Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollentausch

Rollentausch

Titel: Rollentausch
Autoren: Lindsay Gordon
Vom Netzwerk:
rollte, wurde Mina immer verzweifelter. Ich kann nicht mehr sprechen. Innana, hast du mir die Sprache genommen? Wenn es so ist, und wenn es dich wirklich gibt, dann gib auf mich acht!
    Am Tempel angekommen, machten sie ihr mit Gesten klar, dass sie absteigen solle. Die Tempelaufgänge waren mit Menschen überfüllt, und alle starrten auf sie. Die pralle Abendsonne ging unter.
    Sie betrat den Tempel und hörte, wie sich die Türen hinter ihr schlossen. Am fernen Ende, außerhalb des Kreises nackter Priester, konnte sie die riesige Statue einer nackten Frau sehen. Sie hatte die Hände in die Luft gehoben, und an ihrem Rücken trug sie Vogelschwingen. In der Mitte stand ein niedriger, mit schwerem Stoff verkleideter Steinthron.
    Der Duft von Sandelholz und Nelken lag in der Luft, ein Odeur, der ihr Blut bewegte. Der Gesang begann erneut, schwoll an und wurde von den silbernen Stimmen der Frauen übertönt. Sie kamen in zwei anmutigen Reihen hinter der Statue hervor. Ihre Brüste waren nackt, und ihre Röcke waren unter den Bäuchen verknotet. Geschmeidig verwoben sie sich mit den Priestern; ihre Hüften sanft wiegend, tänzelten sie, bis sie Mina erreicht hatten.
    Die Männer ließen sie nicht aus den Augen. Die erste Frau nahm Minas Kette ab, legte sie auf die Erde und führte sie einen Schritt vorwärts. Die nächste entfernte ihren Schleier und legte ihn hinter sie. Dann nahm man ihre vier kupfernen Reifen ab, einen nach dem anderen. Die sechs Teile lagen in einer Reihe hinter ihr auf dem Boden. Mina war fast am Thron angelangt. Der Gesang der Männer nahm ab. Die liebliche Süße des Frauengesangs erfüllte die Luft und verflog im Nichts.
    Mina fühlte, wie die weichen Hände der Frauen die goldene Schnalle an ihrer Schulter öffneten und ihr seidenes Gewand nach unten glitt. Verhaltenes, leises Stöhnen erreichte ihr Ohr. Sie war völlig nackt und fühlte, wie sie von Augen verschlungen wurde. Der Gesang schwoll erneut an.
    »Willkommen, Braut von An, willkommen, Gesandte Innanas«, immer und immer wieder. Die Frauen nahmen Minas Hände und geleiteten sie zum Thron. Eine hielt ihr eine Tasse mit einer bitteren Flüssigkeit an den Mund. Ihre Lippen zogen sich zusammen, aber sie blieben vor ihr stehen, bis sie die Tasse leergetrunken hatte. Sie lehnten Mina auf dem Thron zurück. Um sie herum setzten sich zwei Kreise von Männern und Frauen in gegenläufiger Richtung in Bewegung. Mina wurde schwindlig, während der Gesang immer schneller wurde und die Füße umherwirbelten. Der Trank hatte ihr Gehirn vernebelt und verzerrte den Gesang.
    »Halt!«, rief eine Frau. Abrupt verstummten die Gesänge, die Füße standen still. »Der von Innana Erwählte soll einen Schritt vortreten.«
    Einer der Priester kam aus Richtung der Statue nach vorne. Es war Corin.
    Tiefe Basstöne erfüllten die Halle, als Corin sich ihrem Thron näherte. Die Frauen schlüpften durch den äußeren Ring der Männer. Minas Kehle wurde eng. Corins Muskeln glühten, sein Körper war hart. Sein Glied stand aufrecht. So, jetzt werde ich es wissen, dachte Mina, schwach vor Angst.
    Er kniete vor dem Podest, presste seine Stirn darauf und schaute in ihre weit aufgerissenen Augen. Sie sah das gleiche Mitgefühl auf seinem Gesicht, an das sie sich seit diesem schrecklichen Tag in der Höhle vor vier Jahren immer wieder erinnert hatte. Aber dieses Mal spielte ein Hauch von Triumph um seine Lippen.
    »Was haben sie dir erzählt?«, flüsterte er unter den monotonen Basstönen.
    Sie schüttelte wortlos den Kopf.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Innana ist bei dir, und ich auch«, murmelte er. Er beugte sich zu ihr und leckte über ihre Lippen. Ihr Körper verkrampfte sich bei diesem kurzen Kontakt. Er lächelte.
    »Du wirst alles haben, was du willst, meine Liebe, aber nicht vor der Dämmerung. Bis dahin werde ich dir zeigen, was Verlangen sein kann.«
    Er fuhr mit einem Finger leicht über ihr Schlüsselbein. Mina keuchte. Die kleinen flackernden Gefühle, die sie bei sich selbst erzeugt hatte, entflammten unter seinen Händen. Corins Hände prickelten über die gleichen Pfade, die sie entdeckt hatte, aber viel langsamer. Aus jedem Haar, das er auf ihrem Körper berührte, schienen sich unruhige Wellen zu entwickeln. Seine Hände wanderten hin und her und richteten ihre unberührten Nippel wie kleine Zelte auf.
    Das tiefe Brummen der Priesterstimmen schien seine Bewegungen zu beruhigen. Sie öffnete die Augen und sah ihn flehend an. Er sah voller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher