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Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Titel: Rolf Torring 131 - Der Skorpion
Autoren: Hans Warren
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dunkler Kopf, große Augen blitzten uns an, weiße Zähne blinkten. Ein häßliches Gesicht zeigte sich uns, auf dem zunächst Schrecken, dann Wut zu lesen war. Das unheimliche Wesen stieß ein leises Knurren aus, dann verschwand der Kopf schnell. Die Tür fiel knallend zu.  
      Im gleichen Augenblick erklangen andere Töne, die mir das Blut in den Adern gerinnen ließen. Die Töne näherten sich mit ungeahnter Schnelligkeit: das war das Bellen starker Hunde. Mit der Möglichkeit hatte ich nicht gerechnet.  
      Gerade auf Cuba waren in den Zeiten, als die Spanier noch Sklaven in Menge auf die Insel brachten, Bluthunde gehalten worden, die zur Jagd auf entlaufene Neger angesetzt wurden. Wahrscheinlich wurden auch jetzt noch Exemplare dieser starken, gefährlichen Rasse gehalten.  
      Deutlich unterschied ich das Bellen zweier Hunde, die nur der Colonel aus ihrem Zwinger gelassen und auf unsere Spur am Turm gesetzt haben konnte.  
      Rolfs Gesicht wirkte wie aus Stein, seine Züge waren hart und entschlossen. Er blickte zum Fenster, auf das das drohende Heulen heranraste. Dann machte er eine kurze Kopfbewegung nach mir hin und sagte:  
      „Schließ die Tür! Schnell!  
      Ich drückte die Tür zu und riegelte sie zur Vorsicht ab. Jetzt konnten die gefährlichen Vierbeiner nur durchs Fenster springen. Ich wollte es auch rasch zumachen, aber Rolf hielt mich zurück.  
      „Zu spät!" rief er.  
      Pongo war ganz ruhig, er lächelte sogar, als er sagte:  
      „Massers nicht schießen, Pongo Hunde betäuben!"  
    „ Das wäre schön, aber . „ ."  
      In dem Augenblick sprangen mit hellem Aufheulen schon zwei mächtige Hunde durchs offene Fenster. Die Mäuler waren aufgerissen, die Zunge hing heraus, die weißen Fangzähne blitzten, die Augen funkelten in allen Farben des Regenbogens. Es waren starke Vertreter der Rasse, die man „Bluthunde" nennt.  
      Pongo war schneller als wir. Mit schlangenartiger Bewegung warf er sich den Tieren entgegen, seine Arme griffen in die Luft, nein, sie hielten die Hunde fest. Einen hatte er an den Vorderläufen erwischt, den andern im Nackenfell. Wie leichte Bälle schleuderte er die schweren Körper in der Luft herum. Ihre Köpfe krachten eine Teilsekunde später auf die Erde — ein schmerzvolles Aufheulen, das kurz abbrach — dann lagen die Hunde ruhig.  
      „Tot?" fragte ich leise. Pongo lachte ebenso leise: „Nur betäubt"  
      „Schnell fort!" rief Rolf. „Da kommen schon die Soldaten! Durch das Zimmer, in dem das unheimliche Wesen ist!"  
      Aus dem dunklen Park erklangen Rufe, die schnell näherkamen. Wir hörten schon das Knacken von Zweigen, das Rascheln von Blättern, wenn die Soldaten ungestüm durch das Unterholz brachen.  
      Rolf sprang zur Tür, riegelte sie auf, eilte auf den Flur hinaus, wir folgten. Mein Freund war schon bei der Tür, aus der der unheimliche Kopf geschaut hatte. Mit erhobener Pistole riß er sie auf und sprang rasch zur Seite.  
      Ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer zeigte sich unseren Blicken. Es war leer. Der Mulatte, der vorhin durch den Türspalt geblickt hatte, war nicht in dem Zimmer, aber — vor einem mit weichen Fellen bedeckten Ruhebett wälzte sich eine weibliche Gestalt, die Kreolin. Blut rann aus einer Kopfwunde. Rolf kniete schon bei der Gestalt.  
      «Die Wunde geht nicht tief" rief er.  
      Auch Pongo hatte sich hin gehockt. Er hob ein kleines Tier auf und zeigte es uns:  
      „Ein Skorpion"  
      Rolf durchschnitt die Fesseln, die die Kreolin an den Bewegungen ihres Körpers hinderten, richtete sie auf und setzte sie auf das Ruhebett.  
      „Wir müssen fort!" rief er dann. „Zum Gouverneur! Der Colonel wird uns natürlich den Überfall auf die Kreolin in die Schuhe schieben!"  
      Mein Freund eilte auf eine Tür zu, die in ein Zimmer führte, das an der Rückseite des Hauses lag.  
      „Da wird auch der Mulatte entkommen sein" rief  
      ich.  
      „Der ,Skorpion'!" ergänzte Rolf.  
      Der Raum hinter dem Wohnraum lag im Dunkeln. Ich riß die Taschenlampe heraus und schaltete sie ein. Es war ein Schlafzimmer, offenbar das der Kreolin, wie ein paar Kleidungsstücke auf dem Bett bewiesen.  
      Wir eilten durch das Zimmer, sprangen durch das offenstehende Fenster — und Augenblicke später hatte uns die Dunkelheit hinter dem Hause verschluckt. Meine Taschenlampe hatte ich längst wieder ausgeschaltet.  
      Aus dem Hause erklangen jetzt Schreie. So nahe also
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