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Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Titel: Rolf Torring 131 - Der Skorpion
Autoren: Hans Warren
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hörte. Zwei Soldaten gingen dicht an dem Palmstamm vorbei, der mich trug. Sie riefen einander leise etwas zu. Wenn sie Taschenlampen bei sich gehabt und daran gedacht hätten, an den Stämmen emporzuleuchten, wären wir unweigerlich entdeckt worden.  
      Die Soldaten drangen tiefer in den Wald hinein. Für meine Ungeduld und Nervosität dauerte es viel zu lange, bis die Geräusche allmählich ferner klangen und der Laut der Schritte ganz erstarb. Den Soldaten machte ihr Dienst bestimmt ebenso wenig Freude wie uns das Hocken an den Palmstämmen, denn sie wußten ganz genau, daß es nicht einfach war, uns wieder einzufangen, nachdem es uns gelungen war zu entfliehen. Außerdem war ihnen nur zu gut bekannt, daß wir Schußwaffen bei uns führten. Daß wir sie kaum je gegen die Soldaten angewandt hätten, konnten sie nicht ahnen.  
      Bei dem recht eintönigen Leben im Fort war ihnen der Dienst, den sie heute Nacht tun mußten, neu und ungewohnt. Vielleicht waren sie sogar ganz froh, daß sie weder uns noch eine Spur von uns fanden.  
      Als eine Viertelstunde kein Laut, der von den Soldaten kommen konnte, mehr zu hören war, begann ich abwärts zu klettern. Als ich die Erde berührte, zuckte ich zusammen, denn dicht neben mir flüsterte jemand. Aber ich beruhigte mich schnell, denn es war Rolfs Stimme.  
      Mein Freund sagte leise zu mir:  
      „Das ist noch einmal gut gegangen, Hans. Jetzt steht uns der Weg in die Stadt offen. Vielleicht ist es besser, wenn Pongo ein Stück hinter uns bleibt, ein kleines Stück aber nur, so daß er uns immer im Auge behält. Wir dürfen es nicht wagen, mit ihm zusammen durch die Straßen zu gehen, das würde zu sehr auffallen!"  
      „Pongo schon machen!" nahm unser schwarzer Freund sogleich Rolfs Vorschlag an. „Massers immer vorangehen, Pongo gleich folgen."  
      So konnten wir ganz beruhigt sein, denn ein einzelner Neger fällt in den Straßen Cubas bestimmt nicht auf. Wir selber wollten uns bemühen, möglichst harmlos auszusehen und unbefangen zu erscheinen.  
      Etwas Herzklopfen hatte ich aber doch, als wir uns der ersten Straße näherten. Nein, Angst war es nicht! Angst habe ich ganz selten im Leben gehabt. Ich möchte den Zustand eher mit Lampenfieber bezeichnen, von dem auch routinierte Schauspieler vor Premieren oft nicht loskommen. Es gehört einfach zum Metier!  
      Der nächtliche Zug der Soldaten durch die Stadt war nicht unbemerkt geblieben. Wir sahen mehrere Gruppen von Einwohnern, die sich lebhaft unterhielten oder uns entgegenkamen, und konnten aus aufgeschnappten Worten und Satzfetzen folgern, daß sie sich Gedanken darüber machten, was die Soldaten zu so ungewohnter Stunde in der Stadt gewollt hätten.  
      Aber wir konnten andererseits sicher sein, daß die Soldaten keine Gelegenheit gehabt hatten, mit einzelnen Bürgern über den Zweck ihrer Anwesenheit zu reden.  
      Als wir bei der ersten Gruppe vorbeikamen, warf man uns zwar misstrauische Blicke zu, aber wir wurden nicht angesprochen. Erleichtert atmete ich auf, als wir die Gruppe passiert hatten. Wie aber würde es mit Pongo sein, der hinter uns herkam? Ob man ihn ansprechen würde?  
      Umzudrehen wagte ich mich nicht. Um so aufmerksamer lauschte ich nach rückwärts, ging wohl auch etwas langsamer.  
      Aufhalten konnten die braven Bürger ja Pongo nicht. Er würde sich den Durchgang mit ein paar Handgriffen erkämpfen. Aber auch das konnte für uns zum Verhängnis werden.  
      Zum Glück blieb alles ruhig.  
      Wir kamen an einzelnen Passanten und an mehreren kleineren und größeren Trupps und Gruppen vorbei. Nichts ereignete sich, ich gewann das Vertrauen wieder, daß alles gut gehen würde.  
      Gerade in dem Augenblick aber standen — wie aus der Erde gewachsen — zwei Polizisten vor uns, die eine nicht misszuverstehende Handbewegung machten. Wir mußten stehenbleiben.  
      „Die Herren sind fremd hier?" nahm der eine der beiden Polizisten das Wort. „Dürfen wir fragen, woher Sie kommen und wohin Sie wollen?"  
      „Gut, daß wir Sie treffen," sagte Rolf mit beneidenswerter Ruhe und Unverfrorenheit. „Da herrscht ja eine ganz eigenartige Unruhe in der Stadt! Ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen? Politische Unruhen vielleicht? Wir kommen gerade vom Hafen und wollten zum Gouverneur, dem wir eine wichtige Mitteilung zu machen haben. Wie müssen wir weitergehen, um möglichst ohne Umweg zum Palast des Gouverneurs zu kommen?"  
      Rolfs Art wirkte hier wie
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