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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Jeri Smith-Ready
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sind ihnen auf den Rücken gebunden. Regina bewacht die beiden, nur unzureichend mit zwei Pflöcken bewaffnet. Zwei langläufige Pistolen mit Schalldämpfern liegen auf dem Esszimmertisch. Das Radio läuft immer noch, der schwungvolle Reggae taub und blind dem Drama gegenüber, das sich hier abspielt.
    Regina blickt nervös zu Travis hinüber. »Das da ist die Kehrseite davon, Gideon erledigt zu haben.«
    Travis’ Augen treten ihm aus den Höhlen; die Haut am Hals scheint sich über seiner Kehle zusammenzuziehen und ihm die Luft abzuschnüren. Er rollt sich auf den Rücken; er krampft wie ein vergifteter Käfer.
    Aber am schlimmsten ist, was unter seinem zerrissenen Hemd passiert: Die Haut über seinem Herzen dehnt und spannt sich, als ob unsichtbare Hände sie von seiner Brust schälen wollten. Ein riesiger Bluterguss bildet sich dort – wie eine Blutlache unter einem Mordopfer.
    Franklin kommt durch die Haustür zurück ins Haus gestürzt. Sein Pickup steht mit laufendem Motor auf der Wiese gleich vor der Veranda. Ich folge Franklin wieder hinunter ins Souterrain, erleichtert, etwas tun zu dürfen.
    Sichtlich wacher stöhnt David auf, als Spencer ihn hochhebt. Den Anweisungen nach halte ich Davids Kopf gegen Spencers Schulter gedrückt. Franklin hält derweil den Druck auf die Wunde aufrecht. Ich wage nicht, einen Blick auf Shane und das zu werfen, was von Gideons Leiche noch übrig ist. Die Sauggeräusche, das Zischen und Rascheln von Gewebe auf Gewebe, das Knacken von Knochen reicht mir.
    »Ciara …«, haucht David, als wir ihn vorsichtig die Treppe hoch zum Eingangsbereich und durch die Haustür manövrieren.
    »Nicht sprechen!« Wir kommen an meinem Liga-Bodyguard vorbei. Er liegt ausgestreckt in der Vorgartenbepflanzung; im Licht der Außenbeleuchtung ist das saubere Loch mitten in der Stirn gut zu erkennen. »Oh, nein!«
    »Was?«, keucht David.
    »Nichts von Belang«, beruhigt ihn Franklin.
    Da ich immer noch wie befohlen Davids Kopf stütze, klettere ich als Erste rücklings auf den schmalen Rücksitz von Franklins Pickup.
    David hebt eine Hand. »Wollen Sie den Job nun oder nicht?«
    »Schlechter Zeitpunkt für so eine Frage.« Ich nehme seine Hand und lege sie ihm auf die Brust. »Mein Vater hat Sie an Gideon verkauft.«
    David schließt die Augen. »Hätt’s ihm nicht erzählen sollen.«
    »Nein, Sie hätten ihm nicht trauen dürfen. Aber das tut jeder. Sie sind bloß der Letzte in einer langen Reihe von …« Ich entschließe mich, den Satz unvollendet zu lassen.
    »… Idioten«, flüstert David.
    Spencer öffnet die Tür auf meiner Seite und gibt mir mit einem energischen Wink zu verstehen, auszusteigen, damit er meinen Platz einnehmen kann.
    Ich klettere raus, drehe mich aber noch einmal zu David um. »Hey, das Ganze hat ein Gutes: Wir können wieder das Herzblut des Rock ’n’ Roll sein.«
    David reckt, schwach wie er ist, einen Daumen hoch. Ich sehe es gerade noch, bevor Spencer die Tür zuschlägt. Ich springe vom Wagen zurück, der sofort losprescht. Im selben Moment sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sich etwas zu meinen Füßen bewegt. Ich blicke hinunter, um gerade noch mitzubekommen, wie Gideons Blut von meinen Schuhen zurück ins Haus gesaugt wird. Es gleitet durch das Fliegengitter vor der Tür und verschwindet drinnen.
    Mir werden, wieder einmal, die Knie weich. Aber Travis’ Schreien bringt mich dazu, in Bewegung zu bleiben, anstatt wie angewurzelt dazustehen. Ich renne zurück ins Haus und treffe auf Shane, der gerade die Treppe hochkommt. Sein Gesicht ist blasser denn je.
    »Er ist nicht mehr«, flüstert er heiser. Er sieht an sich hinunter und registriert, dass er immer noch das Katana in der Hand hält. Sanft entwinde ich es ihm. Dabei vermeide ich es, mir die Brandwunden auf seiner Haut anzusehen. Ich nehme ihn bei der Hand, und gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer.
    Travis stößt ein langes Heulen aus, das von sämtlichen Wänden des Hauses widerzuhallen scheint, ehe es verklingt. Dann ist er still und liegt reglos da. Plötzlich, einige Sekunden sind vergangen, holt er tief Luft, dann noch einmal. Schwer muss er nach Atem ringen. Jacob und Wallace sind bewusstlos.
    Regina kniet sich neben die beiden, um nach ihnen zu sehen. »Die sind okay, leider. Ich hätte sie pfählen sollen, solange sie bei Bewusstsein waren. Es jetzt zu tun, wäre unsportlich.« Ein lautes Plock! ist von unten aus dem Souterrain zu hören. »Hm. Offenkundig ist Jim anderer Ansicht.«
    Wenig später
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