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Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Titel: Rolf Torring 131 - Der Skorpion
Autoren: Hans Warren
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Bitte, den Kommandanten zu sprechen, vorbrachte, meinte der Posten, er werde zusehen, ob Colonel Wals zu so später Stunde für Fremde zu sprechen sei.  
      Er schlug die Klappe zu. Wir hörten, wie sich schwere Schritte entfernten.  
      „Hier müßte einmal ein alter preußischer Feldwebel herkommen," lächelte Rolf, als wir allein waren. „Wenn der Colonel seiner Soldateska ähnelt, nimmt es mich nicht wunder, wenn sich unter seinen Augen Wegelagerer im Fort aufhalten."  
      „Hör mal, Rolf! Marschtritte!"  
    „ Wir scheinen von einer Ehrenwache abgeholt zu werden."
      Als die dumpfen Schritte mehrerer Männer nahe herangekommen und schließlich verstummt waren, wurde das schwere Tor halb geöffnet, und wir erblickten sechs recht kriegerisch aussehende Soldaten mit aufgepflanzten Seitengewehren auf ihren Schießeisen. Ein Sergeant führte sie. Alle blickten finster drein, als seien wir Schwerverbrecher, die ohne Verhör zum Galgen geführt werden sollten.  
      Der Posten, der zuerst die Klappe geöffnet hatte, war auch wieder da; er forderte uns in barschem Tone auf, näherzutreten. Wir wurden von den Bewaffneten in die Mitte genommen, als ob zu befürchten stände, daß wir jede Sekunde einen Fluchtversuch unternehmen wollten.  
      Wir wurden über den großen Hof in Richtung eines weißen Gebäudes geführt, in dem neben der Schreibstube wohl auch die Wohnung des Kommandanten lag. Jedenfalls sah ich an einem Fenster kurze Zeit eine hübsche Kreolin, die uns mitleidigen Blickes betrachtete, ehe sie rasch verschwand.  
      Mich überkam ein sonderbares Gefühl. Was hatte der Blick zu bedeuten? Überhaupt war es so merkwürdig, daß wir unter scharfer Bewachung zum Kommandanten geführt wurden. Sollte die allgemeine Gärung, die infolge innerpolitischer Verhältnisse im Lande herrschte, ein solches Mißtrauen gegenüber allen Fremden ausgelöst haben?  
      Vor der Tür des Gebäudes bedeutete uns der Sergeant, stehenzubleiben. Noch mehr Soldaten kamen um die Ecken des Hauses herum und gesellten sich unserer „Ehrenwache" zu. Aller Augen waren mit einer gewissen Spannung auf uns gerichtet.  
      „Was mag das zu bedeuten haben?" fragte Rolf mich.  
      „Ruhe!" donnerte im gleichen Augenblick eine tiefe Stimme.  
      Sie gehörte dem Sergeanten, der bisher noch kein Wort zu uns gesagt hatte.  
      „Was soll das alles heißen?" fragte Rolf mit ruhiger Sachlichkeit. „Betrachtet man uns als Verbrecher, die man gefangengenommen hat? Wir wollen dem Colonel im Gegenteil einen Anschlag melden, der auf uns von der Mauer des Forts aus verübt worden ist."  
      Aufgeregtes Gemurmel durchlief nach Rolfs Worten die Reihen der Soldaten. Der Sergeant schüttelte mißtrauisch den Kopf und sagte:  
      „Das müssen Sie dem Colonel glaubhaft zu machen suchen. Er wird Ihnen vielleicht sagen, aus welchem Grunde Sie bewacht werden."  
      „Wir finden die Behandlung, die uns hier zuteil wird, unerhört," protestierte Rolf. „Ich bin überzeugt davon, daß der Colonel die Interessen der Deutschen auf andere Art wahrnimmt"  
      „Die Herren sind Deutsche?" fragte der Sergeant, und seine Stimme klang gleich viel freundlicher. „Dann wird der Colonel vielleicht glauben, daß die Herren unschuldig sind. Da kommt Colonel Wals schon"  
      Lautlos war in der Tür des Hauses eine schmächtige Gestalt aufgetaucht. Stechende schwarze Augen prüften uns eingehend. Dann gab der Colonel statt einer Begrüßung das Kommando:  
      „Untersucht die Herren und nehmt ihnen die Waffen ab"  
      Die Soldaten kamen dem Befehl mit einer Schnelligkeit und Geschicklichkeit nach, die mich in Erstaunen setzten. Sie leerten unsere Taschen, als gehörten sie zur Zunft berufsmäßiger Taschendiebe; wir fühlten kaum, wie sie den Inhalt herausholten.  
      Widerstand gegen die Übermacht war völlig zwecklos, also versuchten wir gar nicht, uns irgendwie zu widersetzen. Rolf wandte sich zum Kommandanten und sagte, immer noch mit der größten Ruhe:  
      „Sie werden Ihre Handlungsweise natürlich vor dem deutschen Konsulat zu verantworten haben, Colonel Wals"  
      Dabei nannte er unsere und Pongos Namen.  
      Wals legte sein strenges Gesicht darauhin in noch tiefere Falten und sagte:  
      „Mag sein, daß Sie die bekannten Globetrotter sind, von denen die Zeitungen hin und wieder berichteten. Das macht Sie aber nur noch verdächtiger. Oder wollen Sie leugnen, daß Sie mit dem 'Skorpion' in Verbindung
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