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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Jeri Smith-Ready
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überleben.« Er tritt Lawrences Waffen aus dessen Reichweite. »David sieht aber schlimm aus.«
    Blut strömt aus den Wunden an Davids Hals und durchtränkt den Teppich, auf dem er liegt. Ehe ich auch nur einen Finger rühren kann, kommen Spencer und Franklin die Treppenstufen hinuntergerannt. Spencer hat Davids Rettungssanitäter-Ausrüstung bei sich.
    Schon kniet Spencer neben David nieder und öffnet die Tasche. Er reißt gleich mehrere Päckchen Verbandsmull auf und presst sie gegen Davids Halswunde.
    »Leg seine Beine hoch!«, weist Spencer mich an. Dann untersucht er die Wunde kurz, ehe er den Mull wieder fest draufdrückt. »Sieht aus, als habe Gideon Davids Jugularvene angekratzt. Glücklicherweise. Ein paar Millimeter weiter wär es die Halsschlagader gewesen. Wenn wir die Blutung stoppen und ihn in ein Krankenhaus schaffen, wird er’s überleben.«
    »Ich rufe gleich einen Krankenwagen.« Franklin holt sein Handy hervor.
    »Nein«, haucht David. »Keinen Krankenwagen.«
    Franklin lässt den Blick über den blutüberströmten Schauplatz schweifen – ein Tatortszenario, das die umfangreichsten polizeilichen Ermittlungen in der Geschichte des ganzen Countys nach sich ziehen würde. »Können wir ihn nicht ins Krankenhaus bringen?«
    Spencer nickt. »Ich begleite dich. Wir können ihn bewegen, sobald ich die Blutung gestoppt habe.«
    Franklin springt auf und ist schon auf der Treppe. »Ich fahre den Pickup vor die Eingangstür.« Er wirft einen letzten Blick auf das Blutbad. »Genau das ist der Grund, warum ich Vampir-Partys meide wie die Pest.«
    Auf dem Weg nach oben kommt Franklin Jim entgegen, der auf dem Weg zu uns nach unten ist. Er hält ein metallisch aussehendes Kabel in der Hand.
    »Monroe und Regina vertäuen gerade die beiden anderen Leibwächter. Die sind umgefallen wie Fleischhälften im Schlachthof.« Er begutachtet Gideons zerteilten Körper, dann Shane. »Ich wusste, dass du’s drauf hast.« Mit dem Fuß stößt er Lawrence an, der am ganzen Körper bebt und zittert und so wirkt, als sei er halb bewusstlos.
    »Was ist mit dem los?«, fragt Shane.
    »Dasselbe, was mit dir passiert, wenn Regina ins Gras beißt.« Jim zieht Lawrence die Arme auf den Rücken und verschnürt die Handgelenke mit dem Kabel.
    »Anscheinend sind das alles Abkömmlinge von Gideon«, sagt Spencer.
    »Sind sie«, bestätige ich. »Aber warum wurde er noch nicht ins Nichts gesogen?«
    »Das Herz muss erst ausbluten«, erklärt Spencer. »Beim Pfählen geht das ziemlich schnell. Aber beim Abschlagen des Kopfes dauert das eine Weile.«
    Wie in Zeitlupe erhebe ich mich und stelle mich neben Shane. Gideons Blut hat aufgehört zu fließen. Während wir zuschauen, beginnt es: Sein Körper verdreht und verzerrt sich, wird in den Halsstumpf hineingesogen.
    Ich schlage die Hände vors Gesicht. »Shane, das willst du nicht mitansehen.«
    »Ich muss«, antwortet er, seine Stimme ein Flüstern. »Ich bin dafür verantwortlich.«
    »Genau deshalb solltest du dir das nicht antun.« Ich ziehe an seinem Arm. Shane aber widersetzt sich mir. Zu unseren Füßen beginnt Lawrence zu ächzen und zu stöhnen; es schüttelt ihn. Seine Schreie hallen von den Wänden wider. »Shane, bitte!«
    »Geh, wenn du willst.« Shanes Blick bleibt auf Gideon geheftet. »Ich bleibe.«
    Gideons Kopf rollt über den Boden, wird in den Strudel gesogen, der von der Leiche ausgeht.
    Von oben hören wir Travis’ schrilles Schreien. Das Heulen, das er ausstößt, scheint keiner menschlichen Kehle zu entstammen, aber es ist auch nicht animalisch. Es ist noch nicht einmal etwas dazwischen. Es klingt, als käme es direkt aus der Hölle. Ich presse die Hände auf die Ohren und taumele die Treppe hoch.
    Mitten im Wohnzimmer liegt der Detektiv in Fötushaltung auf dem Boden. Er reißt an seinem Hemd und stößt ein hohes, rostig klingendes Kreischen aus. Monroe kniet neben ihm und versucht seine Handgelenke zu fassen zu bekommen. Er spricht leise und beruhigend auf den jungen Vampir ein. Ich bemerke an einem blutroten kreisförmigen Fleck, dass Monroe selbst am Bein verwundet ist. Allerdings hat die Blutung schon aufgehört. Wahrscheinlich wurde der älteste von unseren Vampiren beim Angriff von Gideon und seinen Leuten angeschossen. Lori hat sich in einer Ecke verkrochen und zusammengekauert; das Gesicht birgt sie in den Armen.
    Wallace und Jacob, beide ebenfalls Gideons Abkömmlinge, winden und krümmen sich, schreien, während sie auf den Bäuchen liegen; die Hände
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