahrscheinlich um das Blut aufzufangen. Dann greift er über mich hinweg nach Travis, wie ich annehme. »Komm her, trink!« Dann aber seufzt Shane und lässt sich zurück ins Bett fallen. »Er ist schon zu weit weg.« Er nickt Monroe zu. »Halt ihn irgendwie aufrecht.«
    Erneut beugt Shane sich über meinen Hals. »Ich muss ihm das Blut direkt einflößen wie einem kleinen Vogel. Sobald er wieder zu sich kommt, kann er dann selbst trinken.«
    Shane presst den Mund an meinen Hals. Dieses Mal gelingt es ihm, sich seine Ekstase nicht anmerken zu lassen. Ich spüre, dass er die Wunde selbst gar nicht berührt, sondern nur das Rinnsal aus Blut schlürft, das sich aus ihr ergießt.
    Ohne das Blut zu schlucken, setzt Shane sich auf und beugt sich über mich, wo Monroe Travis stützt. Shane nimmt das Gesicht des halb bewusstlosen Detektivs in die Hände und küsst ihn. Über die Zunge, die er dem anderen Vampir in den Mund schiebt, lässt Shane das Blut in Travis’ Rachen fließen.
    Wenn es nicht mein Blut wäre, würde mich der Anblick wahrscheinlich ziemlich antörnen.
    Shane beendet seinen lebensspendenden Blutkuss, hebt Travis’ Kinn und streicht ihm über die Kehle. »Schlucken, Mann, schluck schon, verdammt!«
    Travis’ Lider flattern, und er leckt sich über die Lippen, schluckt und holt tief Luft. Monroe und Shane seufzen gleichzeitig vor Erleichterung auf.
    Shane rollt mich auf den Rücken. Ich spüre Travis’ Gewicht neben mir auf dem Bett.
    »Schön langsam, mein Junge«, murmelt Monroe. Kalte Lippen berühren meinen Hals, wo immer noch Blut aus der Bisswunde rinnt. Jetzt tröpfelt es nur noch unregelmäßig wie bei einem undichten Wasserhahn. Ich verziehe das Gesicht, als das Saugen an der Wunde neuerlich Schmerz verursacht.
    Shane tätschelt mir das Knie. »Bin gleich wieder da.« Er rennt ins Badezimmer, aus dem dann Geräusche kommen, als gurgle jemand. Ich schließe die Augen und warte auf Shanes Rückkehr.
    »Das war sehr aufmerksam von dir«, sage ich, als er wieder neben mir sitzt.
    Er zuckt mit den Schultern. »Ich betrachte mich gern als sensiblen New-Age-Vampir.« Er begutachtet, welche Fortschritte Travis macht. Dann sagt er zu Monroe: »Du solltest vielleicht unten mal nachschauen, ob Regina und Jim nicht noch jemanden zerstückelt haben.«
    Monroe verlässt wortlos das Zimmer. »Schon komisch«, sage ich zu
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